Paris-Attentäter: Vorzeitig freigelassen, Medikamente abgesetzt, keine Gefahr

Ein deutscher Tourist wurde in Paris ermordet. Der islamistische Täter hatte seit Langem Kontakt zu mordenden Dschihadisten. Anti-Terror-Staatsanwalt gibt mehr Hintergrundinformationen bekannt.
Ein Dschihadist ermordete am 2. Dezember 2023 in Paris einen deutschen Touristen.
Ein Beamter der Kriminalpolizei arbeitet am Tatort unweit des Eiffelturms in Paris.Foto: Dimitar Dilkoff/AFP/dpa
Von 7. Dezember 2023

„Erschütternde Nachrichten aus Paris“ verkündete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock nach einer islamistischen Terrorattacke am 2. Dezember im Zentrum der französischen Hauptstadt. Die Grünen-Politikerin versicherte zudem in ihrem Statement auf X: „Hass und Terror haben in Europa keinen Platz.“ Auch Frankreichs Premierministerin Elisabeth Borne versprach ebenfalls auf X: „Wir werden dem Terrorismus nicht klein beigeben.“

Ein polizeibekannter radikaler Islamist hatte am 2. Dezember in der Nähe von Eiffelturm mehrere Passanten mit Messer und Hammer angegriffen. An jenem Samstagabend starb ein junger deutscher Tourist. Polizeikräfte konnten den Täter, einen Franzosen mit iranischen Wurzeln, mit Taser-Einsatz überwältigen und verhaften. Die nationale Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen wegen Mordes und versuchten Mordes. Es wurde berichtet, dass der Attentäter Armand Rajabpour-Miyandoab psychische Probleme gehabt haben soll.

Kontakte zu später mordenden Dschihadisten

Wie nun bekannt wurde, soll der junge Islamist „Verbindungen zu Personen geknüpft habe, die in der dschihadistischen Ideologie verankert seien“, so Anti-Terror-Staatsanwalt Jean-François Ricard nach Angaben der französischen Epoch Times. Das französische Zentrum für Terrorismusanalyse (CAT) erklärte gegenüber der Zeitung „Le Figaro“, dass Armand Rajabpour-Miyandoab Kontakt über soziale Netzwerke zu dem islamistischen Attentäter von Conflans-Sainte-Honorine, Abdoullach Ansorov, hatte.

Der Tschetschene Ansorov ermordete den französischen Lehrer Samuel Paty, indem er mehrfach auf dessen Bauch und Arme einstach und ihm anschließend den Kopf mit einem Messer abschnitt. In einer Audionachricht nach Syrien erklärte der 18-Jährige: „Meine Brüder, betet dafür, dass Allah mich als Märtyrer aufnimmt.“ Er wurde bei seiner Festnahme von Polizisten erschossen.

Gedenkfeier für den ermordeten französischen Geschichts- und Geografielehrer Samuel Paty am 16. Oktober 2021 in Eragny-sur-Oise im Nordwesten von Paris. Foto: Alain Jocard / AFP via Getty Images

Ein weiterer Terror-Kontakt von Armand Rajabpour-Miyandoab war Larosi Abbala. Dieser hatte 2016 im Namen des Dschihad den Polizisten Jean-Baptiste Salvaing und seine Partnerin Vanessa Schneider in Magnanville ermordet. Abbala und der junge Franko-Iraner waren auf Facebook befreundet. Es habe jedoch „kein Austausch zwischen ihnen stattgefunden“, sagte der Staatsanwalt. Larossi Abbala erstach den 42-jährigen Polizisten vor dessen Haus mit einem Messer. Anschließend ermordete er dessen Frau und nahm deren 3-jährigen Sohn als Geisel. Elite-Polizisten stürmten schließlich das Haus und erschossen den Terroristen.

Polizisten mit dem Bild des französischen Polizisten Jean-Baptiste Salvaing und seiner Partnerin Jessica Schneider. Das Paar wurde von einem Dschihadisten in Magnan ermordet. Foto: SYLVAIN THOMAS / AFP / Getty Images

„Weiche Satan!“, rief der Pater noch bevor er starb

Einen frühen Austausch hatte der Franko-Iraner auch mit dem Dschihadisten Adel Kermiche. Der 19-Jährige hatte im Juli 2016 in Saint-Étienne de Rouvray dem 85-jährigen Pater Jacques Hamel die Kehle durchgeschnitten. Ein weiterer Anwesender erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Pater Hamel wusste gleich, mit wem er es zu tun hatte. Schon schwer verletzt rief er noch: „Weiche Satan!“ Vergeblich.

