Die Klangwelt des „Handpan“ – Ein Instrument, das viele begeistert

Vielleicht wurden Sie im Urlaub während eines abendlichen Spaziergangs durch die Stadt auch schon mal auf diese ungewohnten, aber verzaubernden Klänge aufmerksam. Meditative und rhythmische Töne mit leicht metallischem Klang ziehen einen magisch in die Richtung der Schallquelle und plötzlich sieht man jemanden, sitzend und auf eine Art Kugelgrill klopfend.
Titelbild
Eine typische Steeldrum.Foto: iStock
Von 6. Juni 2019

Immer mehr Menschen versuchen sich auf einem ungewöhnlichen Instrument, das auch einer fliegenden Untertasse ähnelt. Die Rede ist von einem „Hang“ (auch Handpan oder Hangdrum genannt), das um die Jahrtausendwende von den Schweizern Felix Rohner und Sabine Schärer entwickelt wurde. Das erste Mal wurde das „Hang“ 2001 auf einer Musikmesse in Frankfurt einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

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Eine wunderbare Geschichte: Felix Rohner und die Steelbands

Die Entwicklungsgeschichte dieses Instruments hat ihren Ursprung in der Begeisterung von Felix Rohner zur Steelpan und den Steelbands.

Vor über 40 Jahren, als eine Steelband aus London in der Schweiz aufspielte, wurden Rohner und sein Freund von der Musik dermaßen inspiriert, dass sie ihre eigene Steelpan aus einem Spundfass bauen wollten. Es folgte eine jahrzehntelange Weiterentwicklung und Forschung in Bereichen der Physik und Akustik von dieser Art Musikinstrumenten.

Sie experimentierten mit verschiedenen Materialien, Umformungstechniken und daraus resultierenden Klangeigenschaften. Sie tauschten Erfahrungen mit über 150 Steelbands aus verschiedenen Ländern aus, um neue Spieltechniken zu erlernen.

Die Begeisterung zur Steeldrum-Musik ließ Rohner und seinen Freund selbst das Handwerk zum Panbauer erlernen. Foto: iStock

Aus Krieg und Chaos folgt etwas Einzigartiges

Der karibische Inselstaat Trinidad und Tobago gilt als Ursprungsort der Steelorchesterbands. Nach dem Zweiten Weltkrieg und einem Verbot von afrikanischen Schlaginstrumenten durch die britischen Kolonialherren, wurden liegengebliebene Ölfässer in Musikinstrumente umfunktioniert.

Einheimische Straßenmusiker integrierten sie in großer Zahl in ihre Trommelgruppen. Zu Beginn klang es noch ungewohnt laut, schrill und chaotisch und viele Menschen empfanden es als nervige Provokation.

Mit dem Einsatz verschiedener Walzverfahren und dank dem gezielten Formen der Eisenblechfässer mittels verschiedener Hammerköpfe, nahm das Instrument jedoch nach und nach an Form und Klang an. Heute verbindet man mit dem Klang der Steeldrum weltweit das Gefühl von Karibik und Sonne.

Felix Rohner holte sich vor allem dort, auf den Ursprungsinseln, einen Einblick in die traditionelle Kunst am Eisenblech und pflegte fortan gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Er gilt als Pionier der Pantuner und Panbauer in der immer größer werdenden schweizer Panszene und gründete 1985 die PANArt Steelpan-Manufaktur AG.

Entdeckung des Verbundstoffes „Pang“

PANArt entwickelte neue Rohformen und ersetzte dadurch die Spundfässer, das traditionelle Ausgansmaterial der Steelpan. Aus tiefgezogenem und anschließend gasnitriertem Stahlblech entstand das patentierte „Pangmaterial“. Die Geometrie der Klangfelder veränderte sich und das Tuning-(Stimm)Verfahren der Panginstrumente wurde neu entwickelt.

Bald entstand eine umfangreiche Pang-Instrumentenfamilie, deren jüngstes Mitglied das Hang ist.

Die Idee zum Hang

Es war der Besuch eines Ghatamspielers in der PANArt-Werkstatt, der Rohner auf die Idee zum Bau eines neuen Instruments brachte. Das südindische Perkussionsinstrument aus rotem gebranntem Ton war das Vorbild für das Blechklanginstrument, das nun erstmals mit bloßen Händen bespielt werden konnte.

Das Hang besteht aus zwei Schalen, die meistens zusammengeklebt werden. Von der Form erinnert es ein bisschen an ein Ufo. Die obere Schale hat verschieden große Klangfelder (5-12 Tonfelder). Jedes Instrument ist ein Unikat und die Stimmung umfangreich. Der untere Teil dient dazu, einen Resonanzkörper zu bilden und hat in der Mitte ein Schallloch. Gespielt wird es mit den Fingern und Händen, was ihm auch den Namen gab. „Hang“ ist berndeutsch und bedeutet einfach nur „Hand“.

Das Hang ähnelt optisch einer fliegenden Untertasse. Foto: iStock

Im Gegensatz zur Steelpan, auf deren Spielfläche sich die einzelnen Klangfelder möglichst wenig gegenseitig beeinflussen sollen, wird beim Hang gerade auf die Integration zu einem Gesamtklang Wert gelegt.

Nach einer aufwendigen Fertigung (ein bis zwei Wochen für ein fertiges Instrument) und mehrfach wiederholtem Feintuning, kann man sich an den mystischen, sphärischen, weichen und metallischen Klängen erfreuen. Es entstehen tiefe geheimnisvolle, sowie helle klare Töne.

Das Instrument wird vor allem sehr intuitiv bespielt. Da es bei kleinsten Berührungen und ein wenig Übung bald zu guten Klangerlebnissen kommt und eine perfekte Kombination aus Percussion- und Melodieinstrument darstellt, erfreut das Spiel seit seiner Entstehung immer mehr Menschen aus der ganzen Welt.

