Umweltschützer klagen wegen Tropenholz auf „Gorch Fock“ in Karlsruhe

Titelbild
Das Segelschulschiff „Gorch Fock“.Foto: iStock
Epoch Times20. August 2021

Die Umweltschutzorganisationen WWF und Deutscher Naturschutzring (DNR) wollen vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe eine Prüfung des bei der Restaurierung der „Gorch Fock“ verbauten Tropenholzes auf mögliche kriminelle Herkunft erzwingen. Das für das Deck des Segelschulschiffs verwendete Holz sei nach ihren Erkenntnissen „höchstwahrscheinlich illegal“, erklärte der WWF am Freitag. Die zuständige Bundesanstalt verweigere dennoch eine genauere Prüfung.

Die Umweltorganisationen hoffen, dass das Verfassungsgericht die Aufsichtsbehörde per Beschluss im Eilverfahren zur Einleitung des Prüfverfahrens verpflichtet. Vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) im nordrhein-westfälischen Münster scheiterten sie zuvor mit diesem Ansinnen. Die Richter dort erkannten die Anträge der Umweltschützer laut WWF wegen Formfehlern nicht an. Der WWF sieht darin eine Verletzung spezieller Rechte von Umweltorganisationen.

Umweltorganisationen: Tropisches Teakholz möglicherweise aus illegalen Quellen

Laut WWF lehnte das OVG die Anträge der beiden Kläger demnach mit dem Argument ab, sie müssten wegen zwischenzeitlicher Erweiterung der Vorwürfe zunächst neuerliche Prüfanträge bei der zuständigen Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung stellen. WWF und DNR halten dies aber für aussichtslos. Zudem sehen sie eine besondere Eilbedürftigkeit. Nach ihrer Darstellung endet bald die Aufbewahrungsfrist für die Importdokumente. Danach seien weder Herkunft noch Handelsweg des Teakholzes mehr nachzuvollziehen.

Die Umweltschutzorganisationen hegen bereits seit längerem den Verdacht, dass das für die Restaurierung des Decks der „Gorch Fock“ verwendete tropische Teakholz aus illegalen Quellen in Myanmar stammt. Nach ihren Informationen wurden unter anderem Zolldeklarationsnummern der Exportlieferungen mehrmals geändert. Das spreche zusammen mit anderen Hinweisen für Schmuggel sowie Steuerhinterziehung. Bei dem Verkäufer handle es sich um einen einschlägig bekannten „Mafiaboss“ aus dem asiatischen Land.

Die Verwendung des Holzes verstößt nach ihren Angaben daher gegen die Europäische Holzhandelsverordnung. Zudem liege ein Verstoß gegen die Beschaffungsrichtlinien des Bundes vor, weil ein Nachhaltigkeitszertifikat fehle. Es sei „bekannt“, dass aus Myanmar „kein nachhaltiges Holz bezogen werden kann“. Das Holz für das bundeseigene Schiff stamme somit schlicht „aus Raubbau“.

Teakholz ist extrem langlebig und witterungsbeständig

Die „Gorch Fock“ ist das Segelschulschiff der deutschen Marine und dient der Offiziersausbildung. Das traditionsreiche Schiff wird seit mehreren Jahren generalüberholt. Die Sanierung sorgte vor allem wegen drastischer Kostensteigerungen politisch für Wirbel. Ursprünglich waren knapp zehn Millionen Euro vereinbart worden, der „Kostenrahmen“ stieg jedoch auf 135 Millionen Euro.

Dazu kamen weitere Schwierigkeiten und erhebliche Verzögerungen. So ermitteln Staatsanwaltschaft und Polizei wegen Korruptions- und Untreueverdachts rund um die Sanierungsarbeiten durch eine damit beauftragte Werft. Diese ging zwischenzeitlich insolvent, die Instandsetzung der „Gorch Fock“ kam zeitweise zum Erliegen.

Teakholz ist extrem langlebig und witterungsbeständig, weshalb es schon seit Jahrhunderten im Boots- und Schiffbau verwendet wird. Nach geltenden europäischen Rechtsvorschriften darf nur Teakholz aus legalem Anbau auf den Markt gebracht werden. Dafür maßgeblich ist die nationale Rechtslage im jeweiligen Exportland. (afp)



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