Namibias Präsident Geingob im Alter von 82 Jahren gestorben

Einst wurde Hage Geingob als brillanter Denker und einer der Gründerväter des unabhängigen Namibias verehrt. Doch während seiner Präsidentschaft blätterte sein Ruhm ab.
Namibias Präsident Hage Gottfried Geingob wurde 82 Jahre alt.
Namibias Präsident Hage Gottfried Geingob wurde 82 Jahre alt.Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa
Epoch Times4. Februar 2024

Namibias Präsident Hage Geingob ist tot. Geingob sei am frühen Sonntagmorgen im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Windhoek gestorben, teilte das Präsidialamt des südafrikanischen Landes im Onlinedienst X, vormals Twitter, mit. Seine Frau Monica und seine Kinder seien an seiner Seite gewesen. Geingob hatte im Januar eine Krebserkrankung bekannt gegeben, war aber trotz der Behandlung im Amt geblieben.

Der am längsten amtierende Regierungschef

„Mit größter Trauer und größtem Bedauern teile ich Ihnen mit, dass unser geliebter Dr. Hage G. Geingob, der Präsident der Republik Namibia, heute, am Sonntag, den 4. Februar 2024, gegen 0:04 Uhr im Lady-Pohamba-Krankenhaus, wo er von seinem Ärzteteam medizinisch behandelt wurde, verstorben ist“, hieß es in der Erklärung, die vom neuen Präsidenten Nangolo Mbumba unterzeichnet ist. Mbumba war bisher Vizepräsident.

Geboren am 3. August 1941 im ländlichen Städtchen Otjiwarongo im damaligen Südwestafrika, begann Geingob zunächst eine Ausbildung als Lehrer. In den 1960er-Jahren schloss er sich der Befreiungsbewegung an, um sein Land von der Fremdverwaltung durch das benachbarte Südafrika zu lösen, das zu diesem Zeitpunkt von der rassistischen Apartheidregierung geführt wurde. Geingob wurde Mitglied der Südwestafrikanischen Volksorganisation (SWAPO), die später mit militärischer Unterstützung durch die Sowjetunion und Kuba gewaltsam ihr Ziel der Unabhängigkeit verfolgte.

Geingob agierte zunächst als Stellvertreter der SWAPO in Botsuana und wurde 1964 zum SWAPO-Repräsentanten bei den Vereinten Nationen in New York ernannt, wo er zeitgleich an renommierten US-Universitäten Politikwissenschaften studierte.

Mit der Gründung des UN-Instituts für Namibia 1975 wurde Geingob dessen Direktor, eine Position, die er bis zu seiner Rückkehr in seine afrikanische Heimat 1989 innehielt. Geingob war einer der führenden Köpfe seiner Partei und spielte eine entscheidende Rolle bis zur Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990. Unter anderem war er einer der Hauptautoren der neuen Verfassung des Landes.

Einsatz für die Versöhnung

Als erster Premierminister des unabhängigen Namibias – unter der Präsidentschaft von Sam Nujoma – setzte sich Geingob für die Versöhnung und den Wiederaufbau der ehemaligen deutschen Kolonie (1884 – 1915) mit 2,6 Millionen Einwohnern ein.

Nach einem Abstecher als Industrie- und Handelsminister wurde Geingob 2012 zum zweiten Mal Premierminister. Im November 2014 wählten die Namibier ihn mit großer Mehrheit zum Präsidenten und bestätigten ihn fünf Jahre später für eine zweite Amtszeit.

Geingob galt als brillanter Denker und versierter Rhetoriker, der sich für die Rechte der Unterdrückten einsetzte. Seine Vision eines geeinten und wirtschaftsstarken Namibias machte ihn vor allem während seiner ersten Amtszeit zu einem respektierten Staatsoberhaupt, sowohl innerhalb des Landes als auch auf internationaler Ebene.

Als einer von Geingobs wichtigsten politischen Erfolgen gilt die Gründung eines öffentlichen Dienstes in Namibia. Auch Naturschutz und Öko-Tourismus standen hoch auf Geingobs politischer Agenda.

Amtszeit

Während seiner zweiten Amtszeit, für die er nur knapp die Stimmenmehrheit erhielt, verlor Geingob jedoch an öffentlichem Ansehen. Zu dem stark schwindenden Vertrauen hatte unter anderem seine Unfähigkeit geführt, Misswirtschaft und Arbeitslosigkeit Einhalt zu gebieten.

Auch sein verschwenderischer Lebensstil, seine Unfähigkeit, Kritik anzunehmen, und seine zunehmende politische Zusammenarbeit mit China, stießen innerhalb der Bevölkerung auf Unmut. 2021 sah sich Geingob dann selbst mit schweren Korruptionsvorwürfen konfrontiert: Ihm wurde unterstellt, er habe Millionen von Dollar veruntreut, indem er angeblich Regierungsbeamte anwies, Gelder von einem staatlichen Fischereiunternehmen für politische Bestechungsgelder abzuzweigen. Ein Ergebnis der Untersuchung steht bis heute allerdings aus.

In Namibia stehen gegen Ende des Jahres Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an. (dpa/afp/red)



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