Nato-Großmanöver in Norwegen: Die russischen Raketentests werden sehr genau beobachtet

Russland will in der Nähe des Nato-Großmanövers „Trident Juncture 18“ vor der norwegischen Küste Raketentests vornehmen. Das Militärbündnis wurde nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg vergangene Woche über die russischen Tests informiert, die sich mit der Nato-Übung überschneiden. „Ich erwarte von Russland, dass es sich professionell verhält“, sagte Stoltenberg am Dienstag am Rande des Manövers im Westen Norwegens.

Die Raketentests fänden in internationalen Gewässern statt und würden von der Nato genau beobachtet, sagte Stoltenberg weiter. Das Militärbündnis werde seine Übung wie geplant absolvieren. Auch Norwegens Verteidigungsminister Frank Bakke-Jensen betonte, die Nato werde sich durch Russlands Vorgehen nicht „irritieren“ lassen.

Bei der Ankündigung habe sich Moskau an den vereinbarten Weg gehalten, sagte Stoltenberg. Die norwegische Luftfahrtbehörde wurde nach eigenen Angaben über russische Raketentests zwischen dem 1. und 3. November informiert.

Die Tests überschneiden sich

Die Tests überschneiden sich damit mit dem größten Nato-Manöver seit Ende des Kalten Krieges, das bis 7. November in der Region abgehalten wird. Moskau verfolgt dieses Manöver mit Argwohn. Die Nato-Übung sei „eindeutig eine anti-russische Machtdemonstration“, erklärte das Außenministerium in Moskau.

An der Nato-Übung nehmen rund 50.000 Soldaten aus 31 Ländern teil – die 29 Nato-Mitgliedstaaten sowie Schweden und Finnland. Aus Deutschland sind in Norwegen etwa 8000 Soldaten beteiligt.

Simuliert wird der Angriff auf einen Verbündeten und die Aktivierung der Beistandsklausel nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrags. Bei der Übung soll die Fähigkeit der Nato trainiert werden, schnell Truppen aus anderen Teilen Europas und aus Nordamerika zusammenzuziehen.

Offiziell richtet sich das Nato-Manöver gegen keinen bestimmten Angreifer. Angesichts der seit Jahren wachsenden Spannungen mit Russland handelt es sich aber durchaus um eine Machtdemonstration. Norwegen teilt im hohen Norden eine rund 200 Kilometer lange Grenze mit Russland. Moskau hatte im September das größte Militärmanöver seiner Geschichte mit rund 300.000 Soldaten abgehalten.

Unterdessen teilte die Nato in Brüssel mit, am Mittwoch werde ein Treffen des Nato-Russland-Rats stattfinden, das achte in den vergangenen zwei Jahren. Der 2002 gegründete Nato-Russland-Rat ist das wichtigste Gesprächsforum zwischen beiden Seiten. Wegen des Ukraine-Konflikts lag der Dialog von Juni 2014 bis April 2016 auf Eis.

(afp)