Chinesische Redewendung: Die Floskeln eines alten Gelehrten 老生常谈

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Die „Floskeln eines alten Gelehrten“ werden oft nicht ernst genommenFoto: Zeichnung Zhiching Chen/Epoch Times
Von 25. November 2013

Unter der Redewendung 老生常谈 (lǎo shēng cháng tán), „die Floskeln eines alten Gelehrten“, versteht man meistens einen üblichen Diskurs eines alten Gelehrten. Sie bezieht sich auf das Wiederholen von immer gleichen Worten oder dass man die gleiche Melodie  immer und immer wieder  spielt.

Diese Redewendung stammt aus einer Geschichte des San Guo Zhi (三國志), einer Aufzeichnung über die drei Königreiche, das ist ein chinesischer, historischer Text über die späte östliche Han-Dynastie (25 – 220 n. Chr.) und die Zeit der Drei Reiche (220 – 280 n. Chr.) Chinas.

Guan Lu (管輅) (209 – 256 n. Chr.) war ein berühmter Wahrsager in der Zeit der Drei Reiche. Er studierte das Dao und kannte mit 15 Jahren bereits das Yi Jing, Das Buch der Wandlungen, sehr gut. Er konnte das Schicksal von Menschen voraussagen.

Eines Tages besuchten ihn He Yan und Deng Yang, zwei Minister des Staates Wei. Sie baten Guan, ihnen  ihr Schicksal vorauszusagen.

„Ich träumte seit einigen Tagen immer den selben Traum“, sagte He Yan. „Ich träumte, dass einige Fliegen auf meine Nase gefallen sind. Ich versuchte, sie zu verjagen, aber sie wollten nicht wegfliegen. Was bedeutet das? Wann kann ich Ministerpräsident werden?“

Guan sah, dass He Yans Seele in einem dunklen Tal lag und er  erkannte auch dessen Schicksal. Aber er wusste auch, dass er viel Unglück heraufbeschwören würde, würde er alles genau erzählen, was er sah.

Guan Lu dachte eine Weile nach, dann sagte er: „Sie, Sir, sind zu hohen Ehren gekommen und üben große Macht aus. Aber jene, die Respekt vor Ihnen haben, sind wenige und jene, die Sie fürchten, sind viele. Sie sind nicht sorgsam auf Ihrem Weg zu einem guten Schicksal. Jetzt hat die Nase ein hohes Ansehen. Behält eine Nase ihre Eigenschaften, so verbleibt sie ehrenwert.“

„Aber versammeln sich Fliegen nicht um verdorbene Objekte und fürchtet nicht der Hochmütige den Fall? Ich würde mir für Sie wünschen, dass Sie von Ihrem Überfluss etwas für das Wohl der Armen abgeben, und nicht mehr auf dem falschen Weg nach unten gehen. Dann können Sie in der Tat die höchste Menschenwürde erreichen.“

Auch Deng fragte nach seinem Schicksal und auch ihm wünschte Guan, dass er von seinem Überfluss für das Wohl der Armen etwas abgeben möge, um nicht auf dem falschen Weg nach unten zu gehen. Guan ermahnte ihn, zu anderen gütig zu sein, um Unglück zu vermeiden.

Nachdem er Guans Antwort gehört hatte, sagte Deng: „Deine Antworten waren irrelevant im Bezug auf unsere Fragen. Wir sind nicht hier, um die Floskeln eines alten Mannes zu hören.“ Sie glaubten Guans Worten nicht und gingen weg.
Bald danach übernahm Sima Yi (179 – 251 n. Chr.) durch einen Staatsstreich die Kontrolle über den Staat Wei. He Yan und Deng Yang wurden beide mit ihrem Regenten ermordet.

Später wurde „Die Floskeln eines alten Gelehrten“ zu einer Redewendung, um eine Sache zu beschreiben, die immer wieder wiederholt wird.



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