„Islam als Instrument des Empowerments“: Fundamentalisten nutzen „Religionsfreiheit“ im Westen gnadenlos aus

Der fundamentalistische Islam ist global auf dem Vormarsch, meint die Islam-Expertin Susanne Schröter. Dabei übe er vor allem auf junge Muslime in westlichen Ländern einen Sog aus und gebe ihnen das Gefühl des Auserwähltseins, so Schröter.
Titelbild
Eine Muslimin (Symbolbild).Foto: Uriel Sinai/Getty Images
Epoch Times26. Februar 2018

Der fundamentalistische Islam ist global am Erstarken, meint die Islam-Expertin Susanne Schröter. Dies hänge vor allem damit zusammen, dass „junge Muslime den Islam als Instrument des Empowerments begreifen“, so Schröter in einem Interview mit dem österreichischen „Standard“ am Freitag.

Häufig würden diese Jugendlichen in einem nicht sonderlich religiösem Elternhaus aufwachsen und sich selbst Wissen über den Islam aneignen. Dabei entstehe bei ihnen die Idee, „dass der Islam die absolut überlegene Religion ist und die Muslime die von Gott auserwählte Gemeinschaft sind“, so die Islamwissenschaftlerin, die auch Gründerin und Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam ist.

Junge Muslime sind einer „permanenten Zerreißprobe“ ausgesetzt

Dieses Gefühl des Auserwähltseins ist eine Reaktion auf das Dilemma, dem viele junge Muslime im Alltag ausgesetzt seien. Denn die Eltern seien nicht unbedingt in europäischen Gesellschaften angekommen und würden nicht wollen, dass die Kinder „wie die Österreicher, wie die Deutschen, wie die Franzosen etc.“ werden, sagte Schröter.

Die Außenwelt erwarte von ihnen hingegen, dass sie sich anpassen, „also säkular, reflexiv, kritikfähig usw. sind und bei allem Möglichen mitmachen, auch bei geschlechtergemischten Aktivitäten“.

Bei dieser „permanenten Zerreißprobe“ sei „dieser neue Islam die Lösung“, erklärte die Islam-Expertin. Denn auf der einen Seite würden die Jugendlichen in ihrer Familie mit ihrem religiösen Wissen Eindruck machen:

In meinen Interviews haben mir Jugendliche häufig erzählt, wie sie ihre Eltern erziehen, dass sie ihre Mütter und Tanten überzeugen, das Kopftuch zu tragen“.

Junge Fundamentalisten instrumentalisieren die „Religionsfreiheit“

Auf der anderen Seite könnten sie als Gruppe Rechte unter dem Banner der „Religionsfreiheit“ in der Mehrheitsgesellschaft einfordern.

Dabei würden diese „jungen Fundamentalisten“ den Religionsbegriff immer weiter ausdehnen und ihn instrumentalisieren. Denn im Islam gebe es keine Trennung zwischen Politik und Religion und zwischen Gesellschaft und Religion, erklärte Schröter.

„Dann versucht man in der Schule oder am Arbeitsplatz bestimmte Praxen zu etablieren, die alle als Religion bezeichnet werden. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das auch, weil die Religionsfreiheit ja ein hohes Gut ist“, so die Islamwissenschaftlerin.

Dies sei bei der salafistisch-dschihadistischen „Lies“-Kampagne der Fall gewesen, so Schröter weiter. Jahrelang sei es Richtern schwergefallen, die Koranverteilaktionen der Salafisten zu verbieten, weil diese Tätigkeit unter Religionsfreiheit falle.

Das wurde von den Salafisten gnadenlos ausgenutzt. Als das Verbot kam, wurde in den sozialen Medien sofort gepostet: Deutschland verbietet den Koran. Da sehen wir die Instrumentalisierungskette“ erklärte die Islam-Expertin.

Schröter fordert: Den Religionsbegriff genauer definieren

Deswegen sei es an der Zeit, genauer zu definieren, was Religion eigentlich ist, was unter Religionsfreiheit fällt und was nicht, fordert Schröter. Durch ein klare Definition des Begriffs könnten viele Konfrontationen und ein Pluralismus der Werte vermieden werden.

Freiheitsrechte beinhalten deutlich mehr als die Freiheit der Religionsausübung. Da geht es auch um Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung von Männern und Frauen und um vieles mehr“, ergänzte die Islamwissenschaftlerin.

Es müsste ein Signal kommen, dass alles, was darüber hinausgeht, nicht akzeptiert werde, fordert sie.

Moscheen schotten junge Muslime von Gesellschaft ab

Weiter geht Schröter auf Moscheen ein und meint, dass sie „Schon- und Schutzräume für muslimische Communitys“ seien – vor allem bei der älteren Generation, die in der Mehrheitsgesellschaft oft schlecht zurechtkomme. Dies sei bei älteren Muslimen kein Problem, problematisch werde es, wenn auch die zweite und dritte Generation in die Subkultur der Moscheen eingebunden werden.

Denn „die Moscheen sind grundsätzlich nicht integrativ, weil sie eben Rückzugsräume außerhalb der Gesellschaft sind. Viele ältere Moscheemitglieder wollen verhindern, dass junge Leute an der Gesellschaft partizipieren“, so die Islam-Expertin.

Sehr bedenklich sei auch die Beteiligung der Moscheen an der Flüchtlingsarbeit, „weil sie dafür sorgen, dass sich die Geflüchteten automatisch in einer abgeschotteten Subkultur integrieren und dann überhaupt nicht mehr ankommen“, fügte Schröter hinzu.

Burka und Nikab sind ein „politisches Zeichen der Konfrontation“

Als nächstes ging die Islamwissenschaftlerin auf das „Antigesichtsverhüllungsgesetz“ ein, das de facto ein Burka- und Nikab-Verbot ist. Das Verbot sei nicht schlecht, „weil die Burka, wenn man sie in Österreich oder in Deutschland trägt, ein Symbol für eine radikale Gesinnung ist“, meinte sie.

Burka und Nikab seien ein „politisches Zeichen der Konfrontation“, bei allen großen islamischen Rechtsinstutionen gelten sie nicht als religiöses Zeichen. Außerdem seien sie an der Azhar-Universität in Kairo und an vielen anderen islamischen Hochschulen verboten, so Schröter.

Die Frauen, die in der Öffentlichkeit das Gesicht verschleiern, machen Selfies, stellen sie auf Facebook, kassieren dafür viele Likes aus der radikalen Szene und setzen im Prinzip eine Anerkennungsspirale im radikalen Umfeld in Gang. Das Tragen des Gesichtsschleiers, des Nikabs, ist ein Mittel des politischen Aktivismus von Islamistinnen“, fügte sie hinzu.

Auch sollte das Kopftuch-Tragen in Kindergärten und Schulen verboten sein, meinte Schröter. Denn in der jüngsten Zeit seien Mädchen, die kein Kopftuch getragen haben, „von frommen Schülern und Schülerinnen mit ganz üblen Methoden, zum Teil Mobbingkampagnen, unter Druck gesetzt“ worden.

„Wenn dann eine Lehrerin das Kopftuch trägt und meint, das sei Pflicht, haben diese Mädchen gar keine Chance mehr, sich zu behaupten“, so die Islam-Expertin weiter.

Erwachsene Frauen könnten das Kopftuch in der Öffentlichkeit, an Universitäten, im öffentlichen Dienst „gerne tragen“. „Das kann man gut oder schlecht finden, aber das ist wirklich die persönliche Freiheit einer jeden Frau“, schloss Schröter ab.

(as)

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