Wie geht es mit dem 9-Euro-Ticket weiter? Verkehrsminister will keinen „Tarifdschungel“

Das 9-Euro-Ticket gilt als Erfolg. Das Sonderangebot endet jedoch schon Ende August. Es wird zwar nach ähnlichen Nachfolgemodellen gesucht, die Landkreise sind jedoch skeptisch gegenüber einer möglichen Verlängerung.
Ein Fahrgast kauft ein 9-Euro-Ticket an einem Fahrschein-Automaten.
Kauf eines 9-Euro-Tickets an einem Fahrschein-Automaten.Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times18. Juli 2022

Die Debatte um das 9-Euro-Ticket und eine mögliche Nachfolgeregelung geht weiter. Noch bis Ende August können Fahrgäste mit der Sonderfahrkarte kostengünstig den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen.

Der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) fordert eine Lösung für monatlich 69 Euro und nennt es „Klimaticket“. Es sollte weiterhin eine einheitliche Flatrate für den ÖPNV in ganz Deutschland geben. „Das muss schnell entschieden werden, wir können nicht bis zum Herbst warten“, fordert VDV-Geschäftsführer Oliver Wolff.

Die Kosten für das vorgeschlagene 69-Euro-Ticket seien etwa zwei Milliarden Euro im Jahr. Zur Finanzierung brachte Wolff in der FAZ die Idee eines staatlichen Sondervermögens wie für die Bundeswehr ins Spiel.

Laut VDV haben im Juni bundesweit 31 Millionen Menschen den günstigen Tarif genutzt. Darunter waren zehn Millionen Abonnenten normaler Fahrscheine, die den niedrigen Preis automatisch erhalten.

29- und 365-Euro-Tickets

Es gibt auch andere Vorschläge für die Nachfolgeregelungen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warb kürzlich für ein 29-Euro-Ticket, um Haushalte zu entlasten und die Verkehrswende zu fördern.

Der Sozialverband Caritas schlug am Freitag ein kostenloses Ticket für arme Menschen und ein 365-Euro-Jahresticket für alle anderen vor.

Und das 365-Euro-Ticket wird auch vom Städte- und Gemeindebund favorisiert. Die Bürger wollen Busse und Bahnen „ohne Tarifdschungel“ in ganz Deutschland nutzen, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. „Auch das Beispiel Österreich zeigt, dass ein 365-Euro-Ticket auf hohe Akzeptanz stößt.“

Der Deutsche Landkreistag zeigte sich jedoch skeptisch. „Von Vorschlägen zur Verlängerung des 9-Euro-Tickets und auch von Nachfolgemodellen wie einem 365-Euro-Jahresticket halte ich nichts“, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager.

Damit sei viel staatliches Geld verbrannt worden, „das wirkungsvoller hätte in Taktung und Ausstattung investiert werden können“.

Wissing: Kein „Tarifdschungel“

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sprach sich wiederholt für ein dauerhaftes bundesweit gültiges Nahverkehrsticket aus. Es soll die bisherigen regionalen Tarifzonen ablösen. Ob der Bund den Ländern dafür dauerhaft Geld zuschießen könnte, ließ der Verkehrsminister aber offen.

Wissing hat am Montag Beratungen mit den Ländern über die Zukunft des 9-Euro-Tickets angekündigt. „Wir werden all das genau prüfen und evaluieren, auch eigene Modelle durchrechnen und mit den Ländern beraten.“

Wissing will den „Tarifdschungel“ beseitigen und das ÖPNV-Angebot für die Bürger „möglichst einfach und attraktiv“ gestalten. „Am Ende muss es natürlich auch in die Haushalte der Länder und des Bundes passen.“

Grünen-Chefin Ricarda Lang signalisierte Unterstützung für eine Anschlussregelung. „Es braucht eine Anschlussregelung, die wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen möglichst bundeseinheitlich gilt und dabei günstig ist, also auch sozial“, sagte sie der FAZ. Dabei müsse die Bundesregierung allerdings gleichzeitig zwei Ziele erreichen: Sie wolle günstige Tickets anbieten und zugleich in die Infrastruktur investieren.

SPD-Vizebundestagsfraktionschef Detlef Müller sagte der „Welt am Sonntag“, es bestehe innerhalb der Berliner Ampelkoalition „grundsätzlicher Konsens“ über die zügige Schaffung einer Nachfolge für das 9-Euro-Ticket. Wegen der angespannten Haushaltslage gehe er aber nicht davon aus, dass sich Bund und Länder bereits im September auf eine Finanzierung verständigen könnten.

„Tiefgreifende Reformen“ statt 9-Euro-Ticket

FDP-Vizefraktionschefin Carina Konrad sprach von einer „Chance“ zur Verbesserung des „vernachlässigten ÖPNV“. Allerdings müsse die geplante Evaluierung des 9-Euro-Tickets zunächst zeigen, welche Folgelösungen „auch wirklich seriös in Frage kommen“. Spürbare Verbesserungen bräuchten „tiefgreifende Reformen“.

Die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Bremens Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne), sagte in der „Welt am Sonntag“, die Länder hätten noch keine abgestimmte Position. Auch sie wollten ein bundesweites Nachfolgeangebot.

Alles Weitere hänge davon ab, „was sie kosten und wie viel Geld dafür aufgebracht werden kann“. Der Bund müsse in jedem Fall noch dieses Jahr seine Zahlungen für den Regionalverkehr aufstocken.

Zurückhaltend äußerte sich auch der Fahrgastverband Pro Bahn. Das vom VDV ins Spiel gebrachte 69-Euro-Ticket sei im Grundsatz begrüßenswert, sagte dessen Ehrenvorsitzender Karl-Peter Naumann der „Stuttgarter Zeitung“. Eine Tarifmaßnahme allein reiche aber nicht. Notwendig seien ein deutlicher Ausbau des Nahverkehrsangebots im ländlichen Raum sowie ein verbilligtes Angebot für einzelne Tagestickets.

In Deutschland gibt es derzeit für drei Monate das 9-Euro-Ticket für alle Fahrten im Nah- und Regionalverkehr. Es ist Bestandteil des ersten Entlastungspakets der Regierung in Reaktion auf den Ukraine-Krieg. Zur Kompensation von Einnahmeausfällen im Ticketverkauf überweist der Bund den Ländern für diesen Zeitraum 2,5 Milliarden Euro. (sza)

Mit Material von dts und afp



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