Wohnungsbaubranche wegen hoher Zinsen und Kosten massiv unter Druck

Rund 40 Prozent der Unternehmen klagten über mangelnde Aufträge. Bauministerin Geywitz kündigt für September ein Hilfspaket an.
Der Neubau von Wohngebäuden ist kostspielig.
Die Wohnungsbaubranche steht mächtig unter Druck.Foto: Axel Heimken/dpa
Von 29. August 2023

Beim Wohnungsbau geht es in Deutschland weiter steil bergab. So beklagten im Juli 40,3 Prozent der Unternehmen mangelnde Auftragseingänge, berichtete das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo am Montag, 28. August. Im Juni waren es 34,5 Prozent, vor einem Jahr lag der Anteil laut „Welt“ bei einem Anteil von 10,8 Prozent.

„Es braut sich ein Sturm zusammen“, sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Nach einem langjährigen Boom würgen die höheren Zinsen und die drastisch gestiegenen Baukosten das Neugeschäft förmlich ab.“

Auffällig viele Stornierungen

Seit dem Frühjahr 2022 seien auffällig viele Auftragsstornierungen im Bereich des Wohnungsbaus zu beobachten. Aktuell klagten zwar mit 18,9 Prozent der Betriebe etwas weniger über abgesagte Projekte als im Vormonat, als der Anteil noch bei 19,2 Prozent lag. Im langfristigen Mittel betrug der Anteil aber lediglich 3,1 Prozent. Betrachtet man nur die Jahre bis 2021, waren es lediglich 1,5 Prozent, heißt es in der „Welt“ weiter.

„Der Wohnungsbau steht unter starkem Druck. Auf der einen Seite werden kontinuierlich bestehende Aufträge storniert, auf der anderen Seite kommen immer weniger Neuaufträge rein“, sagte Wohlrabe.

Viele Unternehmen zehrten noch von den Auftragspolstern, die sie in besseren Zeiten hätten aufbauen können. Für einige Betriebe wird die Situation allerdings laut Ifo schon bedrohlich. Bei der jüngsten Umfrage meldeten 10,5 Prozent der Wohnungsbaufirmen Finanzierungsschwierigkeiten. Im Vorjahr waren es nur halb so viele.

Zahl der Baugenehmigungen eingebrochen

„Viele Projekte sind unter den neuen Rahmenbedingungen für Investoren nicht mehr rentabel, und auch private Bauleute haben zunehmende Probleme, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen“, betonte Wohlrabe.

Für die kommenden Monate rechne eine Mehrheit der Betriebe mit einem weiteren Abschwung. Die Geschäftserwartungen lagen bei extrem schwachen minus 52,1 Punkten.

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) bekräftigte laut „Welt“ am Sonntag am 27. August, dass sie im September ein Hilfspaket für die kriselnde Baubranche vorstellen werde. „Wichtig ist, dass wir in so einer Situation einen Impuls setzen“, sagte sie. Die Baubranche brauche einen „Nachfrageimpuls“, weil Kreditfinanzierungen deutlich teurer geworden seien.

Im Rahmen des sogenannten Wachstumschancengesetzes von Finanzminister Christian Lindner (FDP) werde es Hilfen geben. In der jetzigen Anpassungsphase mit höheren Zinsen wäre es das Schlimmste, Baukapazitäten zu reduzieren.

Im ersten Halbjahr 2023 war die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland um gut 27 Prozent eingebrochen. Ein weiterer Beleg für die tiefe Krise im Wohnungsbausektor.

 

 

 

 

 



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