Belarus will die Truppe nicht finanzieren: Kehren Wagner-Söldner nach Russland zurück?

Das Auftauchen der Wagner-Söldner in Belarus hat bei vielen Besorgnis ausgelöst. Meldungen über den Rückzug der Truppen haben ebenso für Aufregung gesorgt. Wo sind Wagners Krieger jetzt?
Titelbild
Kämpfer der Gruppe Wagner in der russischen Stadt Rostow am Don am 24. Juni 2023.Foto: Roman Romokhov/AFP via Getty Images
Von 17. August 2023

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Nur wenige Wochen nachdem Präsident Alexander Lukaschenko die Wagner-Kämpfer mit offenen Armen empfangen hat, scheint sich die Gruppe aus Weißrussland zurückzuziehen.

Das wurde am 13. August vom britischen Verteidigungsministerium bekannt gegeben. Dem Ministerium zufolge könnte ein Finanzierungsproblem hinter den Ereignissen stecken.

Demnach bestehe eine realistische Chance, dass die russische Regierung die Aktivitäten der Wagner-Gruppe nicht mehr finanzieren wird. Zudem sei das vermutlich eine Aufgabe, die Weißrussland nicht übernehmen möchte.

„Insider“: Mit Bussen nach Krasnodar

Nähere Informationen über die Geschehnisse lieferte der Bericht des US-amerikanischen Kriegsstudieninstituts ISW (Institute for the Study of War) vom 9. August. Ihr Bericht über die Wagner-Gruppe wurde unter Berufung auf „Insider“ verfasst. Vom Kreml oder der belarussischen Führung wurde der Rückzug bislang nicht bestätigt.

Laut dem Bericht führen Wagners Streitkräfte derzeit die erste Phase des Rückzugs aus Belarus durch. Dabei würden Gruppen von 500 bis 600 Menschen mit Bussen aus Belarus nach Russland, konkret in die Regionen Krasnodar, Woronesch und Rostow, umgeleitet werden. Die zweite Phase soll demnach nach dem 13. August beginnen.

Der „Insider“ sowie eine weitere Wagner nahestehende Quelle bestätigten, dass die Wagner-Kräfte Weißrussland verlassen könnten, weil der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko sich geweigert hätte, die Truppe zu finanzieren.

Nur eine kleine Gruppe von Wagner-Ausbildern würden in Weißrussland bleiben, so der „Insider“. Ihre Aufgabe wäre es, die belarussischen Streitkräfte auszubilden. Ferner behaupteten die Informanten, dass die wichtigsten Wagner-Kräfte Ende August „aktiviert“ werden sollen. Was das genau bedeutet, ist unbekannt.

Nach Angaben des ISW haben diese Quellen bisher mehrfach zuverlässige Informationen geliefert. Sie fügten jedoch hinzu, dass ihre Organisation bisher keine sichtbaren Anzeichen dafür gesehen hat, dass sich die Wagner-Kräfte tatsächlich aus Weißrussland zurückziehen.

Entlassungen innerhalb der Wagner-Gruppe

Das britische Verteidigungsministerium hat erklärt, dass ihm Informationen vorliegen, wonach derzeit Entlassungen innerhalb der Wagner-Gruppe stattfinden. Aufgrund des finanziellen Drucks werden die Gehälter derzeit tatsächlich erheblich gekürzt. Es wird nicht ausgeschlossen, dass Putin die Organisation ganz auflösen will, so das ISW.

In der Tat gibt es viele Spekulationen und wenig Fakten über die Zukunft der Wagner-Gruppe. Das ISW Institut hat seine eigenen Hypothesen dazu veröffentlicht.

Ein mögliches Szenario ist nach Einschätzung des ISW, dass das russische Verteidigungsministerium das Wagner-Personal in traditionelle russische Einheiten integriert. Putin hatte sich am 26. Juli in einer Rede an die Wagner-Kommandeure gewandt, um sie zu überreden, sich der russischen Armee anzuschließen und den Kampf in der Ukraine fortzusetzen, erinnert das Institut.

Dem „Insider“ zufolge könnte der Kreml die Söldner auch mit anderen Jobangeboten ködern. So wurde ihnen zum Beispiel angeboten, mit anderen privaten Militärfirmen in Syrien und Afrika zu arbeiten.

Nach Angaben des ISW sind die Angebote von Putin an die Wagner-Söldner bisher weitgehend gescheitert. Für sie sei die Loyalität zu ihrem Anführer Prigoschin entscheidend. Welche Pläne Prigoschin hat, ist unbekannt.

Der österreichische Sicherheitsexperte Walter Feichtinger weist darauf hin, dass der Aufenthalt in Blearus „nur für einen vorübergehenden Zeitraum geplant war“. Tatsächlich „könnte die Gruppe für den russischen Staatschef Putin sehr wertvoll sein, aber vor allem ohne den derzeitigen Anführer Prigoschin“, so Feichtinger, der das österreichische Zentrum für strategische Analysen leitet.

Putin versus Söldner-Chef Prigoschin

Feichtinger stellte ernüchternd fest, dass es nicht möglich sei, eine faktenbasierte Antwort auf die derzeit offenen Fragen zur Wagner-Truppe zu geben. Expertenkreise seien sich jedoch mehr oder weniger einig darin, dass Putin wohl daran arbeitet, Prigoschin aus der Truppe zu entfernen. Seine Person könnte „eine große Bedrohung für den Kremlchef“ sein.

Die Ergebnisse des österreichischen Experten stimmen mit denen der ISW-Analysten überein. Demnach hatte Putin zuvor wiederholt versucht, Prigoschin als korrupt und als Lügner darzustellen. Dies hätte er getan, um seinen Ruf bei den Wagner-Söldnern und der russischen Gesellschaft zu zerstören.

Allerdings war der Wagner-Führer in den vergangenen Monaten bei mehreren Veranstaltungen anwesend. Er wurde beispielsweise am 27. Juli beim Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg gesehen. Das lasse darauf schließen, dass Prigoschin „seine Position als effektiver Führer der Wagner-Gruppe bislang beibehalten hat“, schreibt der Think-Tank.



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