„Sie kann die CO2-Moleküle sehen“: Greta Thunberg als Helena Blavatsky des 21. Jahrhunderts?

Seit Anfang der Woche ist das Buch der Familie Greta Thunbergs über deren „Leben für das Klima“ im Handel erhältlich. Es offenbart ein schweres Schicksal, das viele Familien mit hochbegabten oder autistischen Kindern kennen – aber auch, wie schamlos ein leidender junger Mensch für einen zweifelhaften Kult ausgenutzt wird.
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Greta ThunbergFoto: über dts Nachrichtenagentur
Von 1. Mai 2019

Von Karl Marx stammt der Ausspruch „Geschichte wiederholt sich das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“ – und der Weg, den die von ihm begründete Ideologie in ihren unterschiedlichsten Facetten genommen hat, scheint selbst zu illustrieren, dass diese Einschätzung realitätsnäher gewesen sein könnte als der Rest seiner Erkenntnisse.

In der Zeit, in der er seine folgenschweren Gedanken zu Papier brachte, war Europa im Umbruch. Unruhen und Revolutionen erschütterten den Kontinent, gleichzeitig verloren die Sinnbilder alter Größe wie Krone und Kirche zunehmend an Autorität.

Mit elf Jahren zum „Schreibmedium“ geworden

Zwei Jahrhunderte zuvor hatte ein Krieg mit religiösen Vorzeichen halb Europa entvölkert. Nun lösten sich traditionelle Lebensordnungen auf – und materialistische Ideen feierten einen nie gekannten Siegeszug. Aber nicht nur externe Faktoren wie die Evolutionstheorie Darwins, die von Kirchenkritikern als vermeintliche Widerlegung religiöser Vorstellungen instrumentalisiert wurde, waren dabei ein Faktor. Die Auflösung der Grundherrschaften und die Industrialisierung brachten über Jahrhunderte gewachsene Lebensrhythmen ins Wanken – und damit Gewissheiten.

Wo aber die alten Deutungsmuster an Bedeutung verloren, stießen neue in das Vakuum vor, und entgegen dem Selbstverständnis der „aufgeklärten“ Zeit hatte der Bedeutungsverlust der Religion nicht zur Folge, dass die Menschen nicht mehr nach Glaubensgewissheiten suchten, sondern nur, dass sie diese anderswo als zuvor suchten.

Mitte des 19. Jahrhunderts, in etwa zur gleichen Zeit, da Karl Marx seine Hauptwerke schrieb, wirkte auf dem Gebiet der heutigen Ukraine ein Mädchen aus einer russischen Oberschichtfamilie, das gesundheitlich angeschlagen war und anders als ihre adelige Elterngeneration die einfache Lebensweise schätzte. Bereits im Alter von elf Jahren soll die als Helena Petrovna von Hahn-Rottenstein geborene, spätere Helena Blavatsky als „Schreibmedium“ Manuskripte niedergeschrieben haben, die eine vermeintlich verstorbene Deutschrussin medial übermittelt hätte, mit deren Bildern und Briefen sie als Fünfjährige gespielt hatte.

Helena war Berichten zufolge ein besonders hohes Maß an Sensitivität eigen. Sie soll in der Lage gewesen sein, Geistergestalten wahrzunehmen und wurde von ihrer Familie gar wegen Somnambulismus einem Exorzisten zugeführt. Später hielt sie bereits eigene Séancen im Haus ihres Großvaters ab und auf verschlungenen Pfaden bewegte sie sich zusammen mit ihrer eigenwilligen Begabung um die Welt, ehe sie eine so große Anhängerschaft aufbauen konnte, dass ihre „Geheimlehre“ zur Inspiration für namhafte Zeitgenossen wurde, die sich in der von ihr begründeten „Theosophischen Gesellschaft“ sammelten.

Die Sehnsucht, Teil von etwas Großem zu sein

Die „Theosophie“ und die Ideen Helena Blavatskys wurden zum Ausgangspunkt unterschiedlicher Lehren, von der „Anthroposophie“ Rudolf Steiners über das Neuheidentum bis zum New Age. Mithilfe heidnischer Mythen, Mysterienkulte und spiritistischer Experimente wollte die Theosophie die westliche Kultur, Wirtschaftsweise, Christentum und Rationalismus infrage stellen und diesen eine einheitliche, esoterische Weltreligion entgegensetzen. Diese predigte unter anderem die Brüderlichkeit aller Menschen, gleichzeitig aber auch eine Rangfolge unter „Wurzelrassen“.

