CDU Münster: „Das kommt faktisch einem Verbot des Einfamilienhauses gleich“

Die Stadt Münster hat einen neuen „klimagerechten“ Bauleitfaden herausgegeben. Ihm zufolge sollen im städtischen Raum „nur in besonderen Lagen“ freistehende Einfamilienhäuser geplant werden. Die CDU im Stadtrat sieht darin ein „faktisches Verbot“ von Einfamilienhäusern.
Mit einem Kranz wird beim Neubau eines Einfamilienhauses in der Region Hannover Richtfest gefeiert.
Mit einem Kranz wird beim Neubau eines Einfamilienhauses in der Region Hannover Richtfest gefeiert.Foto: Mia Bucher/dpa
Von 3. Juni 2023

Bedeutet das das Aus für Einfamilienhäuser? Laut dem neuen „klimagerechten Bauleitfaden“ der Stadt Münster ist in Neubaugebieten der Bau von Mehrfamilienhäusern anzustreben. Dort heißt es wörtlich: „In neuen Wohngebieten werden in der Regel Mehrfamilienhäuser und nur untergeordnet Reihen- und Doppelhäuser und nur in besonderen Lagen freistehende Einfamilienhäuser geplant.“

Damit schlägt die westfälische 315.000-Einwohner-Stadt nun eine ähnliche Richtung ein wie der Bezirk Hamburg-Nord, der bereits 2021 den Bau von Einfamilienhäusern untersagte.

Unter dem Punkt flächensparendes Wohnen heißt es in dem Leitfaden weiter: Baugrenzen und Bauhöhen will man so festsetzen, dass in ihnen „kompakte Maße möglich“ und „flächenintensive Einfamilienhäuser ausgeschlossen“ werden. Hintergrund soll dafür sein, dass man den Anteil der versiegelten Flächen (überbaute, befestigte und unterbaute) auf ein Minimum reduzieren will.

Das Leitziel soll dabei ein „sparsamer Umgang mit der Ressource Fläche“ und eine „verträgliche Realisierung“ möglichst vieler „bedarfsorientierter Wohneinheiten“ sein.

Neue Einfamilienhäuser „ökonomisch und ökologisch unsinnig“

Obwohl CDU-regiert, liegt die Großstadt auf Linie von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Laut ihr muss der Neubau von Einfamilienhäusern ohnehin eingeschränkt werden. Es sei „ökonomisch und ökologisch unsinnig“, wenn jede Generation neue Einfamilienhäuser baue, äußerte die SPD-Politikerin der „taz am Wochenende“.

Man rede „zwar darüber, wie das eigene Ess- oder Mobilitätsverhalten das Klima beeinflusst, beim Wohnen aber noch nicht“. Es müsse anders gebaut werden, sagte Geywitz – mit kleineren Wohnflächen, aber größeren Gemeinschaftsflächen.

Auf eine Anfrage der „Welt“ erklärt die Stadt, dass der Grundsatz, dass in neuen Wohngebieten in der Regel Mehrfamilienhäuser und nur untergeordnet Reihen- und Doppelhäuser entstehen sollen, „bereits seit Jahren angewandt“ werde.

Die CDU, mit 23 Sitzen stärkste Fraktion im Stadtrat vor den Grünen mit 20 Sitzen, zeigt sich empört. Für sie ist der Bauleitfaden ein Signal, dass das freistehende Einfamilienhaus in Münster zum Auslaufmodell werden soll. „Die Verwaltung beschwichtigt zwar und betont, dass es sich um kein Verbot handelt. Aber es ist eben ein klarer Ausschluss. Das kommt faktisch einem Verbot des Einfamilienhauses gleich“, kritisiert CDU-Fraktionschef im Stadtrat, Stefan Weber.

Sprecher: Demografische Entwicklung bringt freie Einfamilienhäuser

Laut „Welt“ hat der Stadtrat in seiner aktuell beschlossenen Bauleitentwicklung 13.000 Wohnungen vorgesehen, davon rund 11.500 Wohnungen (87 Prozent) im Geschosswohnungsbau und rund 1.700 Wohnungen (13 Prozent) im Einfamilienhausbereich, also freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhäuser, Reihenhäuser.

Freistehende Einfamilienhäuser sollen aufgrund des großen Flächenverbrauchs und vor dem Hintergrund der hohen Bodenpreise die Ausnahme bilden, erklärt ein Sprecher gegenüber der „Welt“. Zudem würden in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung auch verstärkt bereits gebaute freistehende Einfamilienhäuser auf den Markt kommen.

Dagegen argumentiert CDU-Politiker Weber, dass es für viele Menschen eine wichtige Zielvorstellung bleibe, ein Einfamilienhaus zu realisieren. In Umlandgemeinden biete man Neubaugebiete mit bis zu 100 Prozent freistehenden Einfamilienhäusern an.

CDU-Bauministerin sieht kein Problem

Die Grünen bilden im Münsteraner Stadtrat mit SPD (11 Sitze) und Volt (2 Sitze) ein Bündnis und begrüßen den neuen Bauleitfaden der Stadt.

Für Leandra Praetzel, „klimaschutzpolitische“ Sprecherin der Grünen-Fraktion, sei es absolut nachvollziehbar, dass die Stadtverwaltung freistehende Einfamilienhäuser nicht länger forciere – da diese einen höheren Energie- und Flächenverbrauch hätten. Denn mit großer Mehrheit habe der Stadtrat für das Ziel gestimmt, die Stadt bis 2030 klimaneutral zu machen.

Nordrhein-Westfalens Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sieht in dem Bauleitfaden kein Verbot. Sie merkt an, dass es in Münster etwa 55.000 Wohngebäude gebe, von denen mehr als 30.000 Einfamilienhäuser seien.

Während in den eher ländlich geprägten Bereichen unverändert das freistehende Einfamilienhaus ermöglicht werden solle, bestehe für die eher urbanen Gebiete in Münster Planungen für Doppelhäuser und Reihenhäuser, so Scharrenbach gegenüber der „Welt“. Daher könne „die Auffassung eines Verbotes von freistehenden Einfamilienhäusern nicht bestätigt werden“.



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