Wochenrückblick: Jeder Fünfte würde auswandern, automatisierte „Politessen“ und Cambridge ohne Maut

Neue Schlappen: Winterreifen im Test, 238 neue Gendarmerie-Brigaden und die Auslosung der Tickets für die Fußball-EM 2024 hat begonnen. Für Ewigkeitschemikalien PFAS wurde etwas erfunden, um sie gründlich zu zerstören. Ein unvollständiger Rückblick auf Nachrichten dieser Woche in Kurzmeldungen.
Titelbild
Ausrangierte Flügel von Windkraftanlage auf einem Feld am 4. Oktober 2023 in Sweetwater, Texas. General Electric hat Klage gegen Global Fiberglass eingereicht und behauptet, das Unternehmen habe es versäumt, Tausende von Turbinenflügeln zu recyceln.Foto: Brandon Bell/Getty Images
Von 7. Oktober 2023

Automatisierte Politessen

Künftig sollen gegen Falschparker Scan-Fahrzeuge durch die Straßen rollen. Das geht aus einem Beschluss des Bundesrates zur Reform des Straßenverkehrsgesetzes hervor. Politessen könnten rund 50 Autos pro Stunde auf Parkscheine und -ausweise überprüfen. Scan-Fahrzeuge fertigen Bilder der Kennzeichen an, die mit einer Datenbank abgeglichen werden, in der die Berechtigungen hinterlegt seien. Daher könnten sie bis 1.000 Kennzeichen stündlich kontrollieren. Um das zu ermöglichen, fordern die Bundesländer die Bundesregierung auf, die Rechtslage anzupassen. Das Scannen stellt einen Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung dar, daher sei eine Gesetzesänderung nötig.

Bombe „geerntet“

In Bayern hat ein Landwirt bei der Kartoffelernte eine 10 Kilo schwere Splitterbombe „geerntet“. Auf dem Förderband seines Kartoffelroders lag plötzlich die Bombe. Der 35-jährige Landwirt rief die Polizei und diese den Kampfmittelräumdienst. Die Bombe wurde umgehend auf dem Acker gesichert und abtransportiert – den Beamten zufolge ohne größere Gefahren. Für Bauern ist das nichts Unbekanntes, auch beim Pflügen oder anderen Arbeiten auf Feldern finden sich immer wieder alte Kampfmittel.

188. Oktoberfest

18 Tage Oktoberfest sorgten für eine Ausnahme-„Wiesn“. Es kamen 7,2 Millionen Besucher, was einen neuen Rekord darstellt. Doch der Bierkonsum nahm ab, es waren 6,5 Millionen Maß. Die Menge der alkoholfreien Getränke nahm zu, dieser ist darin nicht enthalten. Da „die Wiesn“ nur einmal im Jahr ist, saß das Geld wohl trotz der gepfefferten Preise für Getränke und Gegrilltes locker.

Ende mit 7 Prozent Mehrwertsteuer

Speisen in der Gastronomie werden ab Januar 2024 wieder mit 19 statt der Corona- und Energiekrise bedingten 7 Prozent besteuert. Der Mehrwertsteuersatz steigt als wieder auf die vorher übliche Höhe. Inflation plus Steuererhöhung dürften dazu führen, dass einige Gaststätten dichtmachen werden. Es wird befürchtet, dass sich nur noch gut Betuchte einen Restaurantbesuch leisten können.

238 neue Gendarmerie-Brigaden

Bis zum Jahr 2027 stellt Frankreich 238 neue Brigaden der Gendarmerie auf, ein Großteil davon in Form mobiler Teams mit je sechs Mitgliedern. Außerhalb von Paris erhalte jedes der 101 Départements ein bis vier zusätzliche Brigaden, erklärte Präsident Macron. Dabei sollen sich 145 mobile Brigaden von Ort zu Ort bewegen, sie nehmen auch Anzeigen entgegen. Sie sollen einen Teil der etwa 500 Brigaden kompensieren, die zwischen 2007 und 2016 in Frankreich aufgelöst worden waren. In Frankreich teilen sich die Sicherheitskräfte in Polizei und Gendarmerie. Letztere untersteht sowohl dem Verteidigungs- als auch dem Innenministerium. Macron hatte die zusätzlichen Sicherheitskräfte im Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Jahr angekündigt.

Cambridge ohne Maut

Der Vorschlag, in Cambridge eine Pkw-Maut in Höhe von 5 Pfund (5,70 Euro) zu erheben, wurde wegen mangelnder politischer Unterstützung fallen gelassen. Angedacht war eine „nachhaltige Verkehrszone“ (Sustainable Travel Zone), um die Autofahrten innerhalb der Stadt um 50 Prozent zu reduzieren. Autofahrer hätten täglich 5 Pfund (5,70 Euro), Lieferwagenfahrer 10 Pfund (11,75 Euro) und Lastwagenfahrer 50 Pfund (57,72 Euro) zahlen müssen, um in die Zone oder werktags zwischen 7 und 19 Uhr in der Stadt zu fahren. Das hätte der Stadt jährlich 30 Millionen Euro eingebracht, was für das Busnetz, die Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer verwendet werden sollte. Anwohner befürchten nun jedoch, dass diese Idee nach der nächsten Wahl in anderer Form wieder auftaucht.

