Vieritz-Drama: Mann starb durch eigene Hand – 2. Verfahren eröffnet

Im Drama um einen mehrtägigen SEK-Einsatz in dem brandenburgischen Dorf Vieritz werden weitere Rätsel gelüftet.
In der Gemeinde Milower Land in Brandenburg kam es zu einem Großeinsatz des SEK.
In der Gemeinde Milower Land in Brandenburg kam es zu einem Großeinsatz des SEK.Foto: Cevin Dettlaff/TNN/dpa
Von 22. November 2023

Noch immer ist die Todesursache eines Mannes in Vieritz unklar, der nach einem SEK-Einsatz im Dachgeschoss eines Wohnhauses erschossen aufgefunden worden war. Zuvor hatte sich der Mann stundenlang und bewaffnet in dem Haus verschanzt und sich mehrere Schusswechsel mit der Polizei geliefert. Am Ende war der Mann tot. Doch um seinen Tod ranken sich Rätsel, die bisher nicht offengelegt wurden.

34-Stunden-Einsatz und ein Toter

Mehr als 34 Stunden lang hatte sich der Mann in dem Gebäude verschanzt. Die Polizei bezeichnete ihn als „hochgradig aggressiv“. Am Ende war der Mann tot. Weitere Opfer oder Verletzte gab es bei dem Einsatz nicht. Polizeiangaben nach fand man vor Ort mehrere Schusswaffen, Munition sowie eine Handgranate. Geschossen hatte der Mann offenbar auch mit einer Maschinenpistole. Die Waffen wurden sichergestellt.

Der Einsatz hatte am Freitagnachmittag, 10. November, gegen 13.45 Uhr begonnen und endete mit dem Auffinden des leblosen Mannes am Sonntag gegen 0.30 Uhr. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Zwischenzeitlich hatten die Einsatzkräfte am Freitagabend den zweiten bewaffneten Mann überwältigen können, als dieser vor die Tür des Hauses trat. Der Mann wurde in die Justizvollzugsanstalt Wriezen überstellt.

In der Nacht zum Samstag verließen dann Mutter und Kind das Haus. Das Kind wurde dem Jugendamt übergeben. Zurück im Haus blieb lediglich der später tot aufgefundene Vater des Kindes.

Geheimnis: Todesursache

Nachdem man den Mann erschossen aufgefunden hatte, eröffnete die Staatsanwaltschaft Potsdam ein Ermittlungsverfahren zur Klärung der Todesursache. „In diesem Verfahren wird geprüft werden, ob der Tod des Mannes durch eine Selbsttötung oder den Schusswechsel mit der Polizei zurückzuführen ist“, hatte Ariane Attrodt, Sprecherin der Polizeidirektion West, in einem Statement erklärt und eine Obduktion der Leiche angekündigt.

Der Sprecher der Potsdamer Staatsanwalt, Alexander Neuling, musste gegenüber der B.Z. auf Anfrage eingestehen, dass auch nach der Obduktion „noch keine Klarheit“ darüber herrscht, wie der Mann zu Tode gekommen sei.

Wie die „Märkische“ schreibt, halte sich die Staatsanwaltschaft bedeckt. Recherchen der Zeitung nach gebe es aber Informationen, dass der Mann mehrere Schusswunden erlitten haben soll. Andere Informationen berichten von zwei Schusswunden. Der Mann soll verblutet sein, hieß es. Eine andere Version besage, dass der Mann einen Kopfschuss erlitten haben soll. Die Frage stellte sich, ob durch die Polizei oder durch eigene Hand.

Auf Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Potsdam erfuhr die Epoch Times, dass es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden bezüglich der Todesursache des Mannes gibt. Wohl sei ein zusätzliches Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet worden, wegen gefährlicher Körperverletzung. Dabei soll es sich um eine Verletzung an einer Extremität des Mannes gehandelt haben, die jedoch nicht Todes-ursächlich war. Weitere Details wollte Staatsanwältin Jonitz zu diesem Zeitpunkt nicht geben. Auch zu einem möglichen Kopfschuss bei dem Mann wollte die Sprecherin nichts sagen.

Diese aktuellen Angaben könnten BZ-Informationen bestätigen, wonach der Mann sowohl einen Armdurchschuss als auch einen Kopfschuss durch sich selbst erlitten hatte. Eine offizielle Bestätigung bleibt jedoch abzuwarten.

Jugendamt wollte Kind abholen

Hintergrund der Schießerei in dem 300-Seelen-Dorf im Milower Land rund 100 Kilometer westlich von Berlin war ein zu vollstreckender Gerichtsbeschluss zur Übergabe des Kindes an das Jugendamt.

Wie die „Märkische Allgemeine“ berichtet hatte, habe der zuständige Landkreis Havelland zu dem Fall mitgeteilt, dass im Jugendamt mehrere Anzeigen eingegangen seien. Es sei der Eindruck entstanden, dass ein Fall von Kindeswohlgefährdung vorliege. Den BZ-Informationen nach soll der Sohn des Mannes nicht zur Schule gegangen sein.

Der Allgemeinen Soziale Dienst (ASD) des Kreises habe die Situation vor Ort prüfen wollen und man habe versucht, auf juristischem Wege mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Mehrere Anhörungstermine seien jedoch von den Eltern nicht wahrgenommen worden. Daraufhin habe das Familiengericht den Eltern das Sorgerecht entzogen und einen Amtsvormund berufen, an den das Kind zu übergeben sei. Dies sollte an jenem Freitagnachmittag geschehen.

Die Wohnsituation

Wie die „Märkische Zeitung“ über die Wohnverhältnisse berichtete, sollen der Mann und sein Bruder, beide Russland-Deutsche, das Haus per Mietkauf vor vier Jahren erworben haben. Der erschossene Mann, seine Frau und sein Sohn lebten im Obergeschoss des Hauses. Eine Nachbarin beschrieb den Mann als eher unscheinbar und schmächtig.

Im Erdgeschoss wohnte demnach der Bruder mit seiner Frau und den drei Töchtern, „freundliche Leute“, so die Nachbarin. Wie die BZ schreibt, soll es jedoch in dem Haus zu „massiven Konflikten“ gekommen sein. Die Frau des Bruders sei mit den Kindern ins Frauenhaus geflüchtet. Der Bruder lebte fortan allein im Erdgeschoss des Hauses, die andere Familie oben. Auf diese Situation traf auch die Polizei, als es zum Einsatz kam.



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