Hrubesch mit letztem Aufgebot auf Medaillenjagd in Rio

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Horst Hrubesch ist Trainer der Olympia-Mannschaft in Rio.Foto: Arne Dedert/dpa
Epoch Times13. Juli 2016
Keine EM-Fahrer, keine Transferspieler und maximal zwei Profis pro Club: DFB-Trainer Horst Hrubesch steht für die erste Teilnahme einer deutschen Mannschaft an einem olympischen Fußball-Turnier seit 28 Jahren nur das buchstäblich letzte Aufgebot zur Verfügung.

Trotz größter Einschränkungen bei der Nominierung des 18 Mann umfassenden Kaders für die Olympischen Spiele in Rio (5. bis 21. August), der am Donnerstag bekannt gegeben wird, strebt der einstige Titelsammler olympischen Lorbeer an.  

„Natürlich will ich gern die Goldmedaille haben“, sagte der 65-Jährige in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Angesichts des Vorgriffsrechts von Bundestrainer Joachim Löw für die EM in Frankreich und der Vereinsinteressen blieb dem Europameister von 1980 der Griff ins Spieler-Feinkostregal verwehrt. EM-Teilnehmer wie zum Beispiel Bayern Münchens Joshua Kimmich oder Profis, die im Sommer den Verein wechselten wie Kevin Volland oder Timo Werner, fielen unter eine umfangreiche Verbotsliste. Volland war noch Kapitän der U21, die bei der EM 2015 die Qualifikation für Rio perfekt gemacht hatte.

Zu den Maßgaben gehörten auch, nicht mehr als zwei Spieler pro Club zu wählen oder die Teilnehmer an der Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe wie Borussia Mönchengladbach (Champions League) und Hertha BSC Berlin (Europa League) zu verschonen. Mehr Gegenwind für die erste Olympia-Teilnahme seit den Spielen 1988 in Seoul, bei denen Deutschland mit Jürgen Klinsmann Bronze gewann, geht eigentlich nicht. „Wir sind in engem Kontakt miteinander, und die Abstimmung mit den Vereinen war und ist hervorragend“, sagte DFB-Sportdirektor Hansi Flick trotzdem immer wieder.

Kritisch war es in Sachen Kontingent beim FC Schalke 04 und beim 1. FC Köln, wo Hrubesch jeweils drei Spieler im Auge hatte. Aus den Trios Max Meyer, Leon Goretzka und Johannes Geis (alle Schalke) sowie Timo Horn, Dominique Heintz und Leonardo Bittencourt (alle Köln) konnte Hrubesch nur jeweils zwei wählen. Gladbach will Offensiv-Talent Mahmoud Dahoud nicht freistellen, Hertha war zurückhaltend in Sachen Mitchell Weiser und Niklas Stark. Eher ablehnend auch die Haltung von Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick, dessen Spieler Davie Selke und Lukas Klostermann zur aktuellen U21 gehören.

Immerhin gab Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen die ersten beiden deutschen Fußball-Olympioniken selbst bekannt. Offensiv-Youngster Julian Brandt und Mittelfeldspieler Lars Bender gehören demnach dazu. „Olympia ist ein toller Wettbewerb. Lars und Julian werden hinfahren. Das ist eine super Motivation und eine super Vorbereitung für die Saison“, sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt.

Der 27 Jahre alte Defensivspieler Bender, EM-Teilnehmer 2012, wäre einer von drei möglichen Spielern, die älter als 23 Jahre sein dürfen. Möglicherweise steht auch Zwillingsbruder Sven im Aufgebot – wie 2009 unter Hrubesch bei der U20-WM in Ägypten. Schon damals hatte der Coach größte Probleme, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zusammenzubekommen.

1988 war das noch anders. Der mittlerweile verstorbene Medaillenschmied Hannes Löhr konnte sich bedienen, die Bundesliga pausierte sogar. Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke hatten in diesem Jahr sogar zuvor bei der Heim-EM für Deutschland gespielt. Kimmich oder Leroy Sané konnte Hrubesch nun nicht nominieren. „Natürlich hätte ich diese Spieler gern mitgenommen. Aber die EM hat da Vorrang“, sagte Hrubesch und fügte an: „Wir werden dort jedenfalls mit dem sportlich besten Team antreten.“

(dpa)

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