Schröder ist 80: Scholz und SPD-Spitze gratulieren

Weil er an seiner Freundschaft mit Putin festhält, hat die SPD-Führung den Kontakt zu ihrem Ex-Vorsitzenden und Altkanzler Schröder abgebrochen. Zum 80. Geburtstag macht sie eine Ausnahme.
Er werde so lange Sozialdemokrat bleiben, wie man ihn lasse, so Gerhard Schröder.
Er werde so lange Sozialdemokrat bleiben, wie man ihn lasse, so Gerhard Schröder. Schröder war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler.Foto: Michael Kappeler/dpa
Epoch Times7. April 2024

Trotz aller tiefgreifenden Differenzen mit Gerhard Schröder gratulieren Bundeskanzler Olaf Scholz und die SPD-Spitze dem Ex-Kanzler und früheren Parteivorsitzenden zu seinem 80. Geburtstag. „Der Bundeskanzler gratuliert dem Bundeskanzler a.D. zum runden Geburtstag wie üblich in Form eines Glückwunschschreibens“, teilte eine Regierungssprecherin dpa auf Anfrage mit.

Ein SPD-Sprecher erklärte, dass die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil „ihrem Amtsvorgänger Gerhard Schröder“ zum 80. Geburtstag „schriftlich gratuliert“ hätten. Schröder ist am 7. April 1944 in Mossenberg im nordrhein-westfälischen Kreis Lippe geboren, war von 1998 bis 2005 Bundeskanzler und von 1999 bis 2004 Vorsitzender der SPD.

Zu runden Geburtstagen gebe es für Amtsvorgänger ein Glückwunschschreiben aus dem Kanzleramt, unterschrieben vom aktuellen Regierungschef. Was in dem Brief drinsteht, will das Kanzleramt allerdings trotz Nachfrage nicht verraten.

Schröder traurig über „Provinzialität der gegenwärtigen Führungsfiguren“

Weil er dem russischen Präsidenten Wladimir Putin auch nach Russlands Angriff auf die Ukraine nicht die Freundschaft gekündigt hat und weiterhin als Lobbyist für die russische Energiewirtschaft tätig ist, hat die Parteiführung mit ihm gebrochen. Ein von mehreren SPD-Gliederungen beantragtes Parteiausschlussverfahren gegen ihn scheiterte aber im vergangenen Jahr.

Schröder hatte die SPD-Spitze vor seinem Geburtstag scharf angegriffen. In einem dpa-Interview bezeichnete er die Parteiführung Mitte März als „Menschen, die ich nur begrenzt politisch ernst nehmen kann“.

In der „Süddeutschen Zeitung“ legte er später noch einmal nach. „Was mich wirklich traurig macht, ist die Provinzialität der gegenwärtigen Führungsfiguren“, sagte er und fügte mit Blick auf die Umfragewerte hinzu: „Wenn ich bei 15 Prozent gewesen wäre, wäre ich sofort zurückgetreten.“

2014 hatte die SPD ihren Altkanzler und ehemaligen Vorsitzenden zu seinem 70. Geburtstag – kurz nach der russischen Annexion der ukrainischen Krim – noch mit einem Festakt im Berliner Kunstmuseum Hamburger Bahnhof gewürdigt. Das wird es diesmal nicht geben.

Stattdessen feiert Schröder am 27. April in Berlin privat nach. Die Gästeliste wird noch unter Verschluss gehalten. „Das macht meine Frau, und das ist ein Geheimnis“, sagte Schröder im dpa-Interview dazu. „Ich weiß, dass sicher Freunde eingeladen werden. Aber Näheres weiß ich auch nicht.“

Unpersönliches Standardschreiben

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seinem langjährigen Weggefährten mit einem förmlichen und unpersönlichen Glückwunschschreiben zum Geburtstag gratuliert. Steinmeier schrieb in dem Brief, der über den die „Bild am Sonntag“ berichtet.

„Sehr geehrter Herr Bundeskanzler a.D., lieber Gerd, an Deinem 80. Geburtstag übersende ich meine herzliche Gratulation und die besten Wünsche für Deine Gesundheit und die Deiner Familie. Ich wünsche Dir zu diesem besonderen Ehrentag eine schöne Feier und gute Gespräche im Kreise von Familien und Freunden. Mit herzlichen Grüßen Dein Frank Steinmeier.“

Nur „Lieber Gerd“ und „Dein Frank Steinmeier“ sind handgeschrieben, der Rest gedruckt, auf offiziellem Briefpapier. In dem Brief erwähnt Steinmeier mit keinem Wort Schröders Verdienste als Kanzler, allerdings verzichte er auch auf Kritik über Schröders Haltung gegenüber Putin.

Steinmeier war ein langjähriger Weggefährte Schröders in dessen Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident und später als Bundeskanzler, von 1999 bis 2005 war er Schröders Kanzleramtsminister. Nach dem Beginn des Ukrainekrieges hatte Steinmeier sich öffentlich von Schröder distanziert. (dpa/red)



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