EZB belässt Leitzins bei historisch niedrigen null Prozent

EZB: Anleihenblase geplatzt, Zentralbanken in der Sackgasse
Die EZB in Frankfurt am Main.Foto: iStock
Epoch Times16. Dezember 2021

Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins trotz der hohen Inflationsrate in der Eurozone bei historisch niedrigen null Prozent. Auch die beiden weiteren wichtigen Zinssätze bleiben unverändert, wie die EZB am Donnerstag mitteilte. Der Einlagenzins für Banken beträgt weiterhin minus 0,5 Prozent. Bei kurzfristigen Kapitalspritzen und sogenannten Übernachtkrediten werden wie bisher 0,25 Prozent Zinsen fällig.

Die Anleihekäufe unter dem im Rahmen der Pandemie aufgesetzten Notfall-Anleihekaufprogramm PEPP sollen außerdem Ende März 2022 ausgesetzt werden, wie die EZB in Frankfurt am Main weiter mitteilte. Im ersten Quartal 2022 sollen diese Anleihekäufe zudem in einem geringeren Umfang stattfinden als im Vorquartal.

Der EZB-Rat geht davon aus, „dass der Fortschritt bei der wirtschaftlichen Erholung und in Richtung des mittelfristigen Inflationsziels eine schrittweise Reduzierung der Geschwindigkeit der Anleihekäufe in den kommenden Quartalen“ erlaube, erklärte die EZB. Geldpolitische Unterstützung sei aber weiterhin notwendig, um die Inflation bei zwei Prozent zu stabilisieren.

Der EZB-Rat betonte zudem seine „Flexibilität“ – Anleihekäufe unter dem 1,85 Billionen Euro schweren PEPP könnten jederzeit wieder aufgenommen werden. Das Anleihekaufprogramm APP, das bereits vor der Pandemie aufgesetzt wurde, soll überdies ab dem zweiten Quartal von aktuell 20 Milliarden Euro auf monatlich 40 Milliarden Euro erhöht werden.

EZB korrigierte Inflationsprognosen nach oben

Ab Oktober 2022 soll das Volumen dann wieder auf 20 Milliarden Euro abgesenkt werden. Eine Erhöhung der Leitzinsen sei erst kurz nach Ende der Anleihekaufprogramme zu erwarten. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir die Leitzinsen im Jahr 2022 erhöhen werden“, betonte Lagarde.

Ihre Inflationsprognosen korrigierte die EZB indes deutlich nach oben. Für 2021 rechnen die Zentralbanker mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent, bei ihrer Prognose im September war die EZB noch von einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent ausgegangen. Für 2022 rechnet die EZB mit einer Inflation von 3,2 Prozent, bisher hatten die Zentralbanker mit lediglich 1,7 Prozent gerechnet.

Für 2023 erwartet der EZB-Rat 1,8 Prozent, 0,3 Prozentpunkte mehr als noch im September. Die EZB gab außerdem erstmals eine Prognose für das Jahr 2024 ab und rechnet hier ebenfalls mit einer Inflationsrate von 1,8 Prozent.

Beim Wirtschaftswachstum dämpfte die EZB ihre Prognose. Hatten die Zentralbanker für das kommende Jahr bisher mit einem Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 4,6 Prozent gerechnet, korrigierte der EZB-Rat seine Prognose nun auf 4,2 Prozent. Die Prognose für das laufende Jahr korrigierte die EZB leicht nach oben, von fünf Prozent auf 5,1 Prozent.

Kritik und Befürchtungen

Kritik an den EZB-Beschlüssen äußerte der Bankenverband. Das Gesamtpaket „passt nicht zum deutlich veränderten Preisumfeld“, kritisierte Hauptgeschäftsführer Christian Ossig und warf der Zentralbank vor, zu zögerlich zu sein.

Mit Blick auf das Zinsniveau warnte er vor der Gefahr, dass der Euroraum gerade für langfristige Anleger immer unattraktiver werde. Im Falle einer anhaltend hohen Inflation werde außerdem der Druck auf die EZB wachsen, „ihre Geldpolitik abrupt und stärker abbremsen zu müssen, als das aus heutiger Sicht erforderlich wäre“.

Es werde in Deutschland in den kommenden Monaten „einige Enttäuschungen geben“ dass die EZB ihre expansive Geldpolitik langsamer zurückfahre als die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), erklärte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), Marcel Fratzscher.

Die wirtschaftliche Erholung in den USA sei der im Euroraum jedoch deutlich voraus. „Ich erwarte daher frühestens für das zweite Halbjahr 2023 erste vorsichtige Zinserhöhungen durch die EZB“, erklärte Fratzscher.

Analyst Andreas Billmeier von Western Asset Management begrüßte die Beschlüsse der EZB hingegen. „Die EZB hat heute einen präzisen, weit in die Zukunft reichenden Ausblick gegeben und damit die nervösen Märkte beruhigt“, erklärte er. Gleichzeitig bleibe die EZB flexibel: Bei unerwarteten Problemen könne die Zentralbank das APP anpassen und auch die Käufe im Rahmen des PEPP wieder aufnehmen. (afp/dl)



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