Abbau bei Playmobil

Der Playmobil-Mutterkonzern baut weltweit rund 700 Stellen ab, davon rund 370 in Deutschland. Das gab die Horst Brandstätter Group in Zirndorf bei Nürnberg bekannt. Der Stellenabbau entspreche einem Anteil von 17 Prozent weltweit und 16 Prozent der Gesamtbelegschaft in Deutschland. Als Grund für den Stellenabbau gab der Konzern eine schwierige wirtschaftliche Lage an. Sowohl die Spielzeugmarke Playmobil wie auch die ebenfalls zum Konzern gehörende Marke Lechuza für Pflanzgefäße spüren demnach weiterhin die Auswirkungen der Corona-Einschränkungen. Der Playmobil-Hersteller will auch seinen Formenbau auslagern und 74 Stellen streichen.

Der Playmobil-Mutterkonzern baut weltweit rund 700 Stellen ab, davon rund 370 in Deutschland.
Der Playmobil-Mutterkonzern baut weltweit rund 700 Stellen ab, davon rund 370 in Deutschland. Foto: Daniel Karmann/dpa

Jeder Fünfte würde auswandern

Die Stimmung in Deutschland ist mies, an Besserung glaubt eine deutliche Mehrheit nicht mehr. Etwas mehr als jeder Siebente (71 Prozent) erwartet, dass es den Menschen in Deutschland künftig schlechter gehen wird als jetzt. Nur jeder Zwanzigste (5 Prozent) glaubt an eine Verbesserung, ergab eine aktuelle forsa-Umfrage. Nur noch 78 Prozent der Befragten leben „gern“ in Deutschland. 19 Prozent würden das Land nach eigener Auskunft gern verlassen, in den mitteldeutschen Bundesländern sogar jeder Vierte. Noch stärker ist die Unzufriedenheit mit der Lage offenbar abermals bei den AfD-Wählern: „Nur knapp die Hälfte (49 Prozent) lebt gern in Deutschland – und beinahe ebenso viele (46 Prozent) würden das Land lieber verlassen“, fasst ntv zusammen.

Handwerker bei Facebook

Britische Handwerker, die soziale Medien nutzen, erhalten fast die Hälfte (47 Prozent) ihrer Aufträge darüber, zeigt eine Umfrage des Versicherers Direct Line unter 500 Handwerkern. 93 Prozent nutzen Facebook, Instagram und Co, um Kunden anzulocken. Und über ein Drittel (35 Prozent) bekommt eigenen Angaben nach dreimal oder öfter pro Woche Aufträge hierüber. Für fast 60 Prozent ist Facebook am effektivsten. Es folgen Instagram (39 Prozent), YouTube (33 Prozent) und TikTok (31 Prozent). Mit 25 Prozent abgeschlagen sind X (einst Twitter) und LinkedIn. Alison Traboulsi, Produktmanagerin bei Direct Line Business Insurance, wiederholt eine der schlechten Erfahrungen, welche die Handwerker dabei auch machten, so: „Leider teilen Menschen eher eine negative als eine positive Kundenerfahrung“.

PFAS-zerstören

Mit Ultraschall entfernen Forscher der Ohio State University als nahezu unzerstörbar geltende Chemikalien aus der Familie der PFAS, indem Moleküle wie Fluortelomersulfonate zerbrochen werden. Die Überreste sind laut den Experten nicht mehr gefährlich. Effektiv ist vor allem die hohe Temperatur von mehr als 9.000 Grad Celsius beim Zerplatzen sogenannter Kavitationsblasen, die bei bestimmten niedrigen Ultraschallfrequenzen in den PFAS entstehen. Vor fast einem Jahrhundert wurden PFAS zur Herstellung von Produkten wie Kochgeschirr, wasserdichter Kleidung und Körperpflegeartikeln erfunden. Seit Jahren ist bekannt, dass die Bindungen in diesen Chemikalien extrem stabil sind und sich nur schwer aus der Umwelt entfernen lassen. Die Europäische Union diskutiert daher über ein mögliches Verbot von PFAS.

Kein L-Gas mehr aus Groningen

Die Niederlande beendet die Förderung von Erdgas in Groningen; eines der größten Gasfelder Europas wurde am 1. Oktober endgültig geschlossen. Ein Jahr stehen die Anlagen noch als Notreserve zur Verfügung, ab Oktober 2024 werden sie abgebaut. Mit geschätzten 2.900 Milliarden Kubikmetern förderbarem Erdgas gilt das Gasfeld als eines der größten weltweit, an dem der niederländische Staat durchaus gut verdiente. Gefördert wurde sogenanntes L-Gas („low caloric gas“), Alternativen dazu sind schwer zu finden. Rund 40 Jahre nach Beginn der Förderung im Jahr 1962 wurde ein erstes Erdbeben mit der Stärke von 3.0 auf der Richterskala registriert. Seither gab es weitere kleine Beben, was zu einer Reduktion der Förderung und schließlich zur Schließung führte. Doch nicht alle Schadensmeldungen stehen mit den Erdbeben im Zusammenhang, viele haben auch andere Ursachen.

