Großeinsatz in Asyl-Zeltstadt Bork: Wütende Bewohner werfen Steine auf Mitarbeiter

Randale in einer Asyl-Zeltstadt in NRW. Der Landrat fordert, das Lager endlich zu schließen. Ein Seilakt zwischen Akzeptanz und auferlegten Quoten.
Flüchtlingskinder gehen durch ein Zelt der Flüchtlingsunterkunft.
Flüchtlingsunterkunft. Symbolbild.Foto: Arne Dedert/dpa
Von 11. August 2023

Eine Asyl-Zeltstadt mit vorwiegend Syrern und Afghanen in der Gemeinde Bork in Nordrhein-Westfalen wurde Zeuge einer größeren Randale der Bewohner. Da störte es offenbar auch nicht weiter, dass sich die zentrale Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände der NRW-Landespolizeischule befindet.

Am vergangenen Dienstagabend, 8. August, hatten sich nach Angaben der Kreispolizei Unna gegen 22:10 Uhr 50 bis 70 Bewohner auf dem Vorplatz des Infopoints versammelt, „weil sie mit Maßnahmen der Mitarbeiter nicht einverstanden waren“. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, zeigten die Bewohner „lautstark ihren Unmut“ und warfen auch Steine nach den Mitarbeitern. Diese mussten sich schließlich „aus Angst“ zurückziehen. Um welche ungeliebten Maßnahmen es sich handelte, ist derzeit noch nicht bekannt.

Die alarmierte Polizei rückte mit zusammengezogenen Polizeikräften an. Vor dem Infopoint trafen die Einsatzkräfte jedoch nur noch vereinzelte Personen an. „Drei Personen wurden in Gewahrsam genommen und nach Abschluss polizeilicher Maßnahmen wieder entlassen. Verletzt wurde niemand“, heißt es in einer spärlichen Polizeimeldung zu dem Großeinsatz.

Landrat fordert Ende der Zeltstadt

Das zur Stadt Selm gehörende Dorf Bork liegt rund 15 Kilometer nördlich von Dortmund und zählt zum Landkreis Unna. Der dortige Landrat, Mario Löhr (SPD), forderte nach dem „sicherheitsrelevanten Vorfall“ in der Zeltstadt, dem endlich ein Ende zu machen. Am Morgen nach den Tumulten erklärte der Landrat in einem Statement: „Nach großen Polizeieinsätzen wie diesen ist die Verunsicherung in der Bevölkerung – verständlicherweise – groß.“

Allerdings könne er auch die „aufgebrachte Stimmung unter den Geflüchteten“ verstehen. „Wenn Menschen in einer Zeltstadt – nach meinem Eindruck über Monate – mit 750 anderen verwahrt werden, dann ist ein Lagerkoller die logische und menschlich doch auch nachvollziehbare Folge“, so der Landrat. Dann führten „vermeintliche Nichtigkeiten zu ausgewachsenen Vorfällen wie am Dienstagabend“. Landrat Löhr: „Man kann in so einer Zeltstadt nicht Hunderte Menschen über Monate verwahren!“ Zumal der Winter bevorstehe. „Das wird automatisch zu weiteren Problemen führen.“

Nach Angaben von Kreissprecher Volker Meier äußerte Landrat Löhr, die „klare Erwartungshaltung“, dass die zuständige NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) „diese Form der Unterbringung schnellstmöglich beendet“. Meier erklärte, dass Löhr diesbezüglich auch mit Regierungspräsident Heinrich Böckelühr (CDU) gesprochen habe.

Viel Ärger und ein Begegnungsfest

Wie das Lokalmedium „Ausblick am Hellweg“ zu dem Vorfall berichtet, versucht man nun wohl die Menschen zwanghaft zusammenzubringen. Dafür organisierte man eigens ein Begegnungsfest, das am 19. August stattfinden soll. So sollen sich die Einheimischen und die Lagerbewohner „kennenlernen“, erklärte die Lokalseite. Ab Nachmittag soll auf dem Gelände des Förderzentrums Nord bis in den Abend hinein gefeiert werden. Vertreter der Stadt Selm und der Arnsberger Bezirksregierung sollen Gespräche anbieten. Dass am selben Tag der Heimatverein Bork ein Fest feiert, soll ergänzend wirken, heißt es weiter.

