Wie Thomas Edison die Welt der Bühne eroberte

Was verbindet eine englische Operette und ein amerikanisches Theater mit Thomas Edison?
Titelbild
Thomas Edison gilt fälschlicherweise als Vater der Glühbirne. Tatsächlich erfand er diese aber nicht, sondern perfektionierte sie nur.Foto: iStock
Von 16. Dezember 2023

„Ich habe es geschafft!“, verkündete Thomas Edison am 5. Oktober 1878. Der amerikanische Erfinder glaubte damals, er habe den entscheidenden Durchbruch zur Erfindung der Glühbirne entdeckt. Die zündende Idee kam ihm nach einem Besuch in der Werkstatt von William Wallace in Ansonia, Connecticut (USA).

Wallace hatte im November 1875 einen Generator entwickelt, der von einer Wasserturbine angetrieben wurde. Er nannte ihn „Telemachon“. Als Edison 1878 in Ansonia eintraf, sah er die „kürzlich perfektionierte dynamo-elektrische Maschine“, die in der Lage war, zehn Glühbirnen mit Elektrizität zu versorgen. Insgesamt entsprach das von dem Apparat erzeugte Licht etwa 4.000 Wachskerzen.

Eine große Verkündung

Wallace gehörte zu einer Reihe von Erfindern, die sich in den 1870er-Jahren auf die elektrische Leistung von Motoren konzentrierten. Zusammen mit Zénobe Gramme, dem belgischen Erfinder des Gramme-Dynamos, und Werner von Siemens, dem deutschen Erfinder des Doppel-T-Ankers, trieb er die Entwicklung der Moderne mithilfe der Elektrizität voran.

Edison war von Wallace’ Arbeit sehr beeindruckt. Dennoch war er der Meinung, dass alle Erfinder „im gleichen Trott“ arbeiteten, weshalb die Einführung der elektrischen Beleuchtung auf den Straßen und in den Häusern nur langsam vorankam.

Deshalb verkündete Edison gegenüber der Presse, dass er in der Lage sein würde, eine weitaus praktikablere Anlage „durch ein völlig anderes Verfahren“ herzustellen. Diese Entwicklung wäre so simpel, dass „jeder sich wundern wird, warum er selbst nie auf diese Idee gekommen ist“.

Labor von Thomas Edison im Menlo Park

Blick in Edisons Labor in Menlo Park (Kalifornien, USA). Foto: Public domain

Die Leistung, zehn Lampen mit einem Apparat zu betreiben, wurde als ein „großer Triumph wissenschaftlichen Könnens“ angesehen. Demgegenüber stellte Edison die kühne Behauptung auf, dass er in der Lage sei, „1.000 – ja, 10.000“ Lampen mit einer Maschine zu versorgen.

Außerdem behauptete er, dass seine Verbesserung innerhalb weniger Wochen umgesetzt werden könnte und dass „fünfzehn oder zwanzig dieser dynamo-elektrischen Maschinen, die kürzlich von Mr. Wallace perfektioniert wurden, den gesamten unteren Teil von New York City beleuchten werden“. Dafür wollte Edison einen 500-PS-Motor benutzen.

Ein brennendes Problem

Das Ende des 19. Jahrhunderts war geprägt von dem Bestreben, die Elektrizität auszubauen, weshalb viele Erfinder weltweit an der Entwicklung von Lampen tüftelten. Wie für viele andere Wissenschaftler bestand auch für Edison das Problem darin, eine Lampe zu entwickeln, die über einen längeren Zeitraum hinweg brennt.

Edison glaubte, die Lösung gefunden zu haben – die zuverlässige Anwendung war jedoch fraglich. Dies hielt ihn indes nicht davon ab, seine neue Erfindung der Presse vorzustellen.