Heute befindet sich Europa wieder in einer tiefen Sinnkrise. Zwei Weltkriege sowie eine Reihe totalitärer Experimente und Völkermorde haben den Kontinent erschüttert und ihm seine frühere Weltgeltung genommen. Die christlichen Kirchen sind korrumpiert und in ihnen selbst ist der Glaube weitgehend nur noch eine leere Hülle. Die 68er Revolte hat den Versuch zerstört, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder in eine bürgerliche Normalität zurückzufinden. Hedonismus und Konsum blieben weitgehend als die prägenden Elemente europäischer Lebensart übrig. Mittlerweile verliert auch die europäische Idee der Nachkriegsjahre an Zugkraft und während sich die Sinnarmut auch in einem demografischen Niedergang manifestiert, während sich infolge von Einwanderungswellen der Islam als dominanter Gegenentwurf ausbreitet, wächst wiederum die Sehnsucht breiter Massen, Teil von etwas Großem zu sein und Lebenssinn geliefert zu bekommen.

Wie es aussieht, kommt eine kindliche Seherin dabei gerade recht. Die 16-jährige „Klimaaktivistin“ Greta Thunberg ist mittlerweile mehr als nur ein Marketing-Tool zum Fundraising für Unternehmen im Umfeld radikaler Okö-Gruppen in Schweden oder ein Aushängeschild für eine astrogeturfte Schülerbewegung des in die Jahre gekommenen „Club of Rome“.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat jüngst einen Vorabdruck aus dem Buch der Thunberg-Familie präsentiert, das ab sofort unter dem Titel „Szenen aus dem Herzen: Unser Leben für das Klima“ im Buchhandel erhältlich ist.

Hochfunktionaler Autismus als Segen und Fluch

Die ersten Einblicke in den Alltag der Thunbergs offenbart ein Schicksal, das vielen Familien vertraut ist, deren Kinder über besondere Eigenschaften verfügen, die gleichsam ein Segen wie ein Fluch sein können. Im Fall Gretas ist es eine besondere Form des hochfunktionalen Autismus, der auf der einen Seite ein außergewöhnliches Potenzial offenbart, auf der anderen Seite ein auf Gleichmacherei aufgebautes staatliches Schulsystem aber ebenso überfordert wie die Familie selbst, Gleichaltrige und nicht zuletzt auch die Betroffene selbst.

Essstörungen, Depressionen und ein tiefes Gefühl der Verlorenheit sind nicht untypisch für junge Menschen, denen Anpassung nicht in der Form gelingen mag, die ihre Lebenswelt von ihr verlangt: „Denn sosehr sie sich auch bemüht, die Gleichung, die wir anderen schon gelöst haben, geht für sie nicht auf; die Gleichung, die die Eintrittskarte zu einem funktionierenden Alltag darstellt.“

Ein Film über Müllberge und Hamburger in der Schulmensa genügen, um die Systeme zum Versagen zu bringen:

„In der Mensa ist es warm und eng. Es herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, und plötzlich ist dieses fettige Stück Fleisch auf dem Teller kein Nahrungsmittel mehr. Es ist der zerquetschte Muskel eines Lebewesens, das Gefühle hat, ein Bewusstsein und eine Seele. Die Müllinsel hat sich auf Gretas Netzhaut eingebrannt. Sie fängt an zu weinen und will nach Hause, aber sie darf nicht nach Hause und soll in der Schulmensa tote Tiere essen und über Markenklamotten, Make-up und Handys reden.“

Nun gibt es viele mögliche Wege, mit einer solchen Besonderheit umzugehen, und keiner davon ist ein Königsweg. Aus der kranken Tochter jedoch eine Geschäftsidee zu machen, darauf kommt nicht jeder – und wer darauf kommt, folgt diesem Gedanken nicht immer, denn es ist schwer absehbar, wo ein solches Experiment enden wird.

