Zwischen Schwimmflossen und Blitzableiter: Die Erfindung fälschungssicherer Geldscheine

Ein berühmter Erfinder entwickelte mit seiner „äußerst originellen“ Methode fälschungssichere Geldscheine. Sein Geheimrezept? Ein natürlicher Brei mit einer Prise Kristalle, jeder Menge Kohle und blauer Seide.
Keine moderne Erfindung: fälschungssichere Geldscheine gab es schon vor fast 300 Jahren
Das Portrait von Benjamin Franklin ziert den 100-Dollar-Schein der USA.Foto: iStock
Von 20. November 2023

„Geld regiert die Welt“ ist ein allseits bekanntes Sprichwort aus Deutschland. Dass dies vor allem aus US-amerikanischer Sicht zutrifft, zeigt ein Blick in die Geschichte des Landes. So ermöglichte der Druck von eigenem Geld die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu England während der Zeit des Kolonialismus. Um sich jedoch gegen die Falschgelddrucker zu schützen, eilte einer der berühmtesten Erfinder der USA zu Hilfe: Benjamin Franklin.

Heute ist der 1706 in Bosten geborene Amerikaner vielmehr für seine Erfindung des Blitzableiters oder des raucharmen Holzofens bekannt. Doch tatsächlich entwickelte der Erfinder neben der Glasharmonika, der Bifokalbrille und den ersten Schwimmflossen auch fälschungssichere Geldscheine.

Mithilfe seiner guten Beziehungen und Firmen druckte Franklin im Laufe seiner Karriere fast 2,5 Millionen Geldscheine – damals im Wert von 903.410 Pfund. Dabei nutzte der Erfinder spezielle Techniken, die US-amerikanische Forscher der University of Notre Dame (USA) als „äußerst originell“ bezeichnen. Mit diesem Ideenreichtum ebnete Benjamin Franklin seinem Heimatland den Aufstieg zur Großmacht – und unsere Sicherheit vor Falschgeld.

Benjamin Franklin ist der Erfinder fälschungssicherer Geldscheine

Portrait des Benjamin Franklin (1706–1790), 1767 von David Martin gemalt. Öl auf Leinwand. Foto: Public domain

Sieben Jahre lang Geldscheine gelesen

Um dieser Erfindung auf die Schliche zu kommen, haben die Forscher unter der Leitung des Physikprofessors Khachatur Manukyan die vergangenen sieben Jahre mit uralten Banknoten verbracht. Insgesamt untersuchten sie in dieser Zeit fast 600 Geldscheine aus der Kolonialzeit zwischen 1709 und 1790. Dieses seltene Papiergeld überlebte die rund 300 Jahre dank der Abteilung für seltene Bücher und Sondersammlungen der Hesburgh-Bibliothek.

Die untersuchten Geldscheine umfassten neben gefälschten Banknoten auch jene aus Franklins und anderen offiziellen Druckereien. Im Vergleich zu heutigen Geldscheinen wirken die früheren Banknoten mit ihrer vielen Schrift eher wie eine Buchseite.

Zwei Geldscheine im Vergleich: Ein-Dollar von 1770 und Ein-Dollar von heute

Eine Ein-Dollar-Banknote von 1770 (oben) und die aktuelle Ein-Dollar-Banknote (unten) der USA. Foto: kms/Epoch Times

Häufig zierten kunstvoll gestaltete Rahmen und Zeichnungen die Vorderseite der Geldscheine. Hinzu kommen ausführliche Texte, welche die Wertigkeit des Scheines erklären, wer diesen drucken ließ und wo er ausgestellt wurde – inklusive Unterschriften der zuständigen Herausgeber. Die Rückseite war dagegen eher künstlerisch mit verschiedenen Zeichnungen dekoriert.

20-Schilling-Geldscheine von 1771

Eine 20-Schilling-Banknote aus Pennsylvania von 1771. Vorderseite (links), Rückseite (rechts). Foto: kms/Epoch Times

Erfindungsreichtum brachte Unabhängigkeit

Prof. Manukyan erklärt, dass die Bemühungen, eigenes Geld für das noch junge koloniale Währungssystem zu drucken, sehr wichtig war, nicht nur für Franklin als Drucker, sondern auch als Staatsmann.

„Benjamin Franklin erkannte, dass die finanzielle Unabhängigkeit der Kolonien die Voraussetzung für ihre politische Unabhängigkeit war. Der größte Teil der Silber- und Goldmünzen, die in die britisch-amerikanischen Kolonien gebracht wurden, waren schnell ausgegeben, um die importierten Industriegüter zu bezahlen. Danach hatten die Kolonien also kaum Geld übrig, um ihre Wirtschaft auszubauen“, so Manukyan.

Doch dieses eigene Geld musste erst einmal gedruckt und von der Bevölkerung angenommen werden. Ein großer Gefahrenpunkt war dabei die beliebte und häufig durchgeführte Fälschung der Geldscheine.

Als Franklin 1728 seine Druckerei eröffnete, war Papiergeld ein relativ neues Konzept. Da das Papier im Gegensatz zu den harten Gold- und Silbermünzen keinen inneren Wert besitzt, ist es ständig dem Risiko der Entwertung ausgesetzt. Hinzu kommt, dass es in der Kolonialzeit keine standardisierten Scheine gab. Dies bot Fälschern die ideale Möglichkeit, ihre Blüten in Umlauf zu bringen, ohne dass dies sofort auffiel.

