Neue DFB-Führung: Viele Baustellen nächste Jahre

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Auf den designierten DFB-Präsidenten Reinhard Grindel wartet viel Arbeit.Foto: Arne Dedert/dpa
Epoch Times13. April 2016
Am 15. April soll der bisherige Schatzmeister Reinhard Grindel zum neuen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes gewählt werden. Nicht nur aufgrund der WM-Affäre wartet auf den CDU-Bundestagsabgeordneten viel Arbeit.

AUFARBEITUNG DER DFB-AFFÄRE:

Es war die große Hoffnung des DFB, die Affäre um die WM 2006 mit der Veröffentlichung des Freshfields-Reports Anfang März abschließen zu können. Doch die zentralen Fragen des Skandals sind noch immer unbeantwortet. Wozu flossen die ominösen 6,7 Millionen Euro über ein Konto in der Schweiz an eine Firma in Katar? Welchen Zweck hatten die dubiosen Deals der deutschen WM-Macher? Hinzu kommen die möglichen Folgen für den DFB aus diesem Skandal. Der Verband droht für das WM-Jahr 2006 nachträglich die Gemeinnützigkeit zu verlieren. Für diesen Fall muss er dann klären: Kann und will der DFB von den ehemaligen WM-Machern um Franz Beckenbauer Schadenersatz verlangen?

PERSONALIE NIERSBACH:

Der im Zuge des WM-Skandals zurückgetretene frühere DFB-Präsident sitzt noch immer in der Exekutive der FIFA und der UEFA. Gegen ihn und andere Mitglieder des ehemaligen WM-Organisationskomitees hat die Ethikkommission des Weltverbandes ein Verfahren eingeleitet. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung, weil in der Steuererklärung zur WM 2006 bewusst falsche Angaben gemacht worden sein sollen.

Der DFB stellt klar: Wolfgang Niersbach ist nicht vom nationalen Verband in die internationalen Gremien berufen worden und könne deshalb auch nicht einfach daraus abgezogen werden. Aber die große Frage bleibt: Ist jemand als deutscher Vertreter bei der FIFA und der UEFA noch tragbar, der in der WM-Affäre das DFB-Präsidium hinterging und zunächst nicht über seine Kenntnisse informierte?

ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN PROFIS UND AMATEUREN:

Die Amateure haben traditionell die Stimmenmehrheit im größten Sportfachverband der Welt mit seinen insgesamt knapp 6,9 Millionen Mitgliedern. In einem bis 2017 gültigen Grundlagenvertrag wird das Miteinander geregelt, doch zuletzt brachen alte Differenzen wieder auf. Der Profifußball fühlte sich bei der schnellen Festlegung auf Reinhard Grindel als Präsidentschaftskandidat übergangen. Ligapräsident Reinhard Rauball knüpft die Wiederwahl von Grindel beim ordentlichen Bundestag im November ganz klar an die Bedingung, dass die Ansprüche der Bundesligen nicht vernachlässigt werden.

DFB-Interimschef Rainer Koch wiederum will den Einfluss des Profilagers nicht zu groß werden lassen. „Es ist den 25 000 Vereinen an der Basis schwer zu vermitteln, dass Schalke und Bayern zusammen 33 Millionen Euro an Beraterhonoraren zahlen – und laut Grundlagenvertrag alle Landesverbände zusammen etwas mehr als elf Millionen Euro bekommen“, sagt er.

STRUKTURREFORM:

Die WM-Affäre hat gezeigt, dass die Kontrollmechanismen im Verband nicht funktionieren. Gefordert sind vor allem Grindel und der neue Generalsekretär Friedrich Curtius, der aber als ehemaliger Büroleiter von Niersbach nicht unbelastet ist. So soll auch beim DFB eine Ethikkommission gegründet werden. Kritiker verlangen zudem mehr Transparenz, was Zahlungen an die Spitzenfunktionäre angeht. Selbst die FIFA veröffentlicht mittlerweile das Gehalt ihres Präsidenten.

NEUES LEISTUNGSZENTRUM:

Das „Jahrhundertprojekt“ von Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff kommt nur stockend voran. Der Rennclub als bisheriger Nutzer geht mit diversen Gerichtsverfahren gegen die Baupläne auf dem Gelände der Frankfurter Galopprennbahn vor. Eigentlich sollte dieses Gelände bereits am 1. Januar an den DFB übergeben werden. In der 109 Millionen Euro teuren Akademie sollen künftig die Nationalteams trainieren, Schiedsrichter geschult und Trainer ausgebildet werden.

SCHIEDSRICHTERWESEN:

Die Spitzenreferees sind immer noch unter dem Dach des DFB organisiert – obwohl die 1. und 2. Liga komplett der Deutschen Fußball Liga unterstehen. Dennoch beansprucht auch die DFL mit ihrem Vertreter Hellmut Krug eine Mitspracherecht. Beim Bundestag 2013 wurde bereits eine Reform bei den Spielleitern angestoßen. Jetzt gibt es die Kommission Elite und Amateure – aber Woche für Woche kommt so viel Kritik wie noch nie an den Unparteiischen in der Bundesliga. Herbert Fandel tritt als ehrenamtlicher Schiedsrichter-Boss zum Saisonende zurück, will aber in anderer Funktion weitermachen.

GERICHTSSTREIT MIT STEFAN HANS:

Der frühere DFB-Direktor klagt vor dem Arbeitsgericht Frankfurt/Main gegen seine Kündigung. Er gilt als Schlüsselfigur in der WM-Affäre und könnte den Verband weiter belasten. Der DFB wirft ihm vor, bei der Aufklärung des Skandals seine Informationspflicht gegenüber dem Präsidium verletzt zu haben. Eine Güteverhandlung scheiterte, am 24. Mai ist ein Kammertermin angesetzt.

(dpa)


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