Wirbel um Pathologie-Konferenz

Zehn verstorbene COVID-Geimpfte, zehn Obduktionen. Für seine Präsentation am 20. September über die Untersuchungsergebnisse erntete der Pathologie-Professor Arne Burkhardt (76) nicht nur Anerkennung. Kritik kam vor allem von Professor Benjamin Ondruschka (36), Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, aber auch der Verein Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V. distanzierte sich scharf von Burkhardts Ausführungen.
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Die Befunde von zehn verstorbenen Geimpften, erhoben von dem Pathologie-Professor Arne Burkhardt, stehen in Kritik (Symbolbild)Foto: iStock
Von 3. Oktober 2021

Die Pressekonferenz am 20. September, in der der Pathologie-Professor Arne Burkhardt über die Obduktion von zehn verstorbenen COVID-Geimpften sprach, sorgt für Diskussionen. So titelte beispielsweise die „Welt“: „Dubioser Pathologen-Vortrag – Fragwürdige Befunde zu Impftoten“ und stellte sämtliche präsentierten vorläufigen Untersuchungsergebnisse infrage.

In dem „Welt“-Bericht wurde unter anderem kritisiert, dass ein „Pathologisches Institut Reutlingen“, in dem die Pressekonferenz stattfand, nicht im Internet auffindbar sei, dass es bei dem Vortrag zu Bild- und Tonausfällen kam und Nachfragen im Chat nicht vorgesehen waren. Die Zeitung hob auch hervor, dass die drei anwesenden Beteiligten alle emeritierte Professoren sind.

Neben dem 76-jährigen Burkhardt waren der Pathologe Prof. Walter Lang anwesend, der 27 Jahre lang ein von ihm gegründetes Privatinstitut für Pathologie leitete, sowie Prof. Werner Bergholz, Spezialist für Standardisierung und Normung, dessen Expertise bezüglich der Corona-Maßnahmen vom Gesundheitsausschuss des Bundestages angefordert wurde.

Obwohl Burkhardt während seines Vortrages (im Video ab Minute 10) das Alter der Verstorbenen, die Angaben zu Impfdosen und die Todeszeit nach der Impfung ausführte und darüber hinaus auch todesursächliche Faktoren laut Rechtsmedizin gemäß den ihm vorliegenden Dokumenten benannte, wurde kritisiert, dass das Alter der Toten nicht genannt wurde und Burkhardt über die Umstände des Todes „selbst nur mutmaßen“ könne.

Nach der Pathologie-Konferenz hat die „Welt“ führende deutsche Pathologen um einen Kommentar gebeten. Demnach habe sich Prof. Peter Schirmacher vom Pathologischen Institut der Universität Heidelberg nicht zurückgemeldet. Ein weiterer Pathologe habe sich die Aufzeichnung der Pressekonferenz eine halbe Stunde lang angesehen und dann „entsetzt abgebrochen“. Demnach wollte der Arzt weder namentlich genannt noch „mit so etwas“ in Verbindung gebracht werden.

Anders Prof. Benjamin Ondruschka, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Nachfolger des pensionierten Rechtsmediziners Prof. Klaus Püschel, der erste Obduktionen von Verstorbenen in Zusammenhang mit Corona in Hamburg durchgeführt hatte. Auch er wurde von „Welt“ befragt.

Demnach betrachtete Ondruschka das von Burkhardt verwendete Bildmaterial, in dem Lymphozytenanhäufungen gezeigt wurden, kritisch. Bezugnehmend auf ein Bild mit vereinzelten Entzündungszellen im Herzmuskel äußerte er: „Bei so einem geringen Befund stirbt man aber noch nicht daran. Solche Einzelzellen gibt es immer mal in Gewebeschnitten. Auch wenn Sie mir jetzt Blut entnehmen würden, wären weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) darin enthalten. Die gehören ins Blut.“

Nach Ondruschkas Einschätzung hat Burkhardt nicht begründet dargelegt, weshalb die von ihm vorgestellten Befunde, zum Beispiel sogenannte Riesenzellen im Lungengewebe, zwingend und ursächlich auf Impfung zurückgeführt werden müssen. „Solche Zellen können auch auf viel trivialere Weise entstanden sein, beispielsweise indem Mageninhalt eingeatmet oder angedaut wurde und eine Entzündung hervorgerufen hat“, erklärt er.

Kritische Fragen

Laut Ondruschka war die Pressekonferenz „weit von einem wissenschaftlichen Anspruch entfernt“. Für ihn werfen sich folgende Fragen auf:

  • Woher kommen die Proben?
  • Wie sind die kausalen Zusammenhänge belegt worden?
  • Mit welcher Sicherheit werden bei den überwiegend langen Zeitintervallen die Todesursachen konkret auf die Impfung bezogen?
  • Bestanden überhaupt Symptome nach der Impfung?
  • Waren die Personen vorerkrankt?