Aus diesem Grund bemühte sich Franklin zwischen Blitzableiter und Schwimmflossen um eine Lösung des Problems. Seine Idee: Die Geldscheine brauchten eine ganze Reihe von unscheinbaren, aber unverwechselbaren Sicherheitsmerkmalen. „Um die Zuverlässigkeit der Banknoten zu gewährleisten, musste Franklin den Fälschern immer einen Schritt voraus sein“, so Manukyan.

Benjamin Franklin unterhielt viele Druckereien mit denen er offiziell Geldscheine druckte

Zeichnung von Benjamin Franklin an der Druckerpresse. Foto: Public domain

Geldscheine mit viel Kohle …

Exakte Hinweise zu seiner Erfindung hätten die Forscher in den Geschäftsbüchern Franklins finden können. So besaß er neben seinem Hauptkontobuch ein weiteres Buch, in dem er seine Geschäfte mit dem Papiermacher Anthony Newhouse aus Philadelphia festhielt. Dieses zweite Buch und sein darin niedergeschriebenes Wissen ging jedoch im Laufe der Zeit verloren.

Um einen Teil dieses Wissens wiederherzustellen, führten Manukyan und sein Team hochmoderne Untersuchungen durch und entlockten den Geldscheinen so auch ihre kleinsten Geheimnisse. Im Fokus standen dabei vor allem das verwendete Papier, seine Bestandteile und die Druckertinte aller knapp 600 Banknoten.

Eines der markantesten Merkmale waren die verwendeten Pigmente in der Druckertinte. Während Franklins Druckereien das Pigment „Lampenschwarz“ verwendeten, schienen die Fälscher vor allem „Beinschwarz“ benutzt zu haben. Auf den ersten Blick mag dies, abgesehen vom Herstellungsverfahren der Pigmente, keinen großen Unterschied darstellen. Doch tatsächlich ist Schwarz nicht gleich Schwarz.

Das von Benjamin Franklin verwendete Lampenschwarz gewann der Erfinder nachweislich in einer seiner Werkstätten selbst durch Verbrennen von Pflanzenölen. Da es fast komplett aus Kohlenstoff besteht, gelten diese als schwärzeste Schwarzpigmente. Im Vergleich dazu nutzten die Fälscher Beinschwarz, das aus verbrannten Knochen hergestellt wird und dadurch viel Kalzium und Phosphat enthält. Letzteres kann zu unerwünschten Ausblühungen führen.

„Franklin produzierte und förderte in seinen Druckernetzwerken durchweg hochwertige Handwerkskunst. Da sich Fälscher oft darauf konzentrierten, das Design des Geldscheins zu kopieren und dabei billigere Materialien verwendeten, konnten die Fälschungen von deutlich schlechterer Qualität sein“, erklären die Forscher in ihrer Studie.

… und einer Prise Kristalle

Eine weitere Innovation von Franklin betraf das Papier selbst. So ließ er in seinen Papiermacherwerkstätten winzige blaue Seidenfasern in den Papierbrei einmischen, sodass diese im fertigen Geldschein als pigmentierte Schnörkel sichtbar wurden. Damit entdeckten Manukyan und sein Team zudem den Beweis dafür, dass Franklin lange vor dem vermeintlichen Erfinder – dem Papiermacher Zenas Marshall Crane – diese Praxis anwendete.

Doch das war nicht die einzige Spezialzutat von Franklin. Außerdem konnten die Forscher ein durchscheinendes Material in den Geldscheinen nachweisen, das sie später als Muskovitkristalle identifizierten. Die Beigabe des Minerals könnte laut den Forschern einen doppelten Zweck erfüllt haben.

„Franklin und Newhouse [sein Papiermacher] versuchten wahrscheinlich, die Haltbarkeit des Geldpapiers zu verbessern, damit es den unvermeidlichen Schäden durch Umlauf und Alterung standhält“, erklären die Forscher. Zum anderen reflektierten die kleinen durchsichtigen Kristalle auf dem Papier das Licht, sobald man die Geldscheine drehte.

Die gefälschten Geldscheine besaßen nach Angaben der Forscher weder die bunten Fäden noch die Kristalle im Papier. Mit diesem Wissen konnte ein Betrachter also ganz einfach durch genaues Hinsehen die Scheine als Blüten entlarven.

Falschgeld als Kriegstaktik

Dieses Geheimnis währte jedoch nicht lange und die Briten bekamen Wind von Franklins Erfindung. So begannen sie, das notwendige Material zu importieren, um die einzigartigen Merkmale zu kopieren. In einem Zeitungsbericht von 1779 heißt es, dass an Bord eines britischen Schiffes Material zum Fälschen der US-Währung gefunden wurde. So war das nach New York segelnde Schiff unter anderem mit Papier, das Seide und Glas enthielt, beladen.

Dass man erfolgreich mit einer Schwemme aus Falschgeld die Wirtschaft eines Landes negativ beeinflussen oder gar zerstören konnte, zeigte sich später während der Französischen Revolution oder mit der Operation Bernhard der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.

Auch mithilfe von Benjamin Franklins Ideenreichtum schafften es die US-amerikanischen Kolonien, ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen und Unabhängigkeit zu erlangen. Zudem leistete Franklin Pionierarbeit beim Aufbau eines Druckereinetzwerkes, sodass er mit der hohen Qualität seiner Scheine einen Wettbewerbsvorteil erlangte.

Sein Naturdruckverfahren legte schließlich den Grundstein für fälschungssichere Geldscheine und brachte der Wirtschaft einen enormen Gewinn. Möglicherweise ziert sein Portrait als symbolischer Dank für seinen Verdienst noch heute die 100-US-Dollar-Banknote.



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