Remmo-Clanchef mit neuem Wohnsitz will deutscher Staatsbürger werden

Nachdem kürzlich die Berliner Villa des Clanchefs Issa Remmo zwangsgeräumt wurde, richtet sich der Blick nach Mecklenburg-Vorpommern auf einen 1.000-Seelen-Ort. Dort hat sich das Familienoberhaupt offenbar angemeldet, um deutscher Staatsbürger zu werden. Um das Thema ist nun eine lebhafte Diskussion entbrannt.
Titelbild
Issa Remmo (M).Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 30. März 2024

Nachdem die bekannte Remmo-Villa in Berlin-Buckow nach einem jahrelangen Rechtsstreit am 21. März zwangsgeräumt wurde, gerät der neu angemeldete Hauptwohnsitz von Clan-Familienoberhaupt Issa Remmo (56) in Mecklenburg-Vorpommern in die Schlagzeilen.

Hier unter einer Adresse in Grabowhöfe nahe Waren (Müritz) – einem 1.000-Seelen-Dorf – prangt seit geraumer Zeit sein Namensschild an einem Briefkasten.

Seine erneute Anmeldung als Hauptwohnsitz in dem beschaulichen Mecklenburger Dorf liegt nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ erst zwei Wochen zurück.

Bereits 2018 wurden 77 Remmo-Immobilien beschlagnahmt, darunter auch die jetzt zwangsgeräumte Villa. Nach Informationen verschiedener Medien bezog die Familie jetzt in Berlin nur 10 Autominuten von der Buckow-Villa entfernt ein kleineres Einfamilienhaus.

Erfolgreiche Einbürgerung als Ziel?

Ziel der Ummeldung könnte der Wunsch auf Einbürgerung sein. Wie „Wir sind Müritzer“ berichtet, läuft gerade ein Einbürgerungsverfahren zu Issa Remmo beim Landkreis Mecklenburgische Seenplatte.

Ursprünglich hatte sich der Clanboss bereits vor einigen Monaten offiziell in Grabowhöfe angemeldet. Das berichtet „Wir sind Müritzer“. Doch nachdem die Polizei und andere Behörden herausgefunden hätten, dass man dort eigentlich nicht wohnen könne, weil es im Haus weder Strom noch Wasser gebe, habe man ihm die Meldebestätigung wieder entzogen.

Issa Remmo habe dann dem Entzug widersprochen und sei Anfang März persönlich im Amt Seenlandschaft in Waren erschienen, um sich wieder anzumelden. Offenbar erhielt er daraufhin seine Meldebestätigung wieder.

Man vermutet, dass die Wohnsitzanmeldung mit der Bestrebung zur Einbürgerung in Verbindung steht. Denn eine Voraussetzung für die Einbürgerung ist ein gültiger Mietvertrag. Zudem sind ausreichende Deutschkenntnisse und ein achtjähriger rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland notwendig.

Doch dies reicht nicht: Gleichzeitig muss der Lebensunterhalt für sich und die unterhaltsberechtigten Familienangehörigen gesichert sein – ohne Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II („Hartz IV“).

Nach dem Raub einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze im Wert von etwa 3,3 Millionen Euro aus dem Berliner Bode-Museum durch Remmo-Clanmitglieder und dem Juwelenraub aus dem Grünen Gewölbe in Dresden im Wert von über 113 Millionen Euro dürfte das nicht schwer sein. Ein Teil der Juwelen wurde zurückgegeben.

Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung

Auch darf man nicht wegen einer Straftat verurteilt sein, was wohl den Berichten zufolge zumindest bei dem Familienoberhaupt nicht der Fall sein soll. Für andere Familienmitglieder gilt dies nicht, hier gab es bereits mehrjährige Haftstrafen. Auch sitzen aktuell mehrere Familienmitglieder in Haft.

Ob die Voraussetzung, dass man sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland bekenne, erfüllt ist und eine Einordnung in die deutschen Lebensverhältnisse erfolgreich war, wird aktuell in den Medien offen hinterfragt.

