Ein „Wunder“ wird wahr: Gastgeber Russland schießt Spanien aus der WM

"Wir haben zwei Jahre hart für diesen Moment gearbeitet und heute einen großartigen Job gemacht", sagte Tschertschessow nach dem 4:3 im Elfmeterkrimi des WM-Achtelfinals gegen den am Ende tief gefallenen Titelfavoriten Spanien.
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Igor Akinfejew hält den Elfmeter gegen Iago AspasFoto: SID/AFP
Epoch Times1. Juli 2018

Stanislaw Tschertschessow konnte die Freudentränen nicht mehr zurückhalten. Völlig überwältigt von der Wucht des Augenblicks stammelte der Trainer der Sbornaja wenige Worte ins Mikrofon, während die Tribünen des Luschniki-Stadions bebten. „Wir haben zwei Jahre hart für diesen Moment gearbeitet und heute einen großartigen Job gemacht“, sagte Tschertschessow nach dem 4:3 im Elfmeterkrimi des WM-Achtelfinals gegen den am Ende tief gefallenen Titelfavoriten Spanien.

„Das ist eine fantastische WM. Nicht nur unsere Fans, sondern alle Zuschauer spüren diese Atmosphäre“, sagte Igor Akinfejew, der mit seinen Paraden gegen Koke und Iago Aspas zum Volkshelden aufstieg: „Die Fans sehen jetzt, dass wir Russen genau wissen, wie man Fußball spielt.“ Am Samstag (20.00 Uhr MESZ) hat der Gastgeber in Sotschi gegen Kroatien oder Dänemark die Chance hat, ins Halbfinale einzuziehen. Die Spanier fahren dagegen nach einem völlig verkorksten Turnier enttäuscht nach Hause.

„Es ist einer der schwierigsten Augenblicke in meinem Leben“, sagte Kapitän Sergio Ramos, Trainer Fernando Hierro beklagte „das fehlende Glück“. Und doch hatte sich der Weltmeister von 2010 das Aus selbst zuzuschreiben: Nach 120 enttäuschenden Spielminuten hatte es 1:1 (1:1, 1:1) gestanden, in der Lotterie des Elfmeterschießens endete eine WM, die schon mit dem Theater und der Entlassung von Trainer Julen Lopetegui unwürdig begonnen hatte.

Nach Titelverteidiger Deutschland, dem WM-Zweiten Argentinien und EM-Champion Portugal ist damit das nächste Schwergewicht des Weltfußballs in Russland früh ausgeschieden. Die Hausherren, als Weltranglisten-70. und damit als nominell schwächste Mannschaft ins Turnier gestartet, träumen weiter. Ein erstes „kleines Wunder“ (Artem Dschjuba) haben die Russen bereits vollbracht.

Dschjuba (41.) hatte mit seinem dritten Turniertreffer per Handelfmeter das Eigentor von Alexander Ignaschewitsch (12.) ausgeglichen. „Im Laufe der zweiten Halbzeit haben wir versucht, unser Tor zu verteidigen und auf das Elfmeterschießen gehofft“, sagte Akinfejew. Das gelang vor 78.011 Zuschauern unter gütiger Mithilfe der erschreckend behäbigen Spanier, die mit ihrem Standfußball frappierend an die leblosen Auftritte der deutschen Weltmeister erinnerten.

König Felipe VI., extra aus Madrid angereist, wunderte sich über die Fehler in der Abwehr und die schwache Offensive: Wo war das weltweit gefürchtete Tiki-Taka, wo war Stürmer Diego Costa, der bis zum Achtelfinale drei Turniertore erzielt hatte? Stattdessen sah der Monarch trostloses Ballgeschiebe, das auch nach der Einwechslung des Routiniers Andres Iniesta kaum besser wurde. „Es war sehr schwer gegen diese abwehrstarke russische Mannschaft“, sagte Hierro. In Wahrheit machten sich die Spanier das Leben selbst zur Hölle.

Denn auch wenn die Russen wieder einmal mehrere Kilometer mehr als ihr Gegner zurücklegten, zeigten sie kaum große Fußballkunst. Die Kontermöglichkeiten verpufften durch die technischen Schwächen. Den Mut verlor der Außenseiter jedoch nie, auch das 0:3 im letzten Gruppenspiel gegen Uruguay hatte keine Spuren hinterlassen. Selbst das Missgeschick von Ignaschewitsch (38), der bei einem Ringkampf mit Ramos den Ball ins eigene Tor lenkte und damit den zweifelhaften Ruhm des ältesten Eigentorschützen einer WM erntete, warf die Russen nicht aus der Bahn.

Die Spanier setzten damit eine schwarze Serie fort: Gegen den Gastgeber eines großen Turniers hat die Furia Roja in ihrer erfolgreichen Geschichte noch nie gewonnen. Verflucht war sie an diesem Abend in Moskau jedoch nicht, sondern einfach nur weit von ihrer Bestform entfernt.

(Moskau (SID) (AFP))



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