Strache misstraut Kickl und wittert „Unterwanderung“ der FPÖ

Österreichische Medien, die Vorabdrucke des in Kürze erscheinenden Buches „Das Ibiza Attentat“ von Ex-FPÖ-Chef HC Strache erhalten haben, zitieren kritische Aussagen des Politikers gegen frühere Parteifreunde. Außerdem wittert Strache obskure Zirkel hinter „Ibiza“.
Von 22. November 2021

Noch im November soll das Buch „Das Ibiza Attentat“ auf den Markt kommen, in dem der frühere österreichische Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache seine Sicht auf die Ereignisse darstellt, die zu seinem Rücktritt aus beiden Ämtern im Jahr 2019 geführt hatten. Medien wie „oe24.at“ haben das Manuskript im Vorfeld zur Verfügung gestellt bekommen und erste Auszüge daraus wiedergegeben.

Strache empfand Ibiza-Abend als „äußerst unangenehm“

Wie Strache im Vorwort deutlich macht, soll das Buch eine „persönliche Aufarbeitung und Abrechnung, jedoch keine Anklage“ sein. Obwohl er zum Opfer einer lange geplanten Intrige geworden sei, wolle er sich „nicht in der Opferrolle suhlen“.

Dennoch legt Strache Wert darauf, dass die eigentlich zutreffende Interpretation der Ibiza-Ereignisse hätte lauten müssen, dass er „sogar in diesem Zustand nicht korrumpierbar“ gewesen sei.

Aus heutiger Sicht erschien es Strache „höchst merkwürdig, dass meine Willenskraft nicht ausreichte, um wirklich zu gehen, obwohl ich den Abend als äußerst unangenehm empfand und nach mehreren Stunden völlig zerfahren und erschöpft war“.

Die Falle, die ihm Gegner der FPÖ gestellt hätten, wäre jedoch „ohne die bereitwillige Mithilfe durch meine ‚Parteifreunde‘ nicht umsetzbar gewesen“, resümiert der frühere Vizekanzler.

Im Buch ist die Rede von zwei Mordkomplotten

Seinem damaligen engen Vertrauten Johann Gudenus, der als nachtaktiv und gesellig bekannt war und im Vorfeld des damaligen Ibiza-Urlaubs die mutmaßlichen Drahtzieher mehrfach in Szenelokalen getroffen hatte, sinnt er nicht nur Naivität im Umgang mit diesen zu.

Vielmehr habe es um diesen eine „Vielzahl an seltsamen Vernetzungen und fragwürdigen Kontakten“ gegeben, was auch die Möglichkeit nahelegen würde, dass Gudenus erpresst worden sein könnte oder „man ihm Geld versprochen“ haben könnte, um seinen Part in der „Ibiza“-Inszenierung zu absolvieren.

Darüber hinaus spricht Strache von zwei möglichen Mordkomplotten gegen seine Person. Eines davon soll sich im Jahr 2018 zugetragen haben, als ein des militanten Salafismus verdächtiger kosovarischer Lokalbetreiber einem V-Mann des Verfassungsschutzes 100.000 Euro für eine Autobombe gegen den damaligen Vizekanzler geboten habe.

Die diesbezüglichen Ermittlungen verliefen jedoch im Sande, da sich an Teilen der Aussage des V-Mannes Zweifel ergeben hätten.

Im Juni 2021 brach zudem Feuer auf einer Yacht vor dem Hafen von Biograd in Kroatien aus, während Strache neben sieben weiteren Österreichern an Bord war. Die Ursache blieb zunächst unklar – Brandermittler sprachen später von einem „technischen Gebrechen einer Gasleitung“.

Strache sieht FPÖ durch paneuropäischen Orden unterwandert

Kritische Worte verliert Strache auch in Richtung des derzeitigen Parteichefs Herbert Kickl, der Strache vor dem Eintritt der FPÖ in die Bundesregierung im Jahr 2017 als Generalsekretär zur Seite stand.

Kickl hätte bereits seit Längerem Ambitionen entwickelt, anstelle Straches den FPÖ-Vorsitz zu übernehmen. Allerdings sei dies für ihn als ehemaligen Referenten Jörg Haiders unmittelbar nach dessen Gründung des BZÖ schwierig gewesen. Und später, als Haider nach seinem Tod im Jahr 2008 auch in seiner ursprünglichen Partei wieder positiv beurteilt wurde, nicht in der Lage gewesen sei, in dessen Fußstapfen zu treten.

Zudem sieht Strache die FPÖ durch den Habsburg-nahen St.-Georgs-Orden unterwandert, dem neben Politikern aus ÖVP, SPÖ und mehreren europäischen Parteien auch FPÖ-Politiker wie Norbert Hofer, Dominik Nepp und Manfred Haimbuchner angehören.

Der Orden setzt sich nach eigenen Angaben für ein „vereintes christliches Europa und die traditionellen konservativen Werte“ ein.

Aufbau des Teams HC gescheitert

Strache war in den frühen 1990er-Jahren ein scharfer innerparteilicher Kritiker des von Jörg Haider forcierten Bekenntnisses der FPÖ zu einem „wehrhaften Christentum“.

Er sah darin eine Verwässerung des strikt antiklerikalen Erbes des sogenannten Dritten Lagers im späten 19. Jahrhundert, auf welches sich die Partei stets berief. Haider hingegen wollte mit dieser programmatischen Erweiterung christlich-konservative Wähler und Persönlichkeiten einbinden, die mit dem eher reformkatholischen Profil der ÖVP in der Ära Busek haderten.

In seiner Zeit als Parteichef bemühte sich auch Strache, die neu gewonnenen religiös-konservativen Wählerschichten zu halten – obwohl er sich Ende 2006 mit dem bekanntesten Exponenten der christlichen Rechten in der FPÖ, Ewald Stadler, überwarf. Dieser soll im Streit um Fördermittel für die Parteiakademie versucht haben, Strache mit kompromittierenden „Wehrsport“-Aufnahmen aus dessen Jugendzeit zu erpressen.

Nach seinem Ausschluss aus der FPÖ gründete er das „Team HC Strache“. In Wien scheiterte das Team HC mit 3,3 Prozent bei der Gemeinderatswahl deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde.

Außerhalb der Bundeshauptstadt gelang der Strache-Partei bislang nur in Graz ein Antritt zur Gemeinderatswahl. Dort kam das Team HC allerdings nur auf 0,25 Prozent. Bei den Bezirksratswahlen konnte es dort, wo es antrat – in Liebenau (0,6 Prozent) und Puntigam (1,5) –, ebenfalls keine Mandate erringen.



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