Einzelhandel in der Krise: Galeria schließt 52 Warenhäuser

Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof schließt 52 ihrer derzeit noch 129 Filialen. Die betroffenen Häuser sollen in zwei Wellen Ende Juni dieses Jahres und Ende Januar kommenden Jahres geschlossen werden, teilte der Konzern mit.
Filiale von Galeria Kaufhof in der Kölner Innenstadt.
Jörg Funder, Handelsexperte, rechnet nicht damit, dass neuen Eigentümer einen Großteil der 92 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof weiterbetreiben würden. Im Bild eine Filiale in der Kölner Innenstadt.Foto: Thomas Banneyer/dpa
Epoch Times13. März 2023

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. „Insgesamt werden somit weit über 5.000 Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren“, berichteten die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens. „Dies ist ein rabenschwarzer Tag“, betonte der Betriebsrat.

Demnach können 77 Standorte bestehen bleiben, die eine „tragfähige wirtschaftliche Perspektive“ haben. Das entspreche rund 11.000 Arbeitsplätzen. Dort solle es künftig ein Sortiment geben, das „stärker auf die lokalen und regionalen Bedürfnisse ausgerichtet ist“. Stationärer und Online-Handel sollen stärker verzahnt und die Filialen in den kommenden drei Jahren „umfassend“ modernisiert werden.

Für 52 Filialen jedoch bestehe „angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive“. Geschlossen werden unter anderem die Filialen in Leipzig, Cottbus, Erlangen, Paderborn, Bayreuth, Braunschweig und Essen sowie zwei der zehn Filialen in Berlin.

Energiekosten zu hoch

Galeria sprach selbst von einem „für uns alle schweren Tag“. Es sei in den vergangenen Wochen intensiv um jeden einzelnen Standort gerungen worden, erklärte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Betroffen von den Schließungen sind nun allein 4.000 Beschäftigte in den Filialen sowie 300 weitere in der Essener Zentrale und im Servicebereich. Sie können demnach in eine Transfergesellschaft wechseln.

Der Hintergrund: Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland.

Der Manager ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass die erneute Sanierung mit erheblichen Einschnitten in das Filialnetz und einem deutlichen Stellenabbau verbunden sein würde.

Schon 2020 wurden 40 Filialen geschlossen

Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren und den damit verbundenen Schuldenschnitt wieder dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen.

Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4.000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Bereits Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme – ohne Erfolg.

Gibt es noch eine Perspektive für Galeria?

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. „Ich bin davon überzeugt, dass die Galeria-Warenhäuser eine Zukunft haben, wenn auch nicht in ihrer derzeitigen Form“, betonte der Sanierer in einem Interview.

Der Handelsriese müsse dafür allerdings kleiner und dezentraler werden. Galeria werde hoffentlich „in drei Kalenderjahren“ wieder Gewinn machen. Vorher fielen wegen der Umstrukturierungskosten etwa für Umbauten sicher weitere Verluste an. (dpa/mf)



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