UN plant Bergung von verrottetem Öltanker vor der Küste Jemens

Um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, haben die Vereinten Nationen einen Tanker für eine Rettungsaktion gekauft. Denn seit 2015 rottet ein riesiger Rohöltanker vor der Küste Jemens vor sich hin. Im Mai könnte endlich mit dem Abpumpen des Öls begonnen werden. Warum dauerte das so lange?
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Ein Öltanker. (Symbolbild)Foto: iStock
Von 27. März 2023

Ein vor der Küste Jemens verankerter Supertanker kann laut UN jeden Moment sinken oder explodieren. Dass der Tanker „FSO Safer“, der rund 175 Millionen Liter Rohöl im Wert von mehr als 37 Millionen Euro an Bord trägt, immer noch still vor sich hin dümpelt, scheint fast wie ein Wunder. So besteht laut Medienberichten schon seit Jahren die Gefahr, dass der Öltanker auseinanderfällt. Umweltschützer und die Vereinten Nationen befürchteten bereits im Jahr 2020, dass der Rumpf des verwahrlosten Schiffes bald reißt, wie der „Tagesspiegel“ damals berichtete.

Um die „schwimmende Zeitbombe“ endlich zu entschärfen, haben die Vereinten Nationen nun beschlossen, selbst einen Rettungstanker für eine Bergungsaktion zu kaufen. Jahrelange Bemühungen für die Finanzierung hatten bisher zu keinem Erfolg geführt.

Auch jetzt fehlen den Vereinten Nationen noch immer 34 Millionen Dollar (rund 32 Millionen Euro), um die erforderlichen 130 Millionen Dollar (120 Millionen Euro) für die Arbeiten aufzubringen, wie der Nachrichtenkanal „Sky News“ kürzlich berichtete. Die Regierungen der USA, des Vereinigten Königreichs, Deutschlands und der Niederlande hätten gemeinsam mit privaten Spendern einen Beitrag geleistet, was aber noch nicht ausreiche.

Keine Haushaltsmittel zur „Vermeidung von Katastrophen“

In Bezug auf schwer aufzutreibende Geldmittel zur Verhinderung einer Ölkatastrophe sagt der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe im Jemen, Herr Gressly:

Es gibt viele Schwierigkeiten, aber für die meisten Mitgliedstaaten besteht die Schwierigkeit darin, dass in den Haushalten der einzelnen Mitgliedstaaten reichlich Geld für die Bewältigung eines Notfalls vorhanden ist – und das ist eine Ironie des Schicksals.“

So wisse er, dass bei einer Ölkatastrophe zig Millionen Dollar fließen würden, um die Katastrophe zu beheben. „Aber niemand scheint Haushaltsmittel zu besitzen, um eine Katastrophe zu vermeiden“, ergänzt Gressly.

Sollte es wirklich dazu kommen, dass das verrottete „Floating Storage and Offloading Terminal“ („FSO Safer“) Öl verliert, werden die Kosten für die Säuberungsarbeiten auf eine erheblich größere Summe geschätzt als die Rettungsaktion des Tankers – nämlich auf rund 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro).

Dazu kommt, dass die Unterbrechung des Schiffsverkehrs durch die Meerenge Bab al-Mandab zum Suezkanal täglich weitere Milliarden an Verlusten im Welthandel verursachen könnte, wie dies nach dem Festfahren der „Ever Given“ im Kanal im Jahr 2021 der Fall war.

Für den UN-Koordinator, der seit 2021 die Rettungsaktion des Supertankers leitet, sei der Kauf des Schiffes durch das UNDP aber nun in der Tat ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Abpumpen des Öls für Anfang Mai geplant

Laut FAZ habe der Chef des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), Achim Steiner, am 9. März in New York mitgeteilt, dass seine Organisation einen Kaufvertrag mit dem Unternehmen Euronav für ein großes Tankschiff unterzeichnet habe. Dieses könne mehr als eine Million Barrel Öl aufnehmen, was rund 159 Millionen Liter entspricht.

Der erworbene Supertanker soll nach Angaben des UNDP-Chefs dann im April in Richtung Jemen losfahren, nachdem er in China noch einer routinemäßigen Wartung unterzogen werde. So könne das Abpumpen des Öls aus der „FSO Safer“ Anfang Mai beginnen, wenn alles nach Plan laufe.

Schon 2020 war Seewasser in den „FSO Safer“ eingedrungen

Der 1976 in Japan gebaute Tanker „FSO Safer“ ist seit dem Jahr 2015 zu einer Waffe im Krieg zwischen den pro-iranischen Huthi-Rebellen und einer von Saudi-Arabien geführten Allianz geworden. Die Konfliktparteien hatten sich seitdem gegenseitig vorgeworfen, mit dem Supertanker eine Katastrophe zu provozieren – Vermittlungsbemühungen der UN hatten keine Lösung herbeigeführt.

Seitdem der Bürgerkrieg im Jemen die Ölindustrie des Landes zum Stillstand brachte, hat die „FSO Safer“ ausgedient. Das fast 50-jährige Schiff liegt etwa sieben Kilometer vor dem jemenitischen Hafen Ras Isa und ist seit Jahren nicht mehr gewartet worden. Wie die Nachrichtenagentur AP bereits im Juni 2020 gemeldet hatte, sei damals schon Seewasser in den Maschinenraum des mehr als 360 Meter langen Tankers eingedrungen.

Bleibt zu hoffen, dass die Rettungsaktion zum Abpumpen des Öls noch rechtzeitig erfolgt, denn es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Sollte das Öl wirklich noch vorher aus dem Tanker ins Wasser gelangen, sei eine Katastrophe vom Ausmaß der Havarie des Tankers „Exxon Valdez“ vor der Küste Alaskas im Jahr 1989 zu erwarten, sagte Ian Ralby, Chef der auf maritime Sicherheit spezialisierten Beratungsfirma I. R. Consilium, gegenüber dem „Tagesspiegel“.

Die Ölmenge auf der „FSO Safer“ entspricht dem Vierfachen der Menge, die nach der Havarie der „Exxon Valdez“ vor dem US-Bundesstaat Alaska ins Meer gelangt war.



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