Junge Paare und junge Eltern: Wie Bescheidenheit helfen kann, miteinander auszukommen

Bescheidenheit scheint besonders wichtig zu sein, um Beziehungen aufrechtzuerhalten und zu reparieren. Eine Studie zeigt nun, dass gerade junge Eltern nach der Geburt ihres Babys davon profitieren, wenn sie etwas demütiger sind.
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Junge Eltern leben gelassener, wenn sie beide etwas bescheidener sind.Foto: iStock

Welche Eigenschaften erwarten wir von einem zukünftigen Elternteil? Die Präferenzen der Partner beinhalten in der Regel eine gelungene Kombination aus physischer Attraktivität, Status und Ressourcen, zumindest besagten dies einige Theorien.

Aber es gibt noch eine andere Eigenschaft, die wir bei der Suche nach einem Gefährten übersehen könnten: Demut beziehungsweise Bescheidenheit.

Demütige Menschen sind viel eher in der Lage, ihre eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und akzeptieren. Sie sind bescheiden und rücksichtsvoll. Bescheidenheit scheint besonders wichtig zu sein, um Beziehungen aufrechtzuerhalten und zu reparieren. Bei der Elternschaft wird die Beziehung vielleicht holprig – immerhin muss das Paar zusammen auf ein neues Baby aufpassen und sie verfolgen womöglich unterschiedliche Erziehungsstrategien. Kann ein bescheidener Partner – und ein demütiger Partner – den Weg in die Elternschaft erleichtern?

In einer aktuellen Studie untersuchten Daryl Van Tongeren und ihr Team fast 70 heterosexuelle, überwiegend weiße Verheiratete und rund dreißig Paare kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. Während des letzten Drittels der Schwangerschaft füllten die Paare Fragebögen aus, welche die Bescheidenheit ihrer Partner mit Ausdrücken wie „Er hat einen bescheidenen Charakter“ und „Sie kennt ihre Stärken“ maß. Die Forscher baten auch die Paare, Fragebögen auszufüllen, um ihren eigenen Stress, ihre eigene Angst und ihre Depressionen zu messen. Eine zweite Befragung fand statt, als ihr Neugeborenes drei Monate alt war.

Die Studie ergab, dass Menschen, die Partner mit größerer Demut hatten, sich tendenziell weniger Sorgen machten, nachdem sie Eltern wurden. Darüber hinaus fühlten sich tendenziell diejenigen, die ihre Partner als „arrogant“ eingestuft hatten, vor der Geburt weitaus mehr gestresst als nach drei Monaten.

Damit die Vorteile spürbar werden, muss die Bescheidenheit beidseitig sein. „Der einzige bescheidene Partner in einer [Beziehung] zu sein, scheint anstrengend zu sein“, erklärten Van Tongeren und seine Kollegen. „Die Vorteile der Bescheidenheit während eines Lebensübergangs scheinen denjenigen vorbehalten zu sein, die eine eher demütige Beziehungen führen – beide Mitglieder des Paares sind bescheiden.“

Ein weiteres Forscherteam um die Forscherin Chelsea Reid untersuchte die gleichen rund 70 Paare in einer neuen Studie im Jahr 2018. Sie untersuchten dabei Antworten auf Fragen zum Thema Vergebung, wie z.B.: „Ich kann normalerweise vergeben und eine Beleidigung vergessen“. Die Paare berichteten auch über die Qualität ihrer Ehe auf Fragen wie „Wie oft streiten Sie sich mit Ihrem Partner?“. Das Augenmerk lag auf vier Zeitabschnitten: dem letzten Drittel der Schwangerschaft und die Zeiten, in denen die Neugeborenen drei, neun und 21 Monate alt waren.

Die Qualität der Ehe steigt bei bescheidenen Partnern

Die Ergebnisse? Die Qualität der Ehe nahm während des Übergangs zur Elternschaft bei Paaren mit niedriger und – erstaunlicherweise auch – hoher Bescheidenheit ab. Menschen mit bescheideneren Partnern (vor der Geburt) hatten tendenziell stets eine bessere Ehe als Menschen mit arroganten Partnern.

Das bedeutet nicht, dass die Eigenschaft und Fähigkeit zu verzeihen in einer Beziehung keine Rolle spielt – sondern nur, dass die Verbindung zwischen Demut und ehelicher Zufriedenheit nicht nur ein Spiegelbild dessen ist, wie vergebende Partner miteinander umgehen. „Ein Paar, das seinen Übergang zur Elternschaft beginnt, mag Schwierigkeiten haben, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es ihm als Paar besser gehen wird, wenn es seine Reise mit vollen Reservoirs von Demut beginnt“, erklärte Chelsea Reid.

Was sagen diese Studienergebnisse kommenden und jungen Eltern? Abgesehen davon, dass sie an Geburtskursen teilnehmen und sich über die Betreuung von Neugeborenen informieren, um elterliche Kompetenzen zu erwerben, können sich die Paare verpflichten, die Beziehung zu stärken, sich gegenseitig als Eltern zu unterstützen und die Erziehung so anzugehen, als wären sie beide im selben Team – mit Bescheidenheit.

Das Team schlägt vor, dass Paare beim Übergang zur Elternschaft lernen, „wie man bescheiden über Meinungsverschiedenheiten kommuniziert, intime Belange mit Demut verhandelt und sich bescheiden von Machtkämpfen löst“.

Wie kann man Bescheidenheit und Demut üben?

Die Forscherin Caroline Lavelock entwickelte daraufhin Übungen, die sich auf die Schlüsselelemente der Demut konzentrieren. Darunter sind für sie:

  • Nimm Dir Zeit, Deine Stärken zu erkennen, zu verstehen und zu nutzen, um mit Selbstzweifeln fertig zu werden.
  • Schreibe über Ereignisse und Deine Handlungen der Demut in einem „Dankbarkeitsjournal“, um Dir zu helfen, diese Qualität bei anderen zu erkennen und zu schätzen.
  • Versuche, Ehrfurcht vor der naturgegebenen Welt zu empfinden und über die Welt außerhalb von Dir selbst nachzudenken, anstatt Dich auf Dich selbst zu konzentrieren.
  • Führe Gespräche mit Deinem Partner, die das Gefühl der Nähe erhöhen und das Nachdenken zwischen Euch fördern.

Elternschaft ist voller Gelegenheiten, sich wegen „falscher“ Entscheidungen zu streiten und auf den Fehler des Partners zu beharren.

Bescheidenheit kann zu einem authentischen Selbstbewusstsein und der Verpflichtung, sich gegenseitig zu stärken, führen. Wenn es 3 Uhr morgens ist und man seit zwei Stunden darum kämpft, dem Baby beim Einschlafen zu helfen, können das Aussehen, berufliche Titel und das Investmentportfolio des Partners verblassen – wenn man bescheiden genug ist und sein Ego beiseite legen kann. Dann können beide Partner zusammen herausfinden, wie sie helfen können.

 

Maryam Abdullah, Ph.D., ist die Leiterin des Elternprogramms des Greater Good Science Center. Sie ist Entwicklungspsychologin mit Spezialilsierung auf Eltern-Kind-Beziehungen und der Entwicklung von prosozialen Verhaltensweisen bei Kindern.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Greater Good, dem Online-Magazin des Greater Good Science Center in UC-Berkeley. https://www.theepochtimes.com/edition/mind-body-weekly-15_2950286/2920038 (Deutsche Übersetzung und Bearbeitung von jy/ks)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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