Der gewiefte Selbstdarsteller sorgte dafür, dass jeder Reporter sein Labor einzeln besuchte. Die Reporter waren erstaunt über die Helligkeit der Lampe, doch bevor das Erstaunen in tieferes Interesse umschlagen konnte, führte Edison sie aus dem Labor – bevor die Lampe den Geist aufgeben konnte. Sein Plan ging auf. Edison hatte sich Zeit und das gewollte Ansehen verschafft.

Glühbirnen von Thomas Alva Edison

Die Glühbirnen von Thomas Alva Edison hatten im Jahr 1879 noch verkohltes Papier als Glühfaden, die er später durch Kohlefäden ersetzte. Foto: Public domain

Wettlauf gegen die Zeit

Der entscheidende Punkt war nicht nur, etwas als Erster zu erfinden, sondern auch den Wettlauf um die Patentanmeldung zu gewinnen. Deshalb fragten die Reporter Edison, ob seine Erfindung nicht sehr ähnlich zu früheren oder aktuellen Erfindungen seiner ausländischen Kollegen sei. Außerdem fragten sie den Erfinder, ob er glaube, dass das Patentamt sein Patent ablehnen werde.

„Wenn meine Erfindung nicht neu ist, will ich kein Patent dafür“, antwortete Edison einem Reporter, „aber wenn sie neu ist, und das ist sie, muss das Patent erteilt werden. In diesem Punkt ist das Gesetz unumstößlich. Es kann nicht umgangen werden. Nein, ich habe keine Angst.“

Eine gewisse Furcht mag es allerdings gegeben haben. Charles Brush, ein Erfinder aus Cleveland, hatte fieberhaft an seinem Beleuchtungssystem gearbeitet und dieses im April 1879 der Öffentlichkeit vorgeführt. Die Presse spottete nach Brushs Erfolg über Edison: „Er redet die ganze Zeit darüber, was er schaffen wird, aber bislang hat er nichts geschafft.“ Scheinbar vergessen blieben Edisons andere Erfindungen wie der Phonograph von 1877.

Thomas Edison mit seinem Phonographen

Thomas Edison mit seinem Phonographen im Jahr 1877. Foto: Public domain

Im Herbst 1879 dann die erfreuliche Meldung: Edison und sein Team hatten es geschafft, dass die Glühbirne unter anderem durch hochohmige Kohleglühfäden 14,5 Stunden lang brannte. Am 27. Januar 1880 erhielt Edison schließlich sein Patent „für die Erfindung der Verbesserung der elektrischen Lampe“ und seine Glühbirnen wurden in unzähligen privaten Haushalten und Unternehmen installiert – einschließlich großer Theater.

Ins rechte Licht gerückt

Und da kommt das Hunderte Kilometer von Edisons Labor entfernte Bijou Theatre in Boston ins Spiel. 1881 befand es sich komplett im Umbau. Bereits ein Jahr später sollte es in einer spektakulären Premiere feierlich eröffnet werden. Auf dem Programm stand hierfür die britische Opernkomödie „Iolanthe“ des Librettisten W. S. Gilbert und dem Komponisten Arthur Sullivan, ein bis heute aufgeführtes Stück.

Damit die Eröffnung zu dem gewünschten strahlenden Ereignis werden würde, ließ man im Bijou Theatre die frisch patentierten Glühbirnen von Edison installieren. Den Einbau der mehr als 600 Lampen überwachte Edison höchst persönlich. Allein die Hälfte der Leuchten wurde hinter dem Proszenium, also dem vordersten Bereich der Theaterbühne, installiert.

Nach Paris, München und Berlin hatte Edisons Erfindung also auch das Theater in Boston im Sturm erobert und so die Welt der Unterhaltung erhellt. Die Eröffnung des Theaters am 11. Dezember 1882 mit der Aufführung der neuen Operette wurde zu einem vollen Erfolg – aber noch viel prägender war: Das Bijou Theatre wurde zum ersten elektrisch beleuchteten Theater der USA.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „A British Operetta, a Boston Theater, and Edison’s Illuminating Invention“ (redaktionelle Bearbeitung kms)



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