Die Herstellung eines „Hang“ ist sehr aufwendig. Foto: iStock

Das Hang beflügelt und inspiriert 

Anfangs waren die Erschaffer regelrecht überrascht, als immer mehr Menschen aus aller Welt auftauchten, die das Hang irgendwo gehört hatten und nun eines für sich erwerben wollten. Es schien die Menschen direkt zu berühren, und zwar so nachhaltig, dass sie den Klang nicht vergessen konnten, ihn wieder hören oder selbst erzeugen wollten.

Die einfache Spielweise und schön klingende Resultate, inspirierten auch Menschen, die nie Musik gemacht hatten. Dieses anfängerfreundliche Spiel mit den Händen auf dem sensiblen, klangreichen Gefäß beflügelte Musiker, Perkussionisten, Therapeuten, Jugendliche, Reisende, Kranke, Gestresste, Suchende, Gläubige, etc. – eine Gemeinsamkeit und Sehnsucht, die die Menschen verbindet. Mit seiner beruhigenden und tröstenden Wirkung ist es, als ob man in eine andere Welt eintauchen würde.

Nach jahrelanger „stiller“ und einsamer Arbeit schien für PANArt nun schnell alles anders zu werden. Das Unternehmen nannte sich ab 2003 PANArt Hangbau AG und gab den Bau von Steelpans auf um sich vollkommen auf das Bauen und Weiterentwickeln des Hang zu konzentrieren.

Für das Tuning-Verfahren werden spezielle Werkzeuge verwendet. Foto: iStock

Verlockung des Blechs in einer schnelllebigen Zeit

Generell ist die Nachfrage sehr groß, für die Hangbauer wurde das schnell zu einem Problem, da es an wirklich guten Tunern (Stimmern) fehlte. Von 2001 bis 2006 stellten sie ca. 7000 Exemplare her und konnten dem immer stärker werdenden „Trend“ nicht nachkommen. Ab 2007 wurde der Verkauf durch Musikgeschäfte eingestellt und nur mehr vor Ort direkt abgegeben.

Zeitgleich setzte eine Spekulation mit den Instrumenten von PANArt ein und trieb damit die Preise in absurde Höhen. Es wurde daraufhin schriftlich mit den Käufern vereinbart, dass sie ihr Instrument nicht mit Gewinn weiterverkaufen dürfen. Vor allem Rohner war und ist bis dato der Massenproduktion skeptisch gegenüber, ebenso dem Versuch der Nachahmung. Zu stark und unterschiedlich nimmt er die Wirkung des Blechklanges wahr.

Ab dem Jahr 2013 stellte PANArt offiziell den Verkauf ihrer HangHang Serie ein, um sich weiterentwickelten Prototypen (Hang Gubal, Hang Urgu, Hang Bal, Pangsaiten) zu widmen. Darauffolgend schufen sie eine Art „unendlich freie Zone zur Gestaltung und Entfaltung“. Denn seit den Jahren 2005/2006 sind auch Nachahmer aus aller Welt in das große Geschäft mit den klangreichen Ufos eingestiegen. Daraus entwickelten sich weniger gute bis hervorragende „Kopien“ des Hang.

Eine Community, die stetig anwächst und trotz etwa mehr als 200 Erbauer und Erfinder weltweit, noch immer nicht die große Nachfrage befriedigen kann. Diese neue „Handpan“ Gemeinschaft, wie sie genannt wird, hat den Vorteil, dass sie aus dem gewonnenen Wissensschatz von PANArt und aus der gut ausgedehnten Vernetzung mit Gleichgesinnten aus aller Welt profitiert und gemeinsam weiterwachsen kann. Man darf also auf die weitere Entwicklung gespannt sein.

Hier eine Auflistung mehr oder weniger bekannter Handpanbauer:

Caisa von Kaisos Steel Drums (Deutschland)
BELLs von BEllart (Spanien, 2009)
Halo von Pantheon Steel (USA, 2009)
Spacedrum von Metal Sounds (Frankreich, 2009)
Battiloro Handpan (Italien, 2013)
DEEPAN (Österreich, 2014)

Anmerkung der Redaktion Visiontimes (30.3.2019):

Wir möchten nochmal deutlich hinzufügen, dass der Name „Hang“ und die Materialbezeichnung „Pang“, sowie die weiteren Entwicklungen von der Firma PANArt zum Patent angemeldet wurden. Lediglich die äußere Form des Hang konnte nicht rechtzeitig patentrechtlich geschützt werden. Die Firma PANArt distanziert sich deutlich von den anderen Bezeichnungen, wie „Handpan“ oder gar „Handdrum“. Für ihr spezielles und einzigartiges Verfahren der Blechhärtung vergibt PANArt Lizenzen.

Das schweizer Unternehmen hat sich vom Hang-Bau verabschiedet (wie im Bericht bereits erwähnt), da man in den Weiterentwicklungen starken Wert auf das gemeinsame Spiel legt. Dafür wurde das Hang Balu zum kollektiven Spiel erschaffen. Die vier unterschiedlichen Instrumente eröffnen gemeinsam einen Klangraum von sieben Oktaven und verbinden sich im gemeinsamen Spiel zu einem einzigartigen harmonischen Klangerlebnis. Die Hauptmotivation von PANArt liegt dabei darin, dass jeder einzelne Spieler seinen kleinen bescheidenen Beitrag gibt und zusammen zu einem Instrument verschmelzen. Somit soll das gemeinschaftliche Bewusstsein, im Gegensatz zum Ego, gestärkt werden. Felix Rohner ist stolz darauf sein Wissen an seine Söhne weitergeben zu können.

Der Artikel erschien zuerst bei visiontimes.net



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