Der Verkauf der Tickets für die Heim-EM 2024 startet an diesem Dienstag.
Der Verkauf der Tickets für die Fußball-EM 2024 begann am 3. Oktober 2023. Foto: Aleksandr Gusev/Zuma Press/dpa

Fußball-EM: Ticketverlosung beginnt

Vom 3. bis 26. Oktober werden insgesamt über 1,2 Millionen Tickets für die Europameisterschaft 2024 (14. Juni bis 14. Juli) in der ersten Vorverkaufsphase vergeben. Jede Person kann sich auf maximal vier Tickets bewerben, beispielsweise hier: www.ticketbande.de/sport-tickets/fussball/uefa-euro-2024. Die UEFA verspricht „eine faire und transparente Verlosung“. Die Ticketpreise reichen von 30 Euro bis 1.000 Euro (höchste Kategorie im Finale von Berlin). Angesichts der größeren Entfernungen der Stadien können Fans nur für ein Spiel pro Tag Karten erhalten, Tickets soll es ausschließlich in digitaler Form geben. Sportlich hat sich bislang noch kein Team qualifiziert, die Auslosung der EM-Endrunde findet erst am 2. Dezember in Hamburg statt – anders gesagt: Fußballbegeisterte können sich zwar jetzt für Tickets registrieren lassen, haben aber keine Ahnung, welche Länder dann spielen.

KI – kopierende Intelligenz?

Zahlreiche bekannte Autoren haben eine Sammelklage gegen die Schöpfer von ChatGPT, also OpenAI, eingereicht. Ihre Werke seien, ohne sie zu fragen für das Training der künstlichen Intelligenz verwendet wurden. Die Anklage ging am Southern District Court of New York (USA) ein. Mit dabei der „Game of Thrones“-Vorlagenautor George R. R. Martin, John Grisham („Die Firma“, „Der Klient“), Michael Connelly („The Lincoln Lawyer“) und Jodi Picoult („Ich wünschte, du wärst hier“). Weitere Mitkläger sind David Baldacci, Mary Bly, Sylvia Day, Elin Hilderbrand, Christina Baker Kline, Maya Shanbhag Lang, Victor LaValle, Douglas Preston, Roxana Robinson, George Saunders, Scott Turow und Rachel Vail. In der Klageschrift heißt es: „Die Angeklagten kopierten die Werke der Kläger im Pulk, ohne Erlaubnis oder Rücksichtnahme in ihre ‚large language models‘ oder LLMs. […] Diese Algorithmen sind das Herzstück des massiven kommerziellen Unterfangens der Angeklagten. Und das Herz dieser Algorithmen ist systematischer Diebstahl von massivem Ausmaß.“

Neue Schlappen: Winterreifen

Winterreifen für Pkw unterscheiden sich durch eine spezielle Gummimischung von Sommerreifen. Auch das Profil ist anders und an Schnee und Regen angepasst. Im Winterreifentest testete der Auto Club Europa (ACE) 2023 zehn verschiedene Reifen. Testsieger ist der Blizzak LM005 Reifen von Bridgestone, zudem sei er mit 74,77 Dezibel leiser als der EU-Labelwert. Als empfehlenswert gelten für den ACE diese Reifen: Continental (WinterContact 870 P), Goodyear (UltraGrip Performance + SUV), Hankook (i*cept evo3 x), Michelin (Pilot Alpin 5 SUV), Nokian (Snowproof 2 SUV) und Pirelli (Scorpion Winter 2). Die Reifen von Austone (SKADI SP-901) und Fortuna (Winter SUV) seien im Falle eines Wetterwechsels gefährlich. Getestet wurde das Fahrverhalten der Reifen jeweils auf einer trockenen, nassen und schneebedeckten Fahrbahn auf unter anderem das Handling, das Bremsverhalten und die Performance bei Aquaplaning.

Kinderreisepass

Der Kinderreisepass wird abgeschafft, nachdem am 29. September der Bundesrat verschiedenen Änderungen im Passrecht zugestimmt hat. Ab Januar 2024 sollen Eltern nun einen elektronischen Reisepass mit längerer Gültigkeitsdauer für ihre Kinder beantragen. Dieser ist weltweit einsetzbar. Kinderreisepässe enthalten anders als der elektronische Standardreisepass keinen Speicherchip, auf dem unter anderem die Fingerabdrücke hinterlegt werden. Manche Länder verlangen deshalb für die Einreise zusätzlich ein Visum für das Kind.



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