Höchste Terror-Warnstufe: Französischer Innenminister spricht von „dschihadistischer Atmosphäre“ im Land

„Jeder von den Geheimdiensten als gefährlich eingestufte Ausländer“ werde künftig systematisch ausgewiesen, kündigte der französische Innenminister an. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel seien in Frankreich 189 antisemitische Straftaten registriert und 65 Verdächtige festgenommen worden.
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Auf dem Place de la Republique in Paris am 12. Oktober 2023. Am Abend wurde eine verbotene Pro-Palästinensische Kundgebung von der Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas auseinandergetrieben.Foto: DIMITAR DILKOFF/AFP via Getty Images
Epoch Times15. Oktober 2023

Nach dem islamistisch motivierten Messerangriff in einer Schule in Frankreich haben Anschlagsdrohungen am Wochenende die französische Polizei in Atem gehalten: Zwei der berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Landes – das Louvre-Museum in Paris und das Schloss von Versailles – wurden temporär nach Drohungen geräumt.

In Frankreich herrscht seit Freitag die höchste Terror-Warnstufe, Innenminister Gérald Darmanin sprach von einer „dschihadistischen Atmosphäre“ im Land. Die Zahl der patrouillierenden Anti-Terror-Soldaten wird auf bis zu 7.000 erhöht.

Louvre und Schloss Versailles

Zunächst verkündete am Samstagmittag der Louvre in Paris die sofortige Schließung „aus Sicherheitsgründen“. Das Museum habe „eine schriftliche Nachricht erhalten, in der von einem Risiko für das Museum und seine Besucher“ die Rede gewesen sei, sagte eine Sprecherin. Wenige Stunden später wurde das berühmte Schloss von Versailles westlich der französischen Hauptstadt nach einer Bombendrohung geräumt.

Der Louvre gehört zu den meistbesuchten Museen des Landes, im vergangenen Jahr zählte er 7,8 Millionen Besucher. Schloss und Park von Versailles werden im Herbst außerhalb der Hauptsaison durchschnittlich von 15.000 Besuchern pro Tag besichtigt.

Durchsuchungen beider Sehenswürdigkeiten ergaben laut Innenminister Darmanin keinen Hinweis auf eine tatsächliche Bedrohung.

Darmanin sprach von einer spürbaren „dschihadistischen Atmosphäre“ im Land seit dem Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel am Samstag vergangener Woche. Seitdem seien in Frankreich 189 antisemitische Straftaten registriert und 65 Verdächtige festgenommen worden. Der Innenminister kündigte an, „jeder von den Geheimdiensten als gefährlich eingestufte Ausländer“ werde künftig systematisch ausgewiesen.

Frankreich ist mit Blick auf den Nahostkonflikt in einer besonderen Lage, da dort die größte jüdische Gemeinde Europas mit schätzungsweise einer halben Million Menschen lebt. Zudem leben mehr als fünf Millionen Muslime in Frankreich, von denen viele maghrebinische Wurzeln haben.

Wie BBC berichtete, erhielt die Präsidentin der Nationalversammlung Yaël Braun-Pivet, die Jüdin ist, eine Morddrohung. Sie ist Mitglied von Macron Partei und ließ das Parlament in dieser Woche in den Farben der israelischen Fahne beleuchten. Auch eine Schweigeminute am 10. Oktober im Parlament geht auf ihre Anregung zurück.

Anschlag in Arras

Im nordfranzösischen Arras war am Freitag ein islamistischer Anschlag verübt worden: Ein als islamistischer Gefährder bekannter 20-Jähriger aus der russischen Republik Inguschetien erstach einen Lehrer und verletzte drei weitere Menschen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Angriff als „islamistischen Terrorismus“.

Der Präsident kürzte wegen des Nahost-Konflikts und der innenpolitischen Lage auch seinen für Montag und Dienstag vorgesehenen Aufenthalt beim Balkan-Gipfel in Albanien ab, bei dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet wird. Macron werde „wegen des nationalen und internationalen“ Umfeldes erst am späten Montagnachmittag in Tirana ankommen, wie der Elysée am Sonntag mitteilte. Ursprünglich wollte er Montagmorgen anreisen.

Auf einem zentralen Platz im Herzen der Stadt Arras gedachten am Sonntag hunderte Bewohner des getöteten Lehrers. Die Sirenen heulten, viele Menschen hatten Tränen in den Augen. Am Montag soll in allen Schulen des Landes um 14:00 Uhr eine Schweigeminute für den Getöteten abgehalten werden.

Premierministerin Elisabeth Borne betonte am Samstag, Frankreich werde „der Gewalt nicht nachgeben“: „Wir werden ihr die Stirn bieten und sie bekämpfen.“ Die Regierung werde zudem alles tun, um die Sicherheit von Lehrkräften zu garantieren: „Wenn ein Lehrer angegriffen wird, ist das nicht nur ein Angriff auf die Republik. Es ist deren Zukunft, die bedroht ist“, sagte Borne. (afp)



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