Regierung leugnet Baumängel an Schulgebäuden

Titelbild
Ein behelfsmäßig erstelltes Denkmal aus Fotos und Erinnerungsgegenständen der Kinder, die unter den Ruinen der Grundschule von Beichuan gestorben sind. (ET)
Von 13. Juli 2008

CHINA – Vom Erdbeben betroffene Eltern in Beichuan reichten am 2. Juli einen Petitionsbrief an die Regierung der Provinz Sichuan ein. Sie baten um Auskunft, wer für die schlecht gebauten Schulgebäude, unter denen ihre Kinder lebendig begraben wurden, verantwortlich gemacht werden sollte.

Der von etwa 800 Eltern unterschriebene Brief, deren Kinder die Beichuaner Grundschule besuchten, war adressiert an das Petitionsbüro und das Bildungsministerium der Provinz Sichuan. Die Schule in einem kleinen Tal nördlich des Stadtgebiets von Beichuan wurde von über 2.900 Schülern besucht. Zwei fünfstöckige Schulgebäude stürzten während des Erdbebens am 12. Mai ein und begruben 1.300 Schüler und 40 Lehrer unter sich.

Keine Untersuchung der Qualität der Schulgebäude

Frau Jiang, eine betroffene Mutter, sagte: „Gestern gingen Vertreter der Eltern zum Petitionsbüro und Ministerium für Bildung, um die Petition zusammen mit einer DVD einzureichen. Die Beamten jedoch verweigerten ihre Zuständigkeit gänzlich mit der Begründung, der Staatsrat hätte Anordnung gegeben, die Qualität der schlecht gebauten Schulgebäude nicht zu untersuchen, und dass der Schaden durch ein zu starkes Erdbeben ausgelöst wurde.“


„Offizielles“ Diskussionsforum schließt Baumängel aus

Wenige Tage zuvor, am 25. Juni, berichtete die staatliche Zeitung „Chendu Tageszeitung“: Zu einem Diskussionsforum über die eingestürzten Gebäude und die Identifizierung der Verantwortlichen hat die Akademie für Sozialwissenschaften der Stadt Chengdu über 20 Experten eingeladen. Diese Experten kamen zu dem Ergebnis, dass allein das starke zerstörerische Potential des Erdbebens verantwortlich gewesen sei für den Einsturz der Gebäude und dass die Leute die Schuld nicht einfach auf die Bauqualität schieben sollten.

„Wir haben Beweise“

Herr Han, ein weiterer Elternteil, der über jahrelange Erfahrung im Baugewerbe verfügt, sagte: „Dies passierte ausschließlich aufgrund der Baumängel. Diese Gebäude weisen definitiv eine Bauqualität wie ‚Tofu-Bauwerk‘ auf. Wir alle sind zu den Schauplätzen gegangen und haben Beweise gesammelt.“ Nach dem Einsturz der Gebäude waren die Stahlträger zum Vorschein gekommen. „Wir konnten aus der Farbe des Betons und den verschiedenen Größen der Stahlträger schließen, dass sie alle minderwertig waren. Es passierte ausschließlich aufgrund von Qualitätsproblemen“, erklärte Herr Han. „Wir haben Beweise“, sagte auch Frau Jiang. Man hätte Proben genommen und dann eine DVD erstellt.

Außerdem waren die erst kürzlich fertiggestellten Gebäude, die offiziell als qualitativ hochwertig galten, eingestürzt, die alten, „gefährlichen“ Gebäude aber stehen geblieben. Auch die umgebenden Häuser hatten keine größeren Schäden aufzuweisen.

Im Petitionsbrief hieß es weiter, dass die Eltern während einer Gedenkzeremonie durch Beichuaner Beamten gestört worden seien, die den Eltern unterstellten, sie wären Falun Gong-Praktizierende und würden versuchen, die Regierung und die kommunistische Partei zu stürzen. Falun Gong ist im Jahr 1999 in China verboten worden und wer der Meditationspraxis weiter nachgeht, steht vor der Gefahr, in ein Arbeitslager eingewiesen zu werden. Chinesische Behörden versuchten immer wieder, Falun Gong-Übende zu diffamieren oder als Volksfeinde darzustellen.

Weiter stand in dem Petitionsbrief: „Leute wurden verhaftet und das Denkmal für unsere toten Kinder zerstört. Die Behörden verweigern uns jegliche offizielle Antwort und wollen unsere Probleme nicht lösen. Es ist, als ob sie absichtlich unsere Gefühle verletzen wollten, indem sie Salz in unsere offenen Wunden streuen“.

Die Mutter Frau Jiang ergänzte: „Die lokale Regierung will uns unterdrücken und verhindert, dass wir nach Peking gehen zum Appellieren. Sie stempeln uns als „Reaktionäre“ ab und beschuldigen uns, Gerüchte zu verbreiten, Probleme zu bereiten und uns einer Art von Organisation ( Falun Gong gemeint) anzuschließen.“

Verzögerter Rettungseinsatz, enttäuschte Bürger

Die Eltern erzählten, dass die Behörden nach dem Erdbeben drei Tage lang gewartet hätten, bevor sie die Armee einsetzten. Vorher hatten die Anwohner mittels einfacher Werkzeuge versucht, die Schüler in Eigenregie zu retten. Viele Schüler, die noch am Leben sein könnten, starben aufgrund der verzögerten Rettungsmaßnahmen. „Wir hoffen dass uns die Regierung eine vernünftige und klare Aussage auf unsere offenen Fragen geben kann“, forderten die Eltern. „Wir haben unsere Bitten mehrmals an die Regierung gerichtet, die Beichuaner Behörden jedoch sind unseren Bitten ausgewichen und haben für Verzögerungen gesorgt, ohne eine Lösung anzubieten.“

Einer der betroffenen Väter, Herr Han: „Das städtische Parteikomiteeministerium von Mianyang lässt die Herzen seiner Bürger erschaudern. Fragen Sie irgendjemanden auf der Straße – einfach jeder ist enttäuscht.“ Die Rettungsbemühungen in Beichuan seien verzögert worden, was einer Inkaufnahme des Todes der Kinder gleichkam, ist sich Herr Han sicher. Die Behörden wären aber auch davor schon korrupt gewesen.

Verantwortung für die Zukunft

Die Eltern erwarten jetzt eine „vernünftige Antwort“ von den Behörden, ansonsten, sagen sie, wären sie gezwungen, andere Maßnahmen zu ergreifen, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen. Sie hätten ohnehin alles durch das Erdbeben verloren, bäten um der Fairness und Gerechtigkeit willen um eine baldige Antwort, damit es in Zukunft nicht mehr passieren könne, dass Kinder so leiden müssen, wie die Erdbebenopfer von Sichuan.



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