Altkanzler Schröder an Wolfgang Schäuble: Die „schwarze Null“ muss weg

In einer solchen Situation "darf eine Regierung die schwarze Null nicht zum Maß aller Dinge machen", betonte der Altkanzler. Wenn die Integration nicht gelinge, "zerreißt es die Gesellschaft."
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Gerhard SchröderFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times16. März 2016

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) fordert Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf, das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts aufzugeben. Die Integration der Flüchtlinge sei eine Jahrhundert-Aufgabe, so Schröder in der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir brauchen ein modernes Zuwanderungsgesetz und ein Integrationsgesetz, das die Länder und Kommunen mit ausreichend Geld ausstattet, damit sie sich endlich um die Schulen, die Ausbildung, die Unterbringung und Versorgung kümmern können."

In einer solchen Situation "darf eine Regierung die schwarze Null nicht zum Maß aller Dinge machen", betonte der Altkanzler. Wenn die Integration nicht gelinge, "zerreißt es die Gesellschaft. Und es wäre eine Überlebensgarantie für die AfD."

Schröder wirft seiner Nachfolgerin im Kanzleramt, Angela Merkel, vor, sich in der Flüchtlingspolitik nicht hinreichend mit Frankreich abzustimmen. "Das versäumt zu haben ist auch ein Grund, warum Deutschland in der EU jetzt politisch isoliert ist", sagte der Altkanzler. Ohne Frankreich laufe in Europa nichts. "Man kann auch keinen Druck auf die osteuropäischen Länder aufbauen, wenn man nicht Frankreich an seiner Seite hat", so Schröder weiter.

Vor dem EU-Gipfel an diesem Donnerstag kritisiert Schröder auch die Türkei-Politik der Kanzlerin und der Union scharf. Das CDU/CSU-Konzept einer "privilegierten Partnerschaft" mit der Türkei sei "krachend gescheitert" und mitverantwortlich dafür, dass die türkische Führung immer autoritärer agiere. Die Weigerung der Union, die EU-Beitrittsverhandlungen zu intensivieren, habe zu einer Abkehr der Türkei von europäischen Werten geführt.

"Unterstellen wir mal, die Verhandlungen über eine Mitgliedschaft wären weit fortgeschritten: Dass das eher positive Auswirkungen hätte auf Offenheit und Demokratie in der Türkei, kann man doch nicht ernsthaft bestreiten", sagte Schröder. Die Versäumnisse von damals führten nun dazu, "dass wir uns heute die Zusammenarbeit mit der Türkei teuer erkaufen müssen, sie kostet richtig Geld".

Schröder machte auch Merkel und die Union für den Aufstieg der AfD verantwortlich. Über Jahrzehnte hätten CDU und CSU den Eindruck erweckt, Deutschland sei kein Einwanderungsland. "Diese Politik hat Frau Merkel in diesem Sommer von einem Tag auf den anderen aufgegeben, indem sie mit viel Herz, aber wenig Plan den Flüchtlingen gesagt hat: Kommt alle her", so Schröder. Dieser "radikale Kurswechsel" habe die bürgerlichen Wähler verunsichert. "Sie haben geglaubt, die CDU stünde wie ein Fels gegen Einwanderung. Tut sie aber nicht."

(dts Nachrichtenagentur)



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