„Nicht klar belegte Vermutungen wie diese sollten nicht einfach auf die Öffentlichkeit losgelassen werden, die das vielleicht gar nicht einordnen kann“, so Ondruschka. Er hätte sich eher eine fachliche Diskussion gewünscht, wie sie auf Kongressen, Tagungen und in Videokonferenzen durchgeführt werden.

Spekulationen zu Dunkelziffer

Während der Heidelberger Pathologe Peter Schirmacher davon ausgeht, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Todesfälle in zeitlichem Zusammenhang mit der COVID-Impfung durch die Impfung bedingt sind, schätzt Ondruschka, dass die Dunkelziffer der Menschen, die direkt infolge einer Impfung gestorben sind, nicht besonders groß ist.

„Natürlich gibt es eine Dunkelziffer, gerade hier in Deutschland, wo seit Jahren beklagt wird, dass viel zu wenig obduziert wird“, erklärte er. Das sei das Grundproblem einer niedrigen Obduktionsfrequenz. Dass massenhaft Menschen aufgrund der Impfung sterben, halte er jedoch für unwahrscheinlich. Insoweit nahm Ondruschka Bezug auf knapp 60 Obduktionen in Hamburg, die in zeitlichem Zusammenhang zur COVID-Impfung standen, wobei in einem der 60 Fälle ein ursächlicher Zusammenhang sicher festgestellt werden konnte.

Auf eine Anfrage der Epoch Times, wie sich Ondruschka die große Differenz zwischen den Untersuchungen in Hamburg und Burkhardts Auswertungen erklären könne, antwortete er nicht. Es bleibt auch unklar, wie nach seiner Meinung ein konstruktiver Diskurs aussieht, in dem Todesursachen nach COVID-Impfungen erforscht werden. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf  antwortete pauschal, dass deren Experten derzeit stark eingebunden sind und kaum bis keine Zeit für Medienanfragen haben.

Eine andere Sichtweise auf die Pressekonferenz

Epoch Times konfrontierte Burkhardt mit dem „Welt“-Artikel  und Ondruschkas Aussagen. Burkhardt stellte daraufhin klar, dass er sehr wohl die fachliche Diskussion gesucht habe. Anfang Mai hat er beim Berufsverband der Pathologie einen Dialog angeregt. So habe Burkhardt ausführliche Fachgespräche mit zwei Leitern von Universitätsinstituten für Pathologie beziehungsweise Rechtsmedizin geführt. „Diese haben mich in meinen Aussagen sogar bestärkt.“

Burkhardt hatte während der Pressekonferenz am 20. September mehrfach deutlich gemacht, dass es sich um erste, aber beunruhigende Befunde handelte, die im Hinblick auf ihre Pathogenese weiter untersucht werden. In fünf der zehn Fälle hatte er den Zusammenhang zwischen Tod und Impfung als sehr wahrscheinlich bezeichnet, in zwei Fällen als wahrscheinlich. Ein Fall wurde noch nicht ausgewertet. Die beiden anderen Fälle wurden als unklar/möglich beziehungsweise „eher koinzident“ eingestuft.

Falsch ist die Angabe in der „Welt“, dass sich Burkhardt mit seinen 76 Jahren im Ruhestand befindet. Im Gegenteil: Er habe lediglich zum 28. Februar 2021 seine kassenärztliche Zulassung zurückgegeben, ist aber nach wie vor sehr aktiv und erstellt auftragsgemäß Privatgutachten. Darüber hinaus ist er im Rahmen eines internationalen Beratervertrages tätig, den er am 4. November 2020 mit den Sentry Laboratories LCC aus Englewood, New Jersey, abgeschlossen hat. Burkhardt hat über 150 Publikationen in internationalen, renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Seine letzte Publikation erfolgte im Jahr 2018 im „Translational Research in Oncology“.

Der Pathologe wird zu einzelnen Punkten im „Welt“-Artikel ausführlich Stellung nehmen, sobald dies seine Zeit zulässt. Dies lasse sich aufgrund der positiven Resonanz internationaler Wissenschaftler auf die Pressekonferenz, die laut Burkhardt einfach überwältigend ist und viele Gespräche mit sich zieht, nicht kurzfristig realisieren.

Der Epoch Times liegt beispielhaft das Schreiben einer Pathologin aus dem Ausland vor, wonach diese die von Burkhardt in der Pressekonferenz gezeigten histologischen (mikroskopischen) Bilder auch bei ihren Untersuchungen beobachtet hat. Sie hat Burkhardt um weitere Digitalaufnahmen gebeten. „Je mehr ich mein Auge schulen kann, umso einfacher ist es, Befunde wieder zu erkennen“, heißt es in dem Brief.