Ob das jedoch so einfach werden wird, bleibt abzuwarten. Denn dem Bericht zufolge sorgt die Zeltstadt im Dorf Bork schon seit Monaten für Diskussionen und Unruhe. Die Einwohner hätten bereits eine Petition gestartet und die Probleme auf einer Bürgerversammlung thematisiert. Von der Kreispolizeibehörde Unna erfuhr man, dass es seit Februar 2023 in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) zu 30 Polizeieinsätzen gekommen sei. Unter anderem mussten die Einsatzkräfte wegen Eigentums- und Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigungen, Streitigkeiten, Beleidigungen und Bedrohungen anrücken. Auch habe es Hilfeersuchen gegeben und polizeiliche Ermittlungen vor Ort.

Nach Angaben des WDR sei der Vorfall am Dienstagabend der zweite in diesem Jahr, der zu einem Großeinsatz der Polizei geführt hatte. Die meisten der rund 750 Männer kämen aus Syrien und Afghanistan. Damit unterscheidet sich die Zusammensetzung der Lagerbewohner deutlich von den zu Beginn angekündigten Ukraine-Flüchtlingen, wie der Sender berichtet. Doch statt der ukrainischen Frauen und Kinder kamen plötzlich Männer – und es wurden immer mehr, wie Reporter von „Servus TV“ von Einwohnern erfahren hatten.

Bevölkerung steigt langsam aus

Wie die „Westfalenpost“ (WP) zu dem Vorfall berichtet, reihten sich die Ereignisse in Selm-Borg in eine ganze Serie von „Kommunikationsstörungen zwischen Anwohnern von großen Flüchtlingsunterkünften und der schwarz-grünen Landesregierung“ ein. In Mülheim-Raadt hätten die Nachbarn einer neuen ZUE mit über 600 Plätzen Lärmbelästigungen und Müllprobleme beklagt. Das Leben im Stadtteil habe sich binnen vier Wochen „drastisch verändert“, beschwerten sich Teile der Nachbarschaft in einem Brief an Grünen-Ministerin Paul und NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

Die WP berichtet aus Gladbeck, dass das Land dort ein Hotel in eine große Asyleinrichtung umfunktionieren wolle – gegen den Willen der Stadt. Tatsächlich soll dort ein 4-Sterne-Hotel eine exklusive Unterbringung für 620 Personen bieten. Die monatlichen Fixkosten: rund 605.000 Euro.

Die Lage in NRW ist allerdings durchwachsen. Wie die WP weiter schreibt, habe es in Arnsberg so starke Proteste auf einer Bürgerversammlung gegeben, dass die Pläne komplett fallengelassen wurden. Wie die Epoch Times bereits berichtete, hatten auch im nordrhein-westfälischen Oeventrop die Behörden eine ZUE geplant – in einem ehemaligen Kloster. Allerdings scheiterten auch hier die Pläne am Widerstand der Bevölkerung. Nach einer hitzigen Bürgerversammlung erklärte der Immobilieneigentümer unter tosendem Jubel: „Ich ziehe hiermit mein Angebot zurück!“

Doch die Quoten sind noch nicht erreicht

Trotz aller Schwierigkeiten mit den Situationen vor Ort scheint die Politik nicht zufrieden. In einer parlamentarischen Anfrage der SPD-Landtagsfraktionsvize Lisa Kapteinat an Flüchtlingsministerin Paul wollte diese wissen, wie die Landesregierung „die Akzeptanz der Landesunterkünfte in der Gesellschaft zu verbessern“ gedenke. Die SPD-Abgeordnete erinnerte daran, dass das Land NRW sein selbst gesetztes Ziel von 34.500 Plätzen in landeseigenen Unterkünften bisher noch nicht erreicht habe, schreibt die WP.

Das Blatt fragte im Hause der Ministerin nach und erhielt Antwort von einem Ministeriumssprecher: „Das Land ist bestrebt, die Kommunen weiter durch den Ausbau der Landesunterbringung zu entlasten, ist dabei aber auch bei der Schaffung weiterer Landeskapazitäten auf die Kooperation mit den Kommunen angewiesen.“ Nach Angaben des Ministeriums betreibe NRW 28 Zentrale Unterbringungseinrichtungen (ZUE), die aktuell zu 89 Prozent ausgelastet seien. „Das Land arbeitet daher weiterhin mit Hochdruck am Ausbau der Landeskapazitäten“, so das Ministerium.



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