Montserrat Caballé zum 80. Geburtstag

Titelbild
Montserrat Caballé bei einem Auftritt 2009 in Tashkent, Usbekistan.Foto: Yves Forestier/Getty Images
Von 12. April 2013

Montserrat Caballé, die Grande Dame des Belcanto, singt auch mit 80 Jahren noch. Sie hat heute Geburtstag.

Ich erinnere mich an die bewegende Schilderung ihres zentralen Kindheitserlebnisses. Der Vater stand mit seinen Kindern am Placa Catalunya in Barcelona und zeigte ihnen die Schönheit des Abendhimmels und des Sternenzeltes. Durch unglückliche Umstände hatte er seine geschäftliche Grundlage verloren, die Familie war über Nacht verarmt.

Die noch kleine Montserrat liebte ihren Vater, aber hatte dennoch Probleme mit der Not zu leben. Fortan musste sie ausrangierte Kleidungsstücke von Nachbarskindern tragen, die Nahrung war knapp bemessen, an manchen Tagen musste sie hungern. In ihr wuchsen Wille und Bedürfnis, diesem Elend zu entkommen und eines Tages sich satt essen und elegant kleiden zu können.

Sie machte eine große Karriere als Sängerin – noch viel größer sind ihr Herz und ihre Liebe zu den Menschen. Von dem Tag an, wo sie sich endlich alles leisten konnte, hat sie sich bis heute ihr kolossales Körpergewicht bewahrt.

Maria de Montserrat Viviana Concepción Caballé i Folc wurde am 12. April 1933 in Barcelona geboren. Sie gilt als eine der bedeutendsten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1965 erhielt sie endlich die volle Anerkennung, die man ihr schuldete, als sie in der New Yorker Carnegie Hall in einer konzertanten Aufführung die Titelrolle von Donizettis „Lucrezia Borgia“ sang. Sie sprang damals kurzfristig für die verhinderte Sängerkollegin Marilyn Horne ein. Dem Triumph in der Carnegie Hall folgte im gleichen Jahr noch ein großer Erfolg bei ihrem Debut in der Metropolitan Opera.

Montserrat Caballé ist in allen namhaften Häusern dieser Welt in Rollen aus über hundert Opern aufgetreten. Auch gilt sie mit einer Diskographie von über achtzig Opern-, Lied- und Konzertaufnahmen zu den Größen des Aufnahmestudios. Sie ist und bleibt eine der größten Belcanto-Sängerinnen, die entscheidend zur Wiederbelebung dieses Fachs beigetragen hat.

Auf Grund ihres künstlerischen Engagements hat sie zahlreiche Preise erhalten, wie den Orden der Doña Isabel La Católica, den höchsten Titel der spanischen Regierung; Frankreich ehrte sie mit dem Ehrenkreuz für Künste und Wissenschaft und von Deutschland bekam sie das Bundesverdienst-kreuz verliehen; außerdem ist sie Botschafterin der Vereinten Nationen.

Ihre Größe als Künstlerin liegt in erster Linie in ihren stimmlichen Qualitäten begründet, denn sie ist im Besitz einer der schönsten und vielseitigsten Stimmen in der Geschichte des Gesangs, verbunden mit einer geradezu makellosen Technik.

Doch die Faszination, die sie auf das Publikum ausübt, geht noch weiter. Sie hat das gewisse Charisma und eine außergewöhnliche Persönlichkeit, mit der sie die Menschen begeistert und immer wieder in ihren Bann zieht.

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Ein Leben für den Gesang

Sie studierte Gesang in Barcelona und Mailand und debütierte 1956 in Basel als Mimi in Puccinis La Bohème. Zudem sang sie am Theater in Saarbrücken. Von 1959 bis 1962 war sie am Stadttheater Bremen engagiert. Sie war häufig als Gast bei Festspielen (u.a. in Glyndebourne) und ist seit 1971 auch regelmäßig an der Hamburgischen Staatsoper aufgetreten. Sie ist zudem eine geschätzte Konzertsängerin.

Schwerpunkte ihres umfangreichen Repertoires bilden vor allem die Opern von Rossini, Donizetti und Bellini, aber auch von Verdi und Puccini. Herausragende Merkmale ihrer lyrischen Stimme sind sinnliche Schönheit und ein außerordentliches Piano.

Sie hat den Tenor José Carreras entdeckt und gefördert. Dem an Rockmusik interessierten Publikum ist sie durch den Song Barcelona zu den Olympischen Spielen von Barcelona 1992 bekannt geworden. Es ist ein Stück aus dem gleichnamigen Album, das 1987 gemeinsam mit Freddie Mercury aufgenommen wurde. Auf ihr Bitten schrieb Mercury ein Stück über ihre Heimatstadt Barcelona, das erstmalig am 29. Mai 1987 auf Ibiza aufgeführt wurde.

1986 wurde bei Caballé ein (gutartiger) Gehirntumor festgestellt, den sie „meinen kleinen Freund“ nennt. 1998 wurde Caballé mit einem „Bambi“ ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Echo Klassik Musikpreis für ihr Lebenswerk. Am 1. April 2007 betrat Montserrat Caballé nach 18 Jahren erstmals wieder die Bühne der Wiener Staatsoper. An der Seite von Natalie Dessay, Juan Diego Florez und Janina Baechle gab sie die Partie der Duchesse de Crakentorp in Gaetano Donizettis „La Fille du Régiment“ (Die Regimentstochter) in einer Koproduktion der Wiener Staatsoper, des Royal Opera House Covent Garden sowie der Metropolitan Opera New York. Das Wiener Opernpublikum feierte sie frenetisch.

Die geplanten Konzerte am 16. April in der Berliner Philharmonie und am 21. April in der Düsseldorfer Tonhalle hat Montserrat Caballé kurzfristig abgesagt. Am 30. April wird sie in Wien auf der Bühne erwartet.

 



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