„Deutsch-Polnisches Haus“: Kroll-Oper-Gelände als Standort im Gespräch

Wo könnte in Berlin ein Gedenkort für polnische NS-Opfer entstehen? Eine Expertenkommission hat sich einen geschichts- und symbolträchtigen Ort dafür ausgesucht.
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Bevorzugter Standort des Deutsch-Polnischen Hauses ist der Ort der ehemaligen Kroll-Oper, die südlich des jetzigen Bundeskanzleramts stand.Foto: iStock
Epoch Times29. August 2023

Das geplante „Deutsch-Polnische Haus“ soll nach Ansicht von Experten am Standort der früheren Kroll-Oper im Regierungsviertel in Berlin entstehen. Dieser „bevorzugte Standort des Deutsch-Polnischen Hauses“ stehe „für den Überfall auf Polen und damit den Beginn des Zweiten Weltkriegs“, heißt es in einem am Dienstag vorgestellten Eckpunktepapier zum Planungsstand. „Die Verwirklichung des Vorhabens an diesem Standort wäre eine Geste mit hohem Symbolgehalt in Deutschland wie auch in Polen.“

„Wir hoffen alle, dass es uns gelingt, dieses deutsch-polnische Haus auf dem Gelände der ehemaligen Kroll-Oper“ in der Nachbarschaft des Bundeskanzleramts entstehen zu lassen, sagte Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts bei der Vorstellung. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte das Institut und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas damit beauftragt, das Konzept für das Projekt zu erarbeiten.

Das Gelände der ehemaligen Kroll-Oper südlich des Bundeskanzleramts im Tiergarten sowie das Grundstück neben der Ruine des Anhalter Bahnhofs am Askanischen Platz in Berlin hatten eine deutsch-polnische Expertenkommission im Jahr 2021 als einen möglichen Ort des Gedenkens an die NS-Opfer in Polen vorgeschlagen. Die frühere Kroll-Oper war nach dem Brand des Reichstagsgebäudes im Jahr 1933 zu einem provisorischen Parlament umgebaut worden. Dort verkündete Adolf Hitler dann am 1. September 1939 den Überfall auf Polen.

Grundstück wird geprüft

Es ist jedoch bisher unklar, ob der Standort-Wunsch der Experten in Erfüllung geht: Laut Eckpunktepapier wird derzeit die „Verfügbarkeit und Bebaubarkeit dieses Grundstücks sowie möglicher weiterer Standorte“ geklärt.

Roth nannte das Vorhaben am Dienstag „eines der wichtigsten erinnerungs- und kulturpolitischen Projekte Deutschlands“. Die Einrichtung soll sich mit einem „Gedenkzeichen“ und in einer Dauerausstellung vor allem dem Gedenken an die Opfer der deutschen Besatzung Polens während des Zweiten Weltkrieges widmen, aber auch weitere Informationen zur gemeinsamen Geschichte Polens und Deutschlands ausstellen und ein Ort der Begegnung und Bildung werden.

Polen sei einer der wichtigsten Partner Deutschlands, sagte Anna Lührmann, Staatsministerin für Europa im Auswärtigen Amt. „Gleichzeitig muss man feststellen, dass es in Polen mehr Wissen über Deutschland gibt als umgekehrt“, sagte sie. „Dieses Missverhältnis auszugleichen“, sei eines der Ziele des geplanten Zentrums. Wann das deutsch-polnische Zentrum seine Türen öffnen könnte, blieb am Dienstag vage. Bis Frühjahr 2024 solle ein „Realisierungsvorschlag“ fertiggestellt werden, dann solle sich der Bundestag zügig damit befassen, sagte Roth.

Kosten: unklar

Ebenso blieb unklar, was die Einrichtung kosten könnte. „Wir haben eine Million Euro jetzt schon mal auf den Weg bringen können“, um den Realisierungsvorschlag zu erarbeiten, sagte Roth. Es seien zudem bisher 350.000 Euro Projektmittel für „Jugendideenlabore“ zu Verfügung gestellt worden, sagte Roth. In den Laboren formulieren Jugendliche aus Deutschland und Polen laut Loew Erwartungen und Hoffnungen an die geplante Einrichtung. Ziel sei es, einen Jugendbeirat für das Haus zu entwickeln.

Die deutsche Wehrmacht war am 1. September 1939 in Polen einmarschiert. Der Überfall auf das Nachbarland markierte den Beginn des Zweiten Weltkriegs. In Polen wurden rund sechs Millionen Menschen getötet, etwa die Hälfte von ihnen waren Juden.

(afp/red)



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