„Falsche Prioritätensetzung“: Bundeswehr streicht Rindfleisch aus Speiseplan der Soldaten

Einstreichungen bei Fleisch und Obst, dafür vegane und vegetarische Alternativen. Die Nahrungsversorgung der Soldaten steht auf dem Prüfstand.
Was gibt es zu essen? Diese Frage rückt derzeit bei der Bundeswehr auf die Agenda. Bild: Tobias Schwarz/AFP via Getty Images
Was gibt es zu essen? Diese Frage rückt derzeit bei der Bundeswehr auf die Agenda. Bild: Tobias Schwarz/AFP via Getty Images
Von 4. November 2023

Die Bundeswehr wird offenbar die Verpflegung ihrer Soldaten zum 1. Januar 2024 deutlich umstellen. Das zuständige Verpflegungsamt der Bundeswehr will unter anderem weniger Obst sowie Fisch- und Rindfleisch-Gerichte anbieten, berichtet die „Bild“ (Freitagsausgabe). Damit will die Bundeswehr Kosten senken und sich den gewandelten Gewohnheiten anpassen.

„Um der Preisdynamik des Marktes Rechnung zu tragen, aber auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, streben wir eine konzeptionelle Reduzierung unseres Warenkorbes an“, zitiert die Zeitung aus einer internen E-Mail. „Dies betrifft besonders die Beschaffung von Rindfleischprodukten, frischem Obst und tiefgekühltem Fisch.“

Wer im nächsten Jahr Kirschen, Pfirsiche, Erdbeeren, Orangen oder Wassermelonen essen will, muss diese privat besorgen.

Fischgerichte sollen nur noch einmal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. Ganz gestrichen wird Rindfleisch, das insbesondere durch Geflügel- und Schweinefleisch, aber auch durch vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte ersetzt werden soll. Mit einer Ausnahme: Bei Weihnachtsfeiern soll die Rinderroulade noch zum Einsatz kommen dürfen.

Ein Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr bestätigte der Zeitung die Prüfung und Anpassung der Speisepläne. Nicht nur Kostengründe, sondern auch „wandelnde Essgewohnheiten“ hätten zu den Veränderungen auf dem Speiseplan geführt. Für den Zeitraum August 2022 bis Juli 2023 bezifferte das Bundesamt die Wareneinsatzkosten mit 62 Millionen Euro.

Politiker kritisieren falsche Prioritätensetzung

Für viele Bürger sind die Speiseplanänderungen für die Soldaten nicht nachvollziehbar, wie man auf X lesen kann – erst recht nicht unter Betrachtung des Umstands, dass Unsummen an Geldern ins Ausland fließen. Kritik gibt es auch aus den Reihen der Politik.

Der CSU-Verteidigungsexperte Florian Hahn (CSU) bemängelte: „Diese Idee atmet den Hauch von ideologischer Bevormundung! Unsere Truppe hat eine vollwertige und ausgewogene Verpflegung verdient, denn: ohne Mampf kein Kampf!“

Nils Gründer, jüngster FDP-Bundestagsabgeordneter, schrieb: „Das Streichen bestimmter Nahrungsmittel von Speiseplänen ist genau die falsche Prioritätensetzung.“ So trage man nicht zur Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber bei.

Der bayerische Landtagsabgeordnete Roland Magerl (AfD) kommentierte: „Unseren Soldaten wird das Essen zusammengestrichen, dafür bekommt die Ukraine Waffenlieferungen in Milliardenhöhe.“ Diese bezifferte er mit über 2,7 Milliarden Euro.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte Ende Oktober verlauten lassen: „Wir müssen wieder kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.“ Einer kommentierte auf X:

„Nicht genug, dass es an Personal und Ausrüstung mangelt. Nun soll offenbar auch noch Schmalhans Küchenchef werden. Weitere Einsparungen kann die Substanz der Bundeswehr nicht mehr verkraften.“

Mangelhafte Ausstattung der Soldaten

In der Tat hat die Bundeswehr ganz andere Probleme als eine Änderung ihres Speiseplans, wie aus vergangenen Wehrberichten hervorgeht. Für das Jahr 2022 hagelte es erneut heftige Kritik. Im Bericht der Wehrbeauftragten Eva Högl vom 28. Februar 2023 wird beispielsweise auf unzureichenden Nässe- und Kälteschutz bei der Bundeswehr hingewiesen. „Insbesondere im Außenbereich und im Gelände tätige Kräfte wie beispielsweise Sicherungsstaffeln, Ausbilder oder Beschäftigte im Bereich der elektronischen Kampfführung bekamen dies täglich zu spüren“, heißt es in der Beanstandung.

Bei einem Besuch im Jägerbataillon 292 in Donaueschingen berichteten Soldaten, „dass die einsatzrelevante Ausrüstung – Hosen, Hemden und Schutzwesten – wenige Tage vor Abflug nach Mali weder in der richtigen Größe noch der zugesagten Anzahl bereitgestanden habe“. Insoweit habe das Verteidigungsministerium eingeräumt, dass in gängigen Größen Teile gefehlt hatten.

An einer Vielzahl von Standorten kritisierten Soldaten zudem, dass es nicht genügend ABC-Schutzmasken gebe, um jeden Einzelnen damit auszurüsten. Häufig seien nicht die benötigten Größen vorhanden oder es fehle der Filter.

Beim Artilleriebataillon 295 in Stetten klagten die Soldaten über Probleme mit der dortigen Kleiderkammer. Für den Tausch von älterer gegen neue Ausstattung müsse man dort ein ärztliches Attest oder eine Schadensmeldung vorlegen. Auch sei es nicht ungewöhnlich, dass Soldaten trotz gleichen Bedarfs unterschiedliche Ausstattung erhielten.

In Litauen beanstandeten Einsatzkräfte beim Gruppenbesuch der Wehrbeauftragten am 20. Dezember 2022, es seien nicht genügend Stiefel vorrätig, um sie tauschen zu können.

Arbeitszeiterfassung per Hand

Auch die Digitalisierung lässt zu wünschen übrig. So ist die fehlende elektronische Arbeitszeiterfassung nach wie vor an vielen Standorten der Bundeswehr ein Ärgernis. Im Bundeswehrkrankenhaus Ulm rechnet das zuständige Personal die Überstunden wegen fehlender elektronischer Möglichkeiten nach wie vor per Hand ab.

„Die dadurch anfallende Mehrarbeit sei mit dem vorhandenen Personal kaum zu schaffen, mit der Folge, dass sich die Auszahlungen geleisteter Überstunden um bis zu sechs Monate verzögerten“, heißt es im Bericht.

Die Panzergrenadierbrigade 41 in Neubrandenburg ist da schon ein Stück weiter. Denn dort ist die Vorrichtung zur elektronischen Arbeitszeiterfassung bereits seit sieben Jahren verfügbar, sei aber nicht einsatzfähig.

Fazit der Bundeswehrbeauftragten: „Der generell kaum zu verzeichnende Fortschritt ist sehr unbefriedigend. Das Warten auf eine zeitgemäße digitale Arbeitszeiterfassung in der Bundeswehr dauert mehr als sechs Jahre seit Inkrafttreten der Soldatenarbeitszeitverordnung und 18 Jahre seit Einführung erster elektronischer Lösungen in der Bundeswehr an.“

(mit Material von den Agenturen)



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