BfR-Chef hält Glyphosat für unbedenklich – Kritiker: Beweise für Krebsbefunde werden weginterpretiert

Sämtliche Zulassungsbehörden weltweit würden keine Krebsgefahr bei Glyphosateinsatz sehen, meinte der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung. Kritiker sehen es anders: Beweise für Krebsbefunde werden systematisch unter den Tisch gekehrt, meinen sie.
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Felder werden mit Glyphosat besprüht.Foto: Patrick Pleul/Archiv/dpa
Epoch Times2. Juni 2019

Der Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat sei bei bestimmungsgemäßer Anwendung „sicher, was gesundheitliche Risiken angeht“, meinte der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel.

Die Fachposition seines Instituts konterkariere „so manches Weltbild“ und stehe erkennbar politischem Kalkül im Wege, sagte Hensel den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). „Beim Glyphosat hat unsere Arbeit offenbar das falsche Ergebnis geliefert.“

Der BfR-Präsident erklärte: „Sämtliche Zulassungsbehörden weltweit sehen keine Krebsgefahr, das wird durch strenge Zulassungsverfahren sichergestellt.“ Glyphosat werde seit 40 Jahren flächendeckend eingesetzt. „Wenn es krebserregend wäre, bliebe dies nicht unentdeckt“, so Hensel.

Er kritisierte die Internationale Agentur für Krebsforschung IARC, die „die einzige wissenschaftliche Einrichtung der Welt“ sei, die Glyphosat für wahrscheinlich krebserregend halte. „Wir halten dieses Urteil für nicht wissenschaftlich belegt“, so Hensel.

Er beklagte, dass seine Behörde in der Debatte um den Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat stellvertretend am Pranger stehe. „Dabei sind wir nicht einmal die Behörde, die Glyphosat zulässt. Viele Kritiker verkennen unseren unparteilichen Auftrag“, so Hensel.

Er betonte: „Wir prüfen unabhängig sämtliche Studien nach streng wissenschaftlichen Kriterien und bewerten auf dieser Grundlage die Gesundheitsrisiken. Alles, was dann zur Zulassung eines Mittels erfolgt, geschieht nach Regeln, die der Bundestag und das Europäische Parlament festgelegt haben.“

Der BfR-Präsident zeigte sich besorgt darüber, „dass die Kritik einzig darauf abzielt, uns als wissenschaftliche Bewertungsinstanz zu diskreditieren, eine Diskussion über unsere fachlichen Ergebnisse findet gar nicht statt“.

Kritik: Beweise für Krebsbefunde werden systematisch unter den Tisch gekehrt

Verschiedene Experten, Umweltverbände und das Umweltinstitut München widersprechen: Die mit der Bewertung von Glyphosat befassten Behörden interpretierten Krebsbefunde systematisch weg, heißt es in der Analyse mit dem Titel „Glyphosat und Krebs: Systematischer Regelbruch durch die Behörden“ von 2017. Diese wurde vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Umweltinstitut München unterstützt.

Die Beweislage sei gezielt geschwächt worden, meinte der Autor der Analyse, Dr. Peter Clausing, Toxikologe und PAN-Vorstandsmitglied.  So blieb etwa eine mit schweren Qualitätsmängeln behaftete Studie unangefochten, um das Fehlen von Tumoreffekten zu „beweisen§, während eine andere, wichtige Studie mit fadenscheinigen Argumenten von der Bewertung ausgeschlossen wurde.

Ich bin empört, wie unverfroren und selektiv die Behörden bei der Studienauswahl vorgegangen sind. Wären die Behörden korrekt vorgegangen, müssten sie auch die drei Studien akzeptieren, die einen Krebseffekt für den gleichen Tumortyp zeigen und sie hätten keine handfeste Studie anführen können, die dagegen spricht“, so der Toxikologe.

Zuletzt hatte BUND wegen der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) verklagt. Das Bundesamt hatte im Februar 18 Pflanzenschutzmittel bis Ende 2019 zugelassen. Darunter ist auch eines, das Glyphosat enthält.

US-Gericht verdonnert Monsanto zu 290 Millionen Dollar Schmerzensgeld

Das Glyphosat Krebs hervorrufen kann, wurde kürzlich durch einen Urteilspruch eines US-Gerichts bekräftigt, dass daraufhin den Agrarkonzern Monsanto zur Zahlung von 289 Millionen Dollar Schmerzensgeld verurteilte.

Dass Glyphosat Krebs verursachen kann, befand das Geschworenengericht in San Francisco. Nach Angaben der „Zeit“ hätten glyphosathaltigen Mittel zur Krebserkrankung des Klägers beigetragen. Der 46-jährige Kläger habe als Hausmeister mehrerer Schulen die Herbizide über Jahre hinweg in großen Mengen angewendet.

Ein anderer Hausmeister klagte ebenfalls. Das Ergebnis: Im vergangenen August verdonnerte ein US-Gericht Monsanto zu fast 290 Millionen Dollar Schmerzensgeld. Der ehemalige Hausmeister Dewayne Johnson sei wegen Glyphosat unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Als „Heimtücke“ stufte das Geschworenengericht ein, dass Monsanto seine Kunden nicht vor dem Krebsrisiko gewarnt habe.

Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland sähen jedoch laut „Zeit“ keine Krebsgefahr durch Glyphosat. In Deutschland ist das Mittel noch bis 2022 zugelassen.

(dts/as)



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