Signal-Stiftungspräsidentin: „KI führt zu Kontrolle durch Konzerne aus China oder USA“

Die frühere KI-Expertin bei Google Meredith Whittaker warnt vor zu großer Euphorie über ChatGPT et al. Sie sieht vor allem Konzerne als Profiteure der KI.
Maschine statt Mensch? Oder: Maschine und Mensch? Laut einer neuen Umfrage glauben 43 Prozent der Befragten, KI werde ihren Job leichter machen.
Maschine statt Mensch? Oder: Maschine und Mensch? Laut einer neuen Umfrage glauben 43 Prozent der Befragten, KI werde ihren Job leichter machen.Foto: Axel Heimken/dpa
Von 10. Juni 2023

Der Konsens darüber, dass KI ein Bereich sei, der Regulierung benötige, reicht bis zum „Vater“ von ChatGPT, OpenAI-CEO Sam Altman, selbst. Der früheren KI-Expertin von Google und nunmehrigen Präsidentin der Signal-Stiftung, Meredith Whittaker, missfällt jedoch die Richtung der Debatte. Die Signal-Stiftung betreibt den gleichlautenden Messenger.

In einem Interview mit dem „t-online“-Portal am Rande der Digitalkonferenz re:publica erklärt Whittaker warum. So drehten sich die meisten Debatten etwa darüber, „ob KI uns alle glücklicher macht oder uns irgendwann in einer fernen Zukunft vernichtet“. Tatsächlich gehe es jedoch um ganz andere Themen.

„KI unterminiert Datenschutz und Arbeitnehmerrechte“

Man sei auf einem „gefährlichen Weg“, was die gesellschaftlichen Auswirkungen anbelange, erklärt die Mitgründerin des AI Now Institute. Dies habe jedoch wenig mit „großen Geschichten“ zu tun, die in der einen oder anderen Richtung erzählt würden. Vielmehr zeige sich dies bereits an Themen wie den Arbeitnehmerrechten und dem Datenschutz.

Whittaker, die unter anderem die EU-Kommission und die US-Regierung berät, verweist unter anderem auf die Autoren der US-Filmindustrie. Wie es aus der Writers Guild of America