Reichsbürger-Ermittlungen des MAD: Bundeswehrmitarbeiter in Selbstmord getrieben?
Ein in die Reichsbürger-Ermittlungen des MAD geratener Mitarbeiter des Qualitätsmanagements im Beschaffungsamt der Bundeswehr verübte in Ulm Selbstmord.

Ulm (Symbolbild).
Foto: iStock/HunterBliss
Ein Mitarbeiter der Bundeswehr, gegen den vom Militärischen Abschirmdienstes (MAD) ermittelt wurde, weil er im Verdacht stand, „Reichsbürger und Selbstverwalter“ zu sein, hat sich das Leben genommen.
Im baden-württembergischen Ulm verübte ein Mitarbeiter der Regionalstelle für Qualitätsmanagement des Beschaffungsamtes der Bundeswehr Selbstmord, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber der „DPA“ auf Nachfrage am Mittwoch, 2. Dezember, angab.
Behörden halten Infos zurück
Man habe die Nachricht mit Betroffenheit aufgenommen. Man könne aber „zu diesem Zeitpunkt weder bestätigen noch dementieren“, dass es sich um eine Person handele, gegen die der MAD ermittle, schreibt „Sputnik“.
Die Staatsanwaltschaft Memmingen bestätigte am Mittwoch auf „DPA“-Anfrage den Selbstmord des Mannes am Vormittag vor dem Klinikum Krumbach (Landkreis Günzburg, Bayern) in der Nähe von Ulm. Weitere Details wurden zurückgehalten.
Wie der „SWR“ und das „ARD“-Hauptstadtstudio recherchierten, handelt es sich um den Hauptverdächtigen der MAD-Ermittlungen. Der Mann, ein Sportschütze, hatte sich in der Nähe seines Wohnorts erschossen.
Zeugen alarmierten noch den Notarzt, der aber nichts mehr tun konnte. Den Angaben zufolge sei der Mann früher Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) gewesen und habe auch aktuell noch Verbindungen zum Geheimdienst gehabt.
Befragungen, Zutrittsverbote gegen mutmaßliche „Verfassungsfeinde“
„Verfassungsfeinden lassen wir nicht den kleinsten Raum in der Bundeswehr“, kündigte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in einer Pressemitteilung des Ministeriums vom 1. Dezember an und, dass es ermutigend sei, „dass die wesentlichen Hinweise erneut aus internen Quellen kommen“.
Die deutsche Bevölkerung könne darauf vertrauen, dass in der Bundeswehr jedem Hinweis der Nähe zum sogenannten „Reichsbürgertum“ konsequent nachgegangen werde, um „Personen mit fehlender Verfassungstreue aus der Bundeswehr zu entfernen“.
Wie das Ministerium meldete, werde gegen mehrere zivile Mitarbeiter und die Leitung der Behörde in Ulm ermittelt. An diesem Tag wurden auch die acht Mitarbeiter vom MAD befragt. „Erste Ergebnisse bestätigen die vorliegenden Verdachtsmomente“, heißt es in einem Schreiben des Staatssekretärs Peter Tauber an die Obleute des Verteidigungsausschusses des Bundestags, das der „Deutschen Presse-Agentur“ vorliegt. Am Mittwoch sollen die Befragungen fortgesetzt werden.
Laut Tauber wurden auch Datenträger sichergestellt, die nun ausgewertet würden. Die Vorgesetzten der Betroffenen hätten disziplinarische Ermittlungen aufgenommen. Den Hauptverdächtigen sei mit sofortiger Wirkung der Zugang zu ihren Arbeitsstellen untersagt worden.
Dem „SWR“ nach durften sie auch die Büros der Behörde nicht mehr betreten. Die von den Ermittlungen betroffene Dienststelle hat ihren Sitz auf dem Firmengelände des Rüstungsunternehmens Hensoldt und prüft die Qualität von Waffen und Waffensystemen, so der „SWR“.
Hinweis: Die Telefonseelsorge ist zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Rufnummer 0800 / 1110111 erreichbar und bietet Hilfen für Menschen in seelischen Krisen an.
(sm)
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