„Sie sieht, wie die Treibhausgase aus unseren Schornsteinen strömen“

Die Thunbergs lassen sich auf dieses Wagnis ein mit der Folge, dass ihre Greta gleichsam zu einer Helena Blavatsky des 21. Jahrhunderts wird. Im Buch wird sie als nichts Geringeres denn als Seherin dargestellt:

„Greta gehört zu den wenigen, die unsere Kohlendioxide mit bloßem Auge erkennen können. Sie sieht, wie die Treibhausgase aus unseren Schornsteinen strömen, mit dem Wind in den Himmel steigen und die Atmosphäre in eine gigantische unsichtbare Müllhalde verwandeln. Sie ist das Kind, wir sind der Kaiser. Und wir sind alle nackt.“

Für Greta mögen der Hype und die Aufmerksamkeit Erfolgserlebnisse bedeuten, die Kinder mit Eigentümlichkeiten dieser Art so bitter benötigen. Wie lange das anhalten wird und ob nicht die Gefahr besteht, dass der Fall eines Tages umso tiefer sein könnte, danach mag niemand fragen, erst recht nicht die Eltern, für die sich die Tatsache, dass ihre Tochter von den „richtigen“ Ängsten geplagt wird, auch finanziell lohnt.

Das Befremdliche an dem Phänomen: Neben der Faszination des Eigentümlichen und vermeintlich sogar Seherischen gibt es nicht viel, was Greta Thunberg mit einer Helena Blavatsky gemein hat. Das fängt bereits damit an, dass sich Blavatsky längst im Erwachsenenalter befand, als sie ihrer Funktion als Sinnverkäuferin für eine verwirrte Gesellschaft nachkam.

Greta hingegen hat das Aussehen einer Zwölfjährigen und die Schilderungen über ihre zeitlich noch gar nicht so weit zurückliegenden Essstörungen lassen eher vermuten, dass sie sich in einem sehr labilen Zustand befindet, als dass sie physisch in der Verfassung wäre, um auf Dauer den Scheinwerfern und dem Erwartungsdruck der Öffentlichkeit standzuhalten.

Kirchen: Hoffnung auf die Wiederkehr des asketischen Ideals?

Manche mögen gerade das mit einer unausgesprochenen Erwartungshaltung verbinden. Neben Kommunisten und Ökototalitaristen, für die der Klimakult ein Instrument ist, um den verhassten „Kapitalismus“ und all die Freiheit und den Wohlstand zu überwinden, den er mit sich bringt, sind es auch die Kirchen, für die der Gretakult eine besondere Bedeutung zu haben scheint: Möglicherweise versprechen sie sich, nachdem sie den Kampf gegen die „sexuelle Revolution“ weitgehend aufgegeben hatten, jetzt aus der Klimareligion die Renaissance eines Geistes der Askese und des Verzichts, der an die Stelle von Materialismus und Hedonismus treten werde.

Dass diese Verklärung des Mangels jedoch nicht im Dienste eines Lebens steht, das der Gottesfurcht und der Pflege des Bandes zwischen früheren und kommenden Generationen gilt, sondern einer sehr irdischen Ideologie verpflichtet ist, die alles andere als christliche Ziele verfolgt, wird angesichts der jungfräulichen Ausstrahlung Greta Thunbergs erfolgreich verdrängt.

Das besonders Perfide am Greta-Kult ist es aber, dass das Mädchen für ein Denken instrumentalisiert wird, das den Menschen nicht als schöpferische und schaffende Persönlichkeit betrachtet, sondern in tiefster gattungsbezogener Menschenfeindlichkeit als „Krebsgeschwür des Planeten“, das man einhegen und am besten vollständig entfernen solle. Ganz im Sinne des ökofaschistischen Bekenntnisses der bayerischen Lehrerin und SPD-Aktivistin Verena Brunschweiger, für die „Kinder das Schlimmste für die Umwelt“ sind.

Eine solche Ideologie, die den Wert eines Menschen in CO2-Abdrücken bemisst, würde, sobald sie das Sagen hat, nicht zögern, das Existenzrecht von Menschen mit Besonderheiten, die sich nicht ins Kollektiv einfügen, also von Menschen wie Greta Thunberg, grundsätzlich infrage zu stellen.

   

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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