Wahl in Irland: Schlappe für Regierungskoalition und ihren Sparkurs

Bei der irischen Parlamentswahl muss die regierende Mitte-Links-Koalition Nachwahlbefragungen zufolge eine schwere Schlappe hinnehmen. Sowohl Fine Gael von Ministerpräsident Enda Kenny als auch Labour haben bei der Wahl am Freitag drastisch Stimmen eingebüßt.
Titelbild
Letzte Vorbereitung: Momentaufnahme aus einem Wahllokal im irischen Castlebar.Foto: Aidan Crawley/dpa
Epoch Times27. Februar 2016

Sowohl Fine Gael von Ministerpräsident Enda Kenny als auch Labour haben laut der Umfragen im Auftrag der „Irish Times“ und des Senders RTÉ bei der Wahl am Freitag drastisch Stimmen eingebüßt.

Die Regierungsparteien hatten gehofft, dass die Wähler sich für Stabilität statt Experimente entscheiden. Der Umfrage zufolge sieht es allerdings danach aus, als hätten die Wähler die Koalition für ihren Sparkurs nach der Wirtschaftskrise abgestraft. Ein wichtiges Thema im Wahlkampf war etwa die Einführung von Wassergebühren, gegen die Zehntausende protestierten.

Den in der Nacht zum Samstag veröffentlichten Zahlen des Marktforschungsinstituts Ipsos MRBI zufolge rutschte Fine Gael im Vergleich zur Wahl 2011 um zehn Punkte von 36,1 auf 26,1 Prozent ab. Labour stürzte sogar von 19,5 Prozent auf nur noch 7,8 Prozent. Die liberal-konservativen Partei Fianna Fáil legte der „Irish Times“ zufolge deutlich zu. Sinn Féin, die früher als politischer Arm der IRA galt, habe moderat Stimmen gewonnen.

Das Marktforschungsinstitut Behaviour and Attitudes kam zu ähnlichen Ergebnissen. Es sieht Fine Gael sogar nur noch bei 24,8 Prozent, aber dennoch als stärkste Partei. Labour landet demnach bei 7,1 Prozent. Auch die Zugewinne bei Fianna Fáil und Sinn Féin bestätigt die Befragung im RTÉ-Auftrag. Demnach hat sich ein erheblicher Teil der Wähler für kleine Parteien entschieden, zu denen in Irland auch die Grünen zählen.

Die Sitzverteilung im irischen Parlament ist aufgrund des komplizierten Wahlsystems schwer vorherzusagen; im Vergleich zu den Stimmanteilen kann es deutliche Verschiebungen geben. Finanzminister Michael Noonan hatte vor der Wahl allerdings gesagt, die Koalition brauche rund 41 Prozent, um weiter regieren zu können – diese hätte sie den Befragungen nach klar verfehlt.

Wahlforscher gingen schon vor der Wahl davon aus, dass es der bisherigen Koalition nicht zu einer Mehrheit reichen werde und eine Regierungsbildung schwer werden dürfte, da die Vorsitzenden der großen Parteien Fine Gael und Fianna Fáil eine Koalition ausgeschlossen haben.

Bei einem Beginn der offiziellen Auszählungen am Samstag um 10.00 Uhr MEZ wird mit Ergebnissen erster Wahlkreise am Nachmittag gerechnet. Ein Endergebnis dürfte es nicht vor Sonntag geben. (dpa)



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