RTL zieht nach Böhmermanns „Verafake“ Konsequenzen

Titelbild
Der Screenshot zeigt Moderator Jan Böhmermann in einer Szene der Sendung «Neo Magazin Royale».Foto: ZDF NEO/dpa
Epoch Times13. Mai 2016
Satiriker Jan Böhmermann hat sich mit einem Paukenschlag im Fernsehen zurückgemeldet und RTL damit dick in Verlegenheit gebracht. Als Reaktion auf Böhmermanns „Verafake“ zog der Privatsender am Freitag Konsequenzen für sein Format „Schwiegertochter gesucht“.

Böhmermann hatte zuvor in seiner Sendung erklärt, dort Schauspieler eingeschleust und als Kandidaten ausgegeben zu haben – der Sender, die Produktion und Moderatorin Vera Int-Veen sind dem Schabernack komplett aufgesessen.

„Bei der Produktion einer Folge von "Schwiegertochter gesucht" sind Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht gemacht worden“, sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger dazu in einer Mitteilung. „Dazu stehen wir gemeinsam mit der Produktionsfirma Warner. Die Produktion der aktuellen Staffel wird daher von einem neuen Team realisiert. Gemeinsam mit dem Produzenten sorgen wir dafür, dass sich die Fehler nicht wiederholen.“

Böhmermann war am Donnerstag mit dem „Neo Magazin Royale“ (ZDFneo/ZDF) aus seiner Fernsehpause im Zuge des Wirbels um sein Erdogan-Gedicht auf den Bildschirm zurückgekehrt. Darin zeigte er in einem langen Einspieler, wie er eine Wohnung angemietet und die beiden Schauspieler Andreas Schneiders als biertrinkenden Vater René und Simon Steinhorst als dessen Sohn Robin, einem „einsamen Eisenbahnfreund“, in die RTL-Produktion geschmuggelt hatte.

Böhmermann zeigte mit versteckter Kamera, wie das „Schwiegertochter gesucht“-Team den Dreh mit den beiden Protagonisten vorbereitete. Dabei wird unter anderem erwähnt, dass die Aufwandsentschädigung für bis zu 30 Drehtage 150 Euro betrage. Zudem sollen die beiden Männer Angaben zu ihrem Gesundheitszustand machen. Der weinerliche Vater gibt unter anderem an, acht Bier am Tag zu trinken. Das Team vermerkt dennoch „Nein“ bei der Frage nach täglichem Alkoholkonsum.

RTL erläuterte den Ablauf, gab aber Fehler zu – unter anderem bei der Frage nach dem Alkohol. Auch sei dem Sohn ein Textvorschlag gemacht worden, um seine Liebe zu Schildkröten zu dokumentieren („Manchmal gehe ich dann auch in die Zoohandlung und schaue mir die richtigen Schildkröten an“). Auch das sei falsch gewesen. Auch, dass man nicht darauf bestanden habe, Ausweise zu sehen. Mietvertrag und eidesstattliche Erklärung hätten als Fälschung vorgelegen.

Bei der Höhe der Aufwandsentschädigung sei zu beachten, dass bei einer höheren Summe Arbeitslosen die Bezüge gestrichen würden – und als solche hätten sich die Schauspieler ausgegeben. Böhmermanns Kritik, dass der Vertrag bewusst erst knapp zwei Monate später verschickt worden sei, sei zudem so nicht richtig. Er sei deutlich früher verschickt worden. Die beiden Schauspieler seien in ihrer angemieteten Wohnung aber nicht mehr erreichbar gewesen.

„Respekt an Herrn Böhmermann“, sagte René Jamm von der Produktionsfirma Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH. „Wir sind ihm komplett auf den Leim gegangen, denn er hat uns einen sympathischen Schwiegersohn präsentiert. Wir haben uns in ihn "verliebt" und in diesem Fall gleichzeitig unsere redaktionelle Aufsichtspflicht missachtet.“

Am Sonntag will Böhmermann dann auch mit seinem Podcast aus der Pause zurückkehren – nach dem Abschied vom RBB-Sender Radioeins nun beim Streamingdienst Spotify. Böhmermann verkündete auch schon den neuen Titel: „Fest & Flauschig“.

(dpa)

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