ZEW-Konjunkturerwartungen sinken erneut deutlich

In der Mai-Umfrage des ZEW sanken die Konjunkturerwartungen wieder. Der Indikator ist erstmals seit Dezember 2022 wieder im negativen Bereich.
Ein Containerschiff der Reederei Hapag-Lloyd im Hafen Hamburg. Hapag-Lloyd erwartet das drittbeste Ergebnis der Firmengeschichte.
Ein Containerschiff der Reederei Hapag-Lloyd im Hafen Hamburg. Die deutsche Konjunktur schwächelt.Foto: Christian Charisius/dpa
Epoch Times16. Mai 2023

Die Konjunkturerwartungen von Finanzexperten für Deutschland haben sich ein weiteres Mal deutlich eingetrübt. Der entsprechende Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim sank in der Mai-Umfrage um 14,8 auf minus 10,7 Punkte. Damit liegt der Indikator erstmals seit Dezember 2022 wieder im negativen Bereich.

„Die Finanzmarktexperten rechnen auf Sicht von sechs Monaten mit einer Verschlechterung der ohnehin nicht guten Konjunkturlage“, erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach am Dienstag, dem 16. Mai. „Die deutsche Wirtschaft könnte dadurch in eine – wenn auch leichte – Rezession rutschen.“

Zinsangst trübt die Stimmung

Ein wichtiger Grund für die schlechte Stimmung sei die Erwartung einer noch stärkeren Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank, erklärte Wambach weiter. Auch ein drohender Zahlungsausfall der USA erhöhe die Unsicherheit.

Die Erwartungen der Experten an die Entwicklung in der Eurozone verschlechtern sich ebenfalls deutlich um 15,8 Punkte auf nunmehr minus 9,4 Zähler.

Im vergangenen Monat hatte sich immerhin der ZEW-Index für die aktuelle konjunkturelle Lage in Deutschland noch verbessert. Im Mai verschlechterte sich nun auch dieser Indikator leicht um 2,3 Punkte. Er liegt damit weiterhin mit minus 34,8 Punkten tief im negativen Bereich.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut fragt für den Index, der als wichtiger Indikator für die konjunkturelle Entwicklung gilt, monatlich Experten aus Banken, Versicherungen und Finanzabteilungen von Großunternehmen nach ihren Einschätzungen zu wichtigen internationalen Finanzmarktdaten wie Inflationsraten, Zinsen, Aktienindizes, Wechselkursen und dem Ölpreis.

Deutsche Börse stabil

Trotz der nach den ZEW-Daten deutlich eingetrübten Stimmung hält sich der Dax am Dienstag stabil auf hohem Niveau. Die Marke von 16.000 Punkten bleibt im Fokus. Auch schwache Wirtschaftsdaten aus China und dem weiterhin schwelenden Streit über die Schuldenobergrenze in den USA bringt den Leitindex nicht vom Kurs ab.

„Ein möglicher Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten in den nächsten Wochen erhöht zudem die Unsicherheit bezüglich der internationalen Konjunkturentwicklung“, sagte Wambach. Um eine Lösung im Schuldenstreit herbeizuführen, lädt US-Präsident Joe Biden deshalb nochmals kurz vor seinem Abflug zum G7-Gipfel nach Japan hochrangige Republikaner und Demokraten ins Weiße Haus.

Am Mittag stieg der Dax um 0,07 Prozent auf 15.928 Punkte. Der MDax für die mittelgroßen Unternehmen gewann minimale 0,03 Prozent auf 27.395 Punkte, europaweit sah es ähnlich aus.

Siemens legt zu

Unter den Einzelwerten legten im Dax Siemens Energy um weitere 2,6 Prozent zu. Der Energietechnikkonzern hatte tags zuvor trotz der fortgesetzten Schwäche der Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa mit starken Auftragseingängen und Umsätzen im ersten Quartal überzeugt.

Mit Kursgewinnen von 1,8 Prozent fielen zudem Infineon auf, die wie andere europäische Chiphersteller gefragt waren. Der PC-Markt bleibe nach der Corona-Sonderkonjunktur zwar im Korrekturmodus, der Rückgang sei inzwischen aber „weniger hässlich“, schrieb Bernstein-Experte Stacy Rasgon. Es zeichne sich eine gewisse Stabilisierung ab.

Talanx litten im MDax mit minus 1,3 Prozent unter einer Abstufung. Im SDax büßten Hornbach Holding angesichts eines schwach erwarteten ersten Geschäftsquartals 2023/24 und Aussagen zum Gesamtjahr 7,5 Prozent ein. (AFP/dpa/mf)



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