Hollywood: Streik der Drehbuchautoren weitet sich aus – Ende nicht in Sicht

Erstmals seit 15 Jahren streiken Hollywoods Drehbuchautoren. Die Medienlandschaft hat sich stark verändert – für die Autoren, Schauspieler und Regisseure nicht unbedingt zum Vorteil. Die Zukunft ist ungewiss. Epoch Times sprach mit den Beteiligten vor Ort.
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Autoren demonstrieren vor den Paramount Studios in Los Angeles am 15. Mai 2023.Foto: Frederic J. Brown/AFP via Getty Images
Von 19. Mai 2023

Hollywoods Drehbuchautoren im Großraum Los Angeles streikten am Mittwoch, 17. Mai, erneut vor den großen Hollywood-Studios. Angesichts des starken Wachstums der Streamingdienste fordern sie mehr Gehalt, Arbeitsgarantien und eine höhere Gewinnbeteiligung. Viele von ihnen haben seit den Änderungen in der Unterhaltungsbranche Schwierigkeiten, ihr Leben zu bestreiten. Eine weitere Sorge gilt auch der Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI). Ein Ende des Streiks ist nicht in Sicht.

Der Streik begann am 2. Mai, nachdem die Verhandlungen zwischen der Drehbuchautoren-Gewerkschaft WGA (Writers Guild of America) und der Alliance of Motion Picture & Television Producers, die die Studios vertritt, gescheitert waren. Seitdem finden täglich Streiks vor den verschiedenen Studios von Amazon, CBS, The Walt Disney Co., Netflix, Paramount, Sony, Universal Studios und Warner Bros. in Städten wie Burbank, Culver City, Hollywood und Los Angeles statt.

„Ich glaube, es läuft besser, als wir es uns je erhofft haben“, sagt Hallie Haglund, Schriftstellerin und Mitglied im WGA-Verhandlungsausschuss gegenüber der Epoch Times vor den Walt Disney-Studios in Burbank. „Ich denke immer, dass wir weniger werden, aber die Menge wird immer größer.“ Mittlerweile haben sich auch Mitglieder der Schauspielergewerkschaft und des Amerikanischen Verbandes der Fernseh- und Radiokünstler angeschlossen.

Streamingdienste verdrängen Autoren aus der Produktion

„Seit wir mit dem Streik begonnen haben, haben die [Studios] keine Anstalten gemacht, sich mit uns an einen Tisch zu setzen“, sagt Haglund. „Wir warten auf sie.“ Den Angaben zufolge wurden die Autoren in den vergangenen Jahren mit dem Aufkommen der verschiedenen Streamingdienste wie Discovery Plus, Disney Plus, Netflix und Paramount Plus langsam aus der Produktion verdrängt und die Bezahlung verringert.

„Im Streamingmodell sind die Autoren zu sehr von der Produktion abgekoppelt worden“, meint Haglund. „Es ist eine Infrastruktur, die 50 Jahre lang funktioniert hat und jetzt zusammenbricht.“ In ihrem wöchentlichen Mitglieder-Update vom Dienstag beklagt die Gewerkschaft, dass sich die Allianz weigern würde, einen fairen Deal auszuhandeln, um die „existenzielle Krise, in der sich die Autoren befinden, zu überwinden“.

Das jüngste Angebot der Studios beträgt 114.000 Dollar pro Episode über einen Zeitraum von sieben Jahren. Das bedeutet eine 46-prozentige Erhöhung des aktuellen Betrages. Ihnen sei die größte Erhöhung seit mehr als 25 Jahren angeboten worden, erklärte die Allianz gegenüber Epoch Times. Die WGA-Forderungen liegen jedoch bei einer 200-prozentigen Erhöhung.

Auch wehren sich die Studios gegen feste Einstellungsquoten und Beschäftigungsgarantien für Programme. „Wenn geschrieben werden muss, werden Autoren eingestellt.“ Die WGA-Vorschläge würden „die Beschäftigung von Autoren, unabhängig davon, ob sie für den kreativen Prozess benötigt werden oder nicht, verlangen“. Das sei „mit der kreativen Natur unserer Branche unvereinbar“.

Künstliche Intelligenz: Fluch oder Segen?

Eine weitere ungelöste Frage ist, wie der zunehmende KI-Einsatz in Schreib- und Produktionsprozessen geregelt werden kann. „KI hat sich zur existenziellen Bedrohung für alle Kreativen entwickelt“, sagt WGA-Leiter Jono Matt gegenüber Epoch Times. Der Einsatz von KI hat in der Unterhaltungsindustrie zugenommen, darunter in der Produktion, in der Grafik, beim Voice-over und in anderen Bereichen. Autoren, Schauspieler, Synchronsprecher, Regisseure, Lastwagenfahrer und andere sehen sie als Bedrohung.

