Putin: Ukrainische Gegenoffensive hat begonnen

Die ukrainische Armee hat nach Angaben von Russlands Präsident Wladimir Putin ihre seit Langem erwartete Gegenoffensive gestartet. Die Gegenoffensive habe „begonnen“, sagte der Kreml-Chef in einem Videointerview.
Putin und der Machtapparat sehen sich längst im Krieg mit dem «kollektiven Westen» unter Führung der USA, die es auf eine Zerstörung Russlands abgesehen hätten und dafür die Ukraine nur als Schlachtfeld nutzten.
Putin und der Machtapparat sehen sich längst im Krieg mit dem „kollektiven Westen“ unter Führung der USA, die es auf eine Zerstörung Russlands abgesehen hätten und dafür die Ukraine nur als Schlachtfeld nutzten.Foto: Gavriil Grigorov/Kremlin Pool/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa
Epoch Times9. Juni 2023

Die ukrainische Armee hat nach Angaben von Russlands Präsident Wladimir Putin ihre seit Langem erwartete Gegenoffensive gestartet. Die Gegenoffensive habe „begonnen“, sagte der Kreml-Chef am Freitag. Die ukrainische Armee habe aber „ihre Ziele nicht erreicht“. Unterdessen sagten die USA der Ukraine weitere Militärhilfen zu.

„Wir können definitiv sagen, dass diese ukrainische Offensive begonnen hat“, sagte Putin in einem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Interview mit einem Reporter des russischen Staatsfernsehens. Die Kämpfe dauerten bereits seit fünf Tagen an. Die ukrainischen Truppen hätten aber „auf keinem der Schlachtfelder“ ihre Ziele erreicht, sagte der Kreml-Chef weiter. Die ukrainischen Truppen hätten vielmehr „erhebliche Verluste“ erlitten.

Alle bisherigen ukrainischen Versuche einer Gegenoffensive seien gescheitert, sagte Putin. Dennoch verfüge die Ukraine, die mittlerweile mit moderner westlicher Ausrüstung ausgestattet ist, weiterhin über Offensivfähigkeiten.

Nach Angaben aus Moskau gab es zuletzt schwere Kämpfe vorwiegend im Süden der Ukraine. Am Freitag erklärte das russische Verteidigungsministerium, in der Region Donezk sowie im Gebiet Saporischschja hätten ukrainische Kräfte in den vergangenen 24 Stunden „weiterhin versucht, eine Offensive auszuführen“. Sie seien aber von „Streitkräften, Luftwaffe und Artillerie“ entscheidend zurückgeschlagen worden. Aus Kiew hieß es, der Schwerpunkt der Kämpfe liege weiterhin im Osten des Landes.

Die Ukraine hat seit Monaten eine Gegenoffensive angekündigt, um die russischen Truppen von ukrainischem Territorium zurückzudrängen. Die Behörden des Landes hatten allerdings zugleich erklärt, es werde keine Ankündigung über den Beginn dieser Offensive geben. Beobachter sehen in der Zunahme der Kämpfe im Süden der Ukraine jedoch einen Beweis dafür, dass Kiews Gegenoffensive begonnen hat oder kurz vor dem Beginn steht.

Derweil sagten die USA der Ukraine neue Militärhilfen im Wert von 2,1 Milliarden Dollar (rund 1,95 Milliarden Euro) Dollar zu. Das Rüstungspaket umfasst nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums vom Freitag unter anderem zusätzliche Munition für das Patriot-Luftabwehrsystem, Flugabwehrsysteme vom Typ Hawk und dazugehörige Raketen sowie Artilleriemunition. Geliefert werden sollen auch Drohnen vom Typ Puma und lasergesteuerte Raketensystem-Munition.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte derweil, Russland wolle mit iranischer Hilfe eine Drohnenfabrik bauen. „Diese Fabrik könnte Anfang kommenden Jahres vollkommen betriebsbereit sein.“ Die „russisch-iranische Militärpartnerschaft scheint sich zu vertiefen“, sagte Kirby weiter. Russland habe vom Iran bereits Hunderte Drohnen im Krieg gegen die Ukraine erhalten. Diese würden bislang im Iran gebaut und dann über das Kaspische Meer an Russland geliefert.

Unterdessen meldeten die ukrainischen und pro-russischen Behörden mindestens 13 Tote durch die Überschwemmungen in der Ukraine, die durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms ausgelöst wurden. Acht Menschen kamen in den von Russland besetzten Gebieten ums Leben, hieß es den von Moskau eingesetzten Behörden zufolge. Fünf Menschen wurden auf ukrainisch kontrolliertem Gebiet bei den Überschwemmungen getötet, wie die Behörden aus der Ukraine mitteilten.

Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig vor, für den Vorfall verantwortlich zu sein.

Nach russischen Angaben zum Beginn der lange erwarteten Gegenoffensive der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Streitkräfte für ihr „Heldentum“ gelobt. „Für unsere Soldaten, für alle, die sich in diesen Tagen in besonders harten Kämpfen befinden. Wir sehen euer Heldentum und wir sind euch dankbar für jede Minute eures Lebens“, sagte Selenskyj in seiner täglichen Ansprache am Freitagabend.

1.500 Soldaten und 150 gepanzerte Fahrzeuge

Zudem hat die russische Armee am Freitag mitgeteilt, sie habe mehrere Angriffe an der südlichen ukrainischen Front abgewehrt. Dort hätten sich die Kämpfe in dieser Woche in Erwartung einer größeren Kiewer Offensive deutlich verschärft.

„Im Laufe des vergangenen Tages setzten die ukrainischen Streitkräfte ihre Versuche fort, offensive Operationen in Richtung Süd-Donezk und Saporischschja durchzuführen“, so die russische Armee. Diese seien aber von den russischen Truppen und der russischen Luftwaffe „entschlossen“ zurückgeschlagen worden.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte erklärt, dass die ukrainischen Streitkräfte versucht hätten, die Linien der russischen Armee in der Region Saporischschja zu durchbrechen. Dabei hätten sie bis zu 1.500 Soldaten und 150 gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt.

Schoigus Behauptung konnte nicht unmittelbar überprüft werden. Doch die Region Saporischschja gilt seit Langem als der strategisch wichtigste und wahrscheinlichste Ort für den neuen ukrainischen Feldzug. Berichte über ununterbrochenen Beschuss gab es auch auf dem Twitter-Account „War Translated“.

Zuvor hätten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und andere offiziellen Vertreter in den vergangenen Tagen signalisiert, dass sie genügend westliche Militärhilfe für eine größere Gegenoffensive gegen die russischen Streitkräfte gesammelt hätten. Ein genaues Datum für die Offensive habe er jedoch nicht genannt. Deshalb ist umstritten, ob die angekündigte Großoffensive bereits gestartet ist.

„Gegenoffensive ist große Desinformation“, sagt Lukaschenko

Laut dem belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko sei die „groß angekündigte Gegenoffensive des Kiewer Regimes eine reine Desinformation“, wie aus einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur „Tass“ hervorgeht.

Was sein Land beobachtet hätte, würde mit den Informationen des russischen Präsidenten überein stimmen. Demnach seien innerhalb von drei Tagen etwa drei Dutzend anrückende ukrainische Panzer und 120 oder 130 Schützenpanzer abgewehrt worden. Mehr als 2.100 Ukrainer seien dabei getötet worden.

Es handelt sich dabei, so Lukaschenko, um keine Gegenoffensive. Dies teilte er bei einem Treffen in Minsk gegenüber den Mitgliedern des Ausschusses der Sekretäre des Sicherheitsrates der Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit mit. „[…], aber wenn es eine gibt, dann ist dies das Ergebnis von drei Tagen“, ergänzte er.

Auch der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, denkt, dass der Krieg ohne Waffenlieferungen beendet wäre. Für ihn steht jedoch fest: „Wenn der Westen nicht mit Waffen unterstützt hätte, wäre der Krieg zu Ende, aber die Ukraine unter dem Joch Russlands. Der Krieg wäre vorbei, aber das Leiden ginge weiter“, sagte er am Freitag in Nürnberg auf dem evangelischen Kirchentag.

Jewgeni Prigoschin forderte 200.000 Soldaten an

Nach der Meldung von Russland und Belarus, dass die ukrainische Gegenoffensive bei Saporischschja zurückgeschlagen worden sei, hat sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin auf seinem Telegram-Kanal zu Wort gemeldet.

Der russische Wagner-Chef teilte im Onlinedienst Telegram mit, er halte die angeblichen Neuigkeiten aus Moskau und Minsk für unglaubwürdig, so in einem Bericht der „Frankfurter Rundschau“. Mit Verweis auf den Lügenbaron Münchhausen bezeichnete er Moskaus Berichte als „wilde Fantasie“.

Zuvor habe Jewgeni Prigoschin auf seinem Telegram-Kanal geschrieben: „Ich denke, dass die Ereignisse, die sich jetzt an der Front abspielen, der Beginn einer Gegenoffensive der Ukraine sind.“ Prigoschin hatte von Moskau deshalb 200.000 Soldaten angefordert. Seiner Meinung nach sei die Wagner-Gruppe die einzige bewaffnete Kraft, die die ukrainische Gegenoffensive im Ukraine-Krieg stoppen könne. (afp/il)



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