Fahrermangel: Wenn Busse nicht mehr kommen

Es fehlt an Busfahrern: Bis 2030 benötigt die Branche rund 90.000 Beschäftigte mehr, um die Nachfrage angesichts der Verkehrswende zu bedienen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes.
Fahrermangel: Wenn Busse nicht mehr kommen
Aktuell fehlten den Busunternehmen einer Umfrage zufolge insgesamt fast 7.800 Fahrer.Foto: iStock
Epoch Times12. Februar 2023

Die Busbranche hat ihre Prognose zum Fahrermangel bis 2030 auf Basis aktueller Unternehmensbefragungen deutlich nach oben angepasst. Inzwischen geht der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) davon aus, dass in den nächsten sieben Jahren rund 87.000 Fahrer fehlen werden, wie der Verband mitteilte. Bislang bezifferte die Branche den voraussichtlichen Mangel stets auf rund 76.000 Beschäftigte bis 2030. Aktuell fehlten den Busunternehmen der Umfrage zufolge insgesamt fast 7.800 Leute.

Der Stadtverkehr in Hildesheim etwa hat aus diesem Grund die Busfahrpläne ausgedünnt. Auch Starnberg in Oberbayern hat sein Busnetz abgespeckt und mehrere Linien zusammengelegt. Teilweise werden Haltestellen gestrichen. Aufgrund von Busfahrermangel kommt es außerdem immer wieder zu außerplanmäßigen Ausfällen.

Busfahrer als unbeliebter Beruf

Viele der Unternehmen müssten aufgrund des Personalengpasses bereits Aufträge ablehnen oder könnten sich an Ausschreibungen nicht beteiligen, sagte Patrick Orschulko, Referent für Recht und Touristik beim BDO der „Deutschen Presse-Agentur“. So hat ein Busunternehmen im Großraum München im vergangenen Jahr Schülerverkehr kündigen müssen, um genügend Fahrer für den Öffentlichen Personennahverkehr stellen zu können.

„Wir haben auf der einen Seite eine sehr hohe Zahl altersbedingter Abgänge“, betonte Orschulko. „Und wir müssen uns im Rahmen der Verkehrswende auf eine Verdoppelung der Fahrgäste einstellen.“

Viele Unternehmen hätten in der Corona-Krise auf Kurzarbeit umstellen müssen, weil Fernbusreisen während der Pandemie lange Zeit nicht möglich waren. Viele Fahrer hätten die Branche daher verlassen und den Mangel verschärft, sagte Orschulko.

Frank Huster vom Bundesverband Spedition und Logistik (BDSL) sieht den Fahrermangel nicht nur in Deutschland. Es sei ein europäisches Problem. Eine Trendumkehr etwa durch Zuwanderung von Fahrern aus Drittländern sei seiner Meinung nach nicht zu erwarten. Es gebe einfach Berufe, die bei jungen Menschen „nicht angesagt“ seien.

Einfachere Ausbildung gefordert

Der BDO fordert vor allem eine Vereinfachung und eine Entbürokratisierung der Ausbildung für Busfahrer. In Deutschland ist die Ausbildung demnach zweigeteilt: Zum einen müssen angehende Fahrer den Busführerschein erwerben, zum anderen müssen sie die sogenannte Berufskraftfahrerqualifikation abschließen, die es ihnen ermöglicht, Fahrgäste zu befördern. Das führt aus Sicht des BDO dazu, dass die Ausbildung in Deutschland deutlich teurer und langwieriger ist als im Vergleich mit anderen EU-Ländern wie etwa Österreich.

Der Verband fordert deshalb, dass diese beiden Ausbildungswege zusammengelegt werden. Busfahrer wären mit einer „2 in 1“-Ausbildung „nach einer Unterrichtseinheit, einer Theorie- und einer Praxisprüfung einsatzbereit“, heißt es in einem Positionspapier des Verbands.

Statistik verzerrt Mangellage

Außerdem kritisiert er, dass der Beruf des Busfahrers in den offiziellen Statistiken nicht als sogenannter Mangelberuf geführt wird. Grund hierfür sei eine „fehlerhafte statische Erfassung“, so der BDO. Die Bundesagentur für Arbeit habe in ihrer Engpassanalyse die Busfahrer und Straßenbahnfahrer als einen Beruf zusammengefasst.

Das verzerre die Situation bei den Busfahrern, denn es handele sich hier um zwei komplett verschiedene Berufsbilder, betonte ein BDO-Sprecher. Dies habe gravierende Folgen für die Busbranche. Denn die Arbeitsagenturen richten ihre Vermittlungstätigkeit nach der Engpasseinstufung.

Auch die Politik berufe sich bei ihren arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen auf diese Statistik. Eine zeitnahe Korrektur sei laut Auskunft der Bundesagentur für Arbeit aber nicht möglich. Die Liste der Berufe in der Engpassanalyse werde nur alle zehn Jahre aktualisiert, berichtet die Zeitschrift OMNIBUSREVUE. (dpa/dl)



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