„Einbürgerungsverfahren gehört auf Prüfstand“

So erklärte die Deutsche Polizeigewerkschaft Berlin (DPolG), dass eine Einbürgerung einem Offenbarungseid gleichkommen würde. „Issa Remmo selbst betrachtet sich als Oberhaupt seiner Familie, deren Integration als gescheitert zu bewerten ist. Die zuständigen Behörden sind gut beraten, den Einbürgerungsantrag sorgfältig zu prüfen“, sagt der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft Bodo Pfalzgraf.

Die bisherige Praxis der Einbürgerungsverfahren gehöre aus Sicht der DPolG Berlin dringend auf den Prüfstand. In grundlegenden Fragen wie der Einbürgerung müsse der Informationsaustausch zwischen den Behörden bundesweit gewährleistet und dürfe der Datenschutz kein Hemmnis sein. „Der deutsche Pass ist nur dann zu vergeben, wenn keine Zweifel an der Integrität des Antragstellers gegenüber der freiheitlich demokratischen Grundordnung bestehen. Andernfalls führen wir zu diesem Thema weiter Scheindebatten“, so Pfalzgraf.

Allerdings meldete sich Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) zu Wort. Er kündigt gegenüber der „Ostsee-Zeitung“ einen strikten Kurs gegen die Ausbreitung von Clankriminalität im Nordosten des Bundeslandes an. Sobald es Hinweise auf solche Aktivitäten gebe, würden Polizei- und Ordnungsbehörden „von Anfang an klare Kante zeigen“, erklärt der Politiker gegenüber dem Medium.

MV bisher kein Schwerpunkt von Clankriminalität

Bisher sei MV kein Schwerpunkt von Clankriminalität, so Pegel. Bislang habe es aber „keine Berührung mit der betroffenen Person“ im Land gegeben. Polizei und Innenministerium würden jetzt „andere Landesbehörden um intensive Mithilfe bitten“. Auch ein Austausch mit der Berliner Polizei sei geplant, damit „unsere Polizei und Sicherheitsbehörden nicht bei null anfangen“, sondern „von Anfang an ein Stoppzeichen setzen können“.

Pegel erklärte, dass er sich in der Diskussion zur bundesweiten Reform des Einbürgerungsrechts und besserer Abschiebemöglichkeiten dafür eingesetzt habe, dass Straftäter und alle, „die sich nicht an unsere Regel halten“, nicht davon profitieren.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte zu den jetzigen Berichten um den Remmo-Clanchef: „Wir haben im neuen Staatsangehörigkeitsrecht klare rote Linien gezogen: Kein deutscher Pass für Kriminelle, keiner für Antisemiten, keiner für Menschen, die nicht glasklar zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen, keiner für Männer, die die Gleichberechtigung von Frauen missachten, und kein deutscher Pass für Menschen, die nicht selbst für sich und ihre Familie sorgen können.“

Behörden vor Ort sind wenig auskunftsfreudig

Auf nähere Fragen zu dem neuen Hauptwohnsitz von Issa Remmo zeigte man sich bisher gegenüber anderen Medien sehr zurückhaltend. So hieß es vonseiten „Wir sind Müritzer“, dass Anfragen an Grabowhöfes Bürgermeister, Amtsvorsteher Enrico Malow, den Landkreis oder die unterschiedlichen Polizeibehörden nur wortkarg beantwortet wurden.

Anwohner in Grabowhöfe schilderten gegenüber der „Ostee-Zeitung“, dass Issa Remmo vermutlich gar nicht in dem Ort lebt, sondern lediglich regelmäßig seine Post abholt.

In den 1980er-Jahren kamen die ersten Mitglieder der Remmo-Familie als Teile der Volksgruppe der Mhallami, die ursprünglich in der Südtürkei und dem Libanon beheimatet sind, nach Deutschland. Der Clan zählt laut Behörden mehr als 500 Mitglieder. Als Oberhaupt gilt Issa Remmo (56), der allein mindestens 13 Kinder haben soll.



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