Taliban nehmen vorletzte große Stadt Afghanistans ein – SPD-Verteidigungspolitikerin fordert Eingreifen

Es scheint als sei das Schicksal von Afghanistan besiegelt. Die Taliban rücken unaufhaltsam vor. Nun wurde auch die letzte große Stadt in dem krisengeschüttelten Land von den Islamisten eingenommen. SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller fordert angesichts der prekären Lage ein Eingreifen Deutschlands.
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Die Taliban übernehmen nach und nach das krisengeschüttelte Land Afghanistan.Foto: AFP via Getty Images
Epoch Times15. August 2021

Die radikalislamischen Taliban haben auch die ostafghanische Stadt Dschalalabad eingenommen. Die Hauptstadt der Provinz Nangarhar sei kampflos an die Taliban gegangen, sagten Bewohner von Dschalalabad am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP und bestätigten damit entsprechende Behauptungen der Taliban in Online-Netzwerken. Damit ist die Hauptstadt Kabul die letzte große Stadt des Landes, die nicht von der radikalislamischen Miliz kontrolliert wird.

„Wir sind heute morgen mit lauter weißen Fahnen für die Taliban in der ganzen Stadt aufgewacht“, sagte Ahmad Wali aus Dschalalabad.

Nach der Einnahme der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam lagerten die Taliban bereits am Samstag nur noch rund 50 Kilometer von Kabul entfernt. Die USA entsandten tausende zusätzliche Soldaten in die afghanische Hauptstadt, die nach Pentagon-Angaben das Ausfliegen tausender Menschen täglich gewährleisten sollen. Auch Auswärtiges Amt und Bundesverteidigungsministerium wollen das Personal der deutschen Botschaft in Kabul, andere deutsche Staatsbürger sowie Ortskräfte rasch außer Landes bringen.

SPD-Verteidigungspolitikerin will Eingreifen in Afghanistan

Die SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller warnt nun davor, den Siegeszug der Taliban in Afghanistan tatenlos hinzunehmen. Man müsse die afghanische Regierung und Armee weiter unterstützen, sagte sie dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben). „Wir müssen drei Ziele verfolgen“, sagte die Sozialdemokratin.

„Wir müssen die Deutschen und die afghanischen Ortskräfte sicher aus dem Land bringen. Dazu gehören auch die Ortskräfte, die sich noch in Kunduz befinden.“ Zudem müsse der Friedensprozess in Doha weitergehen – und das sei nur möglich, wenn es noch etwas zu verhandeln gibt. Die Taliban dürften auf keinen Fall das ganze Land kontrollieren.

Daraus folge: Es müsse alles getan werden, um die afghanische Regierung zu stabilisieren und Moral in die Truppe zu bringen, sagte Möller, verteidigungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, dem RND. Die Beratung der afghanischen Armee und Unterstützung bei der strategischen Planung müssten verstärkt werden, ebenso die Versorgung mit medizinischem Gerät.

Ein dritter Punkt wäre Hilfe bei der Nachrichtenaufklärung, dazu bräuchte es allerdings ein neues Parlamentsmandat für die Bundeswehr. „Der Westen muss an der Seite der Afghanen bleiben“, forderte Möller. „Wir dürfen dort nicht als Komplettversager vom Platz gehen.“

Luftwaffenmaschinen fliegen am Montag für Evakuierung nach Kabul

Unterdessen werden zur Evakuierung des deutschen Botschaftspersonals in Kabul laut einem Zeitungsbericht am Montag Militärtransporter der deutschen Luftwaffe vom Typ A400M in die afghanische Hauptstadt fliegen. Diese Maschinen, die höchsten Schutz böten, sollten die Deutschen sicher außer Landes bringen, berichtet die „Bild am Sonntag“. Voraussichtlich werde in der usbekischen Hauptstadt Taschkent eine Drehscheibe für Zwischenlandungen der A400M-Maschinen eingerichtet. Von dort sollten die Passagiere mit Chartermaschinen nach Deutschland gebracht werden.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte der „BamS“, er räume der sicheren Ausreise des deutschen Botschaftspersonals aus Afghanistan höchste Priorität ein. „Oberstes Gebot ist jetzt die Sicherheit unseres Botschaftspersonals“, hob der Minister hervor. „Wir werden nicht riskieren, dass unsere Leute den Taliban in die Hände fallen. Wir sind für alle Szenarien vorbereitet.“

Die Bundesregierung ist laut Maas mit dem Bundestag über ein Mandat für den Evakuierungseinsatz im Gespräch. Angesichts der aktuellen Gefahrenlage ist nach Informationen der „BamS“ eine nachträgliche Mandatierung wahrscheinlich.

Nach der Einnahme der Provinzhauptstadt Pul-i-Alam lagern die radikalislamischen Taliban nur noch rund 50 Kilometer von Kabul entfernt. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte zu, das Auswärtige Amt beim Ausfliegen von Botschaftspersonals und Ortskräften zu unterstützen. (afp/dts/oz)



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