Weiter schildert die Pathologin eine Begebenheit aus ihrer Praxis: Als sie bei einem Verstorbenen Auffälligkeiten während der Obduktion beobachtete, fragte sie einen Kollegen: „Ist der Verstorbene geimpft?“ Als Antwort bekam sie ein Schulterzucken mit den Worten: „Was hat denn das damit zu tun?“ Erst die Nachfrage an eine Klinik konnte Klarheit bringen: Der Patient war gut sechs Wochen nach der zweiten COVID-Impfung verstorben. Um derartige „Umwege“ der Erhebung des Impfstatus zukünftig zu vermeiden, gibt es nun auf dem Überweisungsformular zur Obduktion ein zusätzliches Feld, mit dem Angaben zur Impfung im Vorfeld geklärt werden.

Pro und Contra in Netz

Im Kommentarbereich der „Welt“-Leser zeigte sich zu dem Artikel ein breites Spektrum. Einer nannte die Pressekonferenz „Material für Verschwörungstheoretiker“. Ein Leser, der sich „Denkmal“ nennt, äußerte: „Die sogenannte Querdenkerszene beschäftigt sich grundsätzlich und ausschließlich nur mit negativen, skurrilen Befunde[n] und Behauptungen, geistige Bastelstunden für Verwirrte, um sich in ihren negativen Bildern über Impfungen ständig bestätigt zu fühlen.“ Er selbst habe sich impfen lassen und dies sei ihm „beste[n]s bekommen“.

Eine Leserin wandte ein, dass es falsch sei, wenn man alles und jeden, der Zweifel äußert, als „Querdenker“ diffamiere. Das trage nicht zur wissenschaftlichen Transparenz bei.

Thomas W. gab zu bedenken: „Ich weiß zwar momentan noch nicht, wer von den sich streitenden Wissenschaftlern recht ha[t], aber ich weiß genug, dass ich mich in aller Ruhe nicht impfen lassen werde!“

Auch auf Twitter wird Burkhardts Pressekonferenz unter dem Hashtag #Pathologiekonferenz heiß diskutiert. Hier findet man Beiträge auf Deutsch, Englisch, aber auch Türkisch, Polnisch und Italienisch.

Michael Esders, Literaturwissenschaftler und Autor des Buches „Sprachregime: Die Macht der politischen Wahrheitssysteme“, wirft die Frage auf:


Ein anderer Nutzer schrieb:

„Nun versucht man[,] Prof. Arne Burkhardt als senilen Tatter[g]reis im Ruhestand zu diffamieren. Wer aber seinen Namen [in] irgendeiner Suchmaschine eingibt, kommt zu etwa hundert Ergebnisse[n], die den Mann als herausragenden Pathologen beschreiben.“

Ein Netizen namens Michael fragt:

Organisation der Pathologen distanziert sich

Inzwischen hat sich die Deutsche Gesellschaft für Pathologie e.V. (DGP) von Burkhardts Pressekonferenz „scharf distanziert“. Es handele sich um persönliche Meinungsäußerungen und nicht um die Position ihrer Fachgesellschaft, hieß es. Unklar ist, wie viele im Verein organisierte Pathologen hinter dieser Meldung der Gesellschaft stehen.

Laut der Epoch Times vorliegenden Informationen gibt es in den Reihen der Pathologen durchaus Mitglieder, die mit Burkhardts Aussagen konform sind. Laut DGP sind die präsentierten Daten jedoch nicht wissenschaftlich fundiert. Es sei bislang keine auffällige Korrelation von Todesfällen im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung bekannt, wobei natürlich nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Impfung auch Komplikationen verursachen könne. Eine an die DGP gestellte Anfrage, wie die Thematik Tod nach Impfung diskutiert werde, blieb unbeantwortet. Auch zur Notwendigkeit von Obduktionen der verstorbenen Geimpften äußerte sich die Organisation gegenüber Epoch Times bis zum Redaktionsschluss nicht.

Auf eine Anfrage an den Bundesverband Deutscher Pathologen teilte dieser der Epoch Times mit, dass man generell die Durchführung von Obduktionen an Verstorbenen befürwortet, deren Tod im zeitlichen Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung eingetreten ist. „Nur eine Obduktion kann in solchen Fällen Aufschluss darüber geben, ob die PatientInnen im Einzelfall ‚an oder mit‘ der Impfung gestorben sind“, hieß es. Bezüglich der Pathologie-Pressekonferenz distanziert sich der Bundesverband jedoch „von derartigen Initiativen, da sie einer faktenbasierten Beantwortung komplexer Fragestellungen bei COVID-19-Impfungen entgegenwirken und nicht geeignet sind, das Vertrauen in die wissenschaftliche Methode der Obduktion zu erhöhen.“

Die Pressekonferenz vom 20. September:

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