Daimler setzt Produktion wegen Halbleitermangels aus – Kommt die Batteriezellproduktion in Bitterfeld?

Der Autobauer Daimler hat seine Produktion im Werk Sindelfingen erneut ausgesetzt. Am 12. Juli teilte Daimler mit, seine europaweite „Lokalisierungsstrategie“ zu überarbeiten. Der Hersteller will vermutlich früher als geplant komplett auf Verbrenner verzichten.
Titelbild
Am 2. September 2020 in Sindelfingen an der neuen Montagelinie „Werk 56“ im Mercedes-Benz-Werk.Foto: Lennart Preiss/Getty Images
Epoch Times15. Juli 2021

Im Werk Sindelfingen setzte der Autobauer Daimler die Produktion erneut aus. Es fehlen Teile bei Halbleitern. Das gelte auch für die kommende Woche, wie eine Sprecherin des Unternehmens mitteilte. In Bremen, Rastatt und Kecskemét (Ungarn) laufe die Produktion aber weiter. Für einige Beschäftigte bedeutet das, in Kurzarbeit zu gehen.

„Eine Prognose, wann sich der Engpass im Laufe des Jahres auflösen wird, ist derzeit nicht möglich“, erklärte die Sprecherin. „Die Situation ist weiterhin volatil. Wir fahren auf Sicht.“ Auch bei anderen Autoherstellern und in anderen Werken gab es immer wieder Lieferengpässe bei Halbleitern und temporäre Produktionsstopps.

Am 12. Juli teilte das Unternehmen mit, seine europaweite „Lokalisierungsstrategie“ zu überarbeiten. Entschieden werden soll, welche Batteriezellen wo produziert werden.

Batteriezellen in Bitterfeld

Zum Bau der geplanten Fabrik in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) äußerte sich der Konzern in diesem Zusammenhang nicht. Es hieß lediglich, dass Bitterfeld nach wie vor Bestandteil der Strategie sei. Das „Handelsblatt“ hatte berichtet, womöglich komme das Projekt in Bitterfeld gar nicht mehr zustande, zumindest sei aber von einer Verzögerung beim Bau um rund zwei Jahre bis Herbst 2024 auszugehen.

Daimler will mit dem Farasis Energy in Bitterfeld-Wolfen das Werk errichten. Ein zweites Batteriewerk soll an Gigafactory am Erfurter Kreuz in Zusammenarbeit mit dem Marktführer CATL entstehen. Farasis wurde 2002 in den USA gegründet und erklärte im Mai 2019, seinen europäischen Hauptsitz nach Bitterfeld verlagern zu wollen. Aktuelle Produktionsstätten hat der Batteriehersteller vor allem in Ganzhou und Zhenjiang (China).

In Bitterfeld sollte ein künftiges Energy Valley entstehen, in dem Batteriesysteme für bis zu 100.000 Elektroautos hergestellt werden. Das Werk sollte bis Ende 2022 von Farasis errichtet werden. Das Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt will die Ansiedlung mit rund 30 Millionen Euro unterstützen. 600 Millionen Euro wollte Farasis investieren und etwa 600 Jobs schaffen, berichten deutsche Medien. Zudem wollte der Hersteller Fördermittel der EU beantragen.

Global beschäftigt Farasis rund 3.500 Mitarbeiter, die meisten davon in China. In Deutschland beschreibe sich Farasis Energy eher als Start-up, so die Website „Cleanthinking“. Farasis selbst schreibt von bis zu 2.000 Arbeitsplätzen, die in Bitterfeld entstehen sollen.

CEO des Unternehmens ist der gebürtige Chinese Yu Wang. Farasis ist einer von mehreren Batteriezell-Zulieferern des Autokonzerns Daimler. Spekulationen, dass die Kooperation beider Unternehmen geplatzt sei, wies ein Daimler-Sprecher zurück.

Strategietag 22. Juli

Daimler will vermutlich früher als geplant komplett auf Verbrenner verzichten.

Die „Automobilwoche“ zitierte am Freitag einen „hochrangigen Manager“ des Autobauers: „Wir wechseln von EV first zu EV only.“ EV heißt Electric Vehicle. Bislang wollte der Mercedes-Hersteller bis 2030 erreichen, dass die Hälfte aller verkauften Autos elektrisch oder Plug-in-Hybride sind. Details der neuen Strategie wolle Daimler auf einem Strategietag am 22. Juli verkünden, berichtete die „Automobilwoche“.

Die EU-Kommission will sich am Mittwoch zu den künftigen Klimaschutzauflagen für die Autoindustrie äußern.

Erwartet wird nach übereinstimmenden Angaben aus Brüsseler Quellen, dass die Kommission die Fahrzeugemissionen ab dem Jahr 2035 auf null drücken will. Das wäre dann für alle Konzerne das voraussichtliche Stichdatum zum Umstieg auf die Elektromobilität.

Opel hatte am Donnerstag angekündigt, die Marke werde ab 2028 vollständig auf Elektromobilität umgestellt. Die Volkswagen-Tochter Audi will bis zum Jahr 2033 keine Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb mehr herstellen. VW-Chef Herbert Diess erwartet, dass 2030 in Europa rund 60 Prozent der verkauften VW-Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden. (ks)

(Mit Material von afp/dpa)



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