Die muslimische Gemeinschaft des Ortes erklärte, man wolle den franko-algerischen Attentäter Adel Kermiche nicht bei sich beerdigen: „Wir werden den Islam nicht mit dieser Person beschmutzen“, sagte der Verantwortliche der örtlichen Moschee, Mohammed Karabila. „Wir werden uns weder an der Totenwäsche noch an der Beisetzung beteiligen.“ An der Tat war ein weiterer junger Islamist beteiligt. Beide Terroristen wurden von der Polizei erschossen.

Laut „Le Figaro“ soll Armand Rajabpour-Miyandoab, der Mörder des deutschen Touristen, auch mit dem französischen Dschihadisten Maximilien Thibaut in Kontakt gestanden sein. Thibaut reiste einst nach Syrien und gehörte der radikal-islamistischen Gruppe Forsane Alizza. Die Gruppe wurde im August 2010 in Nantes gegründet und im Frühjahr 2012 aufgelöst. Die Dschihadisten hatten als Ziel die „Errichtung eines Kalifats“ in Frankreich, so die französische Zeitung.

Tödlicher Samstag in Paris

Das erste Opfer des Attentäters war ein auf den Philippinen geborener deutscher Staatsbürger, der mit seiner Freundin zu Besuch in Paris war. Sie gingen gerade beim Eiffelturm spazieren, als der hinterhältige Angriff nahe der Bir-Hakeim-Brücke im Viertel Quai de Grenelle geschah. Der Angreifer stach seinem Opfer in Rücken und Schulter, wie die französische Zeitung „Le Parisien“ nach Polizeiangaben berichtete. Als man den 23-jährigen Altenpfleger aus Uelzen auffand, war er bereits tot. Seine Freundin wurde auch angegriffen, blieb jedoch unverletzt, weil ein Taxifahrer rechtzeitig eingriff.

Nach der Attacke flüchtete der Terrorist über die Brücke auf die andere Seite der Seine, verfolgt von der Polizei. Bevor die Polizisten ihn überwältigen konnten, verletzte er noch einen englischen Touristen mit seinem Hammer am Auge. Eine weitere Person erlitt einen Schock.

Bei seiner Festnahme schrie er den Polizisten „Allahu Akbar“ entgegen und drohte mit Sprengstoff unter seinem Mantel.

Laut Innenminister Gérald Darmanin gab der Franko-Iraner als Begründung für seine Verbrechen bei der Polizei an, dass er es nicht mehr ertragen würde, „dass Muslime sowohl in Afghanistan als auch in Palästina sterben“. Er sei zudem unzufrieden mit dem, was in Gaza geschehe, glaubte, dass Frankreich an den Aktionen Israels „mitschuldig“ sei und wollte als Märtyrer sterben. Im radikalen Islamismus glaubt ein Märtyrer, dass auf ihn nach dem Tod das Paradies wartet, mit Glückseligkeit und 100 Jungfrauen zum Vergnügen.

Arzt sah keine psychiatrische Gefahr

Wie die französische Epoch Times berichtet, war der Attentäter schon lange als Islamist bei den Behörden bekannt und in psychiatrischer und neurologischer Behandlung. 2016 hatte ein Gericht den Armand Rajabpour-Miyandoab zu fünf Jahren Haft verurteilt – wegen eines gescheiterten Anschlagsplans im Pariser Büroviertel La Défense. 2020 wurde er nach vier Jahren vorzeitig freigelassen. Er lebte bei seinen Eltern in Essonne, rund 50 Kilometer südlich von Paris, und stand unter Aufsicht der Behörden.

Seine Eltern sind keine Muslime. Sie waren einst vor dem Mullah-Regime geflohen. Armand Rajabpour-Miyandoab wurde in Frankreich geboren und konvertierte 2015 zum Islam und dann sehr schnell zur dschihadistischen Ideologie. Erst Ende Oktober dieses Jahres hatte seine Mutter Sorge über das Verhalten ihres Sohnes gegenüber der Polizei geäußert. Unter anderem hatte der junge Franko-Iraner auf X (ehemals Twitter) „zahlreiche Veröffentlichungen über Hamas, Gaza und allgemein Palästina“ gemacht, bestätigte ein französischer Richter.

Nach Angaben des Pariser TV-Senders BFMTV hatte Armand Rajabpour-Miyandoab bereits im März 2022 mit der Einnahme seiner Medikamente aufgehört – im Einvernehmen mit seinem Arzt. Der Arzt habe in seinen Berichten auch darauf verwiesen, dass keine Notwendigkeit bestehe, die Medikamentenüberwachung wieder aufzunehmen. Im letzten Bericht vom 21. April 2023 hieß es, dass bei dem jungen Mann keine psychiatrische Gefahr festgestellt worden sei.



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