Die WGA ist die erste Gewerkschaft, die die Bedingungen für die Nutzung von KI in ihre Tarifverhandlungen einbezieht. „Dies ist ein bemerkenswerter Kampf, weil wir es mit jemandem zu tun haben, der größer ist als die alten Filmproduktionsfirmen, die normalerweise Filme und Fernsehsendungen produzieren“, sagt Matt. Die Gespräche über die Regulierung von KI beim Schreiben seien zum Stillstand gekommen. Während die Gewerkschaft ein Verbot der künstlichen Intelligenz fordert, sagen die Studios, dass das Thema im Zuge der technologischen Entwicklung mehr diskutiert werden müsse, wozu sie auch bereit seien.

„Autor sein ist Kunst“

Für die WGA-Comedy-Autorin Caroline Renard kann die Technologie niemals mit dem mithalten, was der Mensch in kreativen Prozessen leisten kann. „Die Leute an der Spitze des Unternehmens wollen das gleiche Niveau erreichen, ohne die Autoren zu bezahlen“, beklagt Renard gegenüber Epoch Times. „Ich verstehe, dass die Unternehmen Gewinne erzielen wollen. Sie wollen Umsatz machen und Geld verdienen. Aber ein Regisseur, ein Schauspieler, ein Autor zu sein, ist eine Kunst. Das kann man nicht durch Maschinen ersetzen.“

Nach sechs Wochen Verhandlung bezeichnet die WGA, die Antwort der Studios als „völlig unzureichend“.

Die Allianz antwortete auf Anfrage der Epoch Times, dass die Studios die Arbeit der Autoren schätzten und die Kontroversen rund um KI-Technologien anerkennen würden. „Die besten Geschichten sind originell, aufschlussreich und stammen oft aus persönlichen Erfahrungen der Menschen“, so die Allianz. „KI wirft schwierige, wichtige kreative und rechtliche Fragen für alle auf.“

Konsequenz: Fernsehproduktionen reduziert, Veranstaltungen abgesagt

Der Streik hat sich auf die Fernsehproduktionen ausgewirkt. Late-Night-Talkshows und „Saturday Night Live“ werden zurzeit wiederholt, weil die Autoren keine neuen Witze mehr schreiben. Die „MTV Movie & TV Awards 2023“ wurden abgesagt und durch eine aufgezeichnete Veranstaltung ersetzt, nachdem sich Prominente geweigert hatten, an den Streiks vorbeizulaufen. Auch die Verleihung der „Daytime Emmy Awards“ im Juni wird verschoben. Und die „Peabody Awards“ in Beverly Hills wurden abgesagt.

In der Zwischenzeit gibt es keinen neuen Verhandlungstermin zwischen der Gewerkschaft und der Allianz.

„Es hängt wirklich von den Studios ab, wie lange das dauert“, sagte Haglund. „Wir warten darauf, dass sie uns etwas geben, mit dem wir arbeiten können.“

Der letzte Autorenstreik im Jahr 2007 dauerte etwa 100 Tage und versetzte der kalifornischen Wirtschaft einen heftigen Schlag. Der Streik führte zum Verlust von fast 38.000 Arbeitsplätzen und zu Produktionseinbußen in Höhe von 2,1 Milliarden Dollar bis Ende 2008. „Die Auswirkungen des Streiks haben den Staat Anfang 2008 in eine Rezession gestürzt“, heißt es in einem Bericht des Milken Instituts.

Die Unterstützung für den Streik wächst. In den Disney Studios servierte Denisse Espitia den Demonstranten mexikanische Gerichte. Nonna’s Kitchen, ein Catering-Unternehmen in Sherman Oaks, spendete ebenfalls Essen für die Demonstranten. „Wir sind der Meinung, dass jeder ein Recht auf seinen eigenen Wert haben sollte, wenn es um die Löhne geht“, sagte Espitia der Epoch Times. „Wir glauben, dass es viele Menschen gibt, die übersehen werden. Wir möchten sicherstellen, dass wir sie würdigen.“

Auswirkungen auf die Wirtschaft

Die WGA schätzt, dass die Streiks in Kalifornien etwa 30 Millionen Dollar pro Tag kosten. „Der Autorenstreik ist hier in Burbank deutlich zu spüren“, sagte Jamie Keyser, Geschäftsführer der Handelskammer von Burbank, gegenüber der Epoch Times. „Die Medien sind für die Wirtschaft unserer Stadt von zentraler Bedeutung, und wir wissen nicht, welche langfristigen Auswirkungen der Streik haben wird und wie lange er dauert. Wir hoffen, dass alle beteiligten Parteien weiter miteinander reden und zusammenarbeiten, damit wir bald zu einer guten Lösung kommen.“

In einem Interview mit der CNBC-Sendung „Squawk Box“ vom 5. Mai sagte David Zaslav, CEO von Warner Bros. Discovery, dass es eine schwierige Zeit in der Unterhaltungsbranche sei. Er hoffe aber, dass die Probleme zur Zufriedenheit der Autoren gelöst werden könnten. „Jeder verdient es, fair bezahlt zu werden“, sagte Zaslav. „Unser wichtigstes Ziel ist es, eine Lösung zu finden. Und zwar so, dass die Autoren merken, dass sie wertgeschätzt werden. Das werden sie auch.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Hollywood Writers Strike Enters 3rd Week With No End in Sight“ US Imposes Sanctions on 6 Chinese Firms Over Spy Balloon Programs (deutsche Bearbeitung nh)



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