Nach Nazi-Skandal: Kanada erwägt Freigabe von Liste ehemaliger Nazi-Kollaborateure

Trotz datenschutzrechtlicher Bedenken könnten in Kanada bald Namen von ehemaligen Nazi-Kollaborateuren öffentlich gemacht werden – eine Reaktion auf den jüngsten Nazi-Skandal im kanadischen Parlament?
Kanadas Premierminister Justin Trudeau während einer Fragestunde im House of Commons.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau während einer Fragestunde im House of Commons.Foto: Sean Kilpatrick/Canadian Press via ZUMA Press/dpa
Epoch Times5. Oktober 2023

Ottawa erwägt nach Angaben von Premierminister Justin Trudeau die Freigabe einer Liste mit Namen mutmaßlicher ehemaliger Nazi-Kollaborateure. „Wir haben dafür gesorgt, dass hochrangige Beamte die Fälle sehr sorgfältig untersuchen, unter anderem durch das Durchforsten von Archiven“, sagte Trudeau mit Blick auf eine im Jahr 1986 erfolgte unabhängige Untersuchung zu mehr als 800 mutmaßlichen Kollaborateuren des Nationalsozialismus, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Kanada eingewandert waren, und deren Namen bisher nicht veröffentlicht wurden.

Die Beamten „werden den zuständigen Ministern Empfehlungen geben“, fügte Trudeau hinzu. Jüdische Organisationen, darunter B’nai Brith und das Simon-Wiesenthal-Zentrum, hatten zuvor auf die Veröffentlichung der Informationen gedrängt. Die Freigabe der Liste ist im Parlament umstritten – auch wegen der strengen kanadischen Datenschutzregelungen.

Trudeaus Ankündigung folgt auf einen Vorfall während eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kanada im vergangenen Monat, bei dem der 98-jährige Veteranen Jaroslaw Hunka im Parlament als „Held“ gewürdigt worden war, der im Zweiten Weltkrieg „für die Unabhängigkeit der Ukraine gegen die Russen“ gekämpft habe. Später wies ein kanadischer Historiker darauf hin, dass Hunka im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen war.

Der Vorfall hatte massive Kritik von jüdischen Organisationen und bei der konservativen kanadischen Opposition ausgelöst. Trudeau bat daraufhin um Entschuldigung, Parlamentspräsident Antony Rota trat zurück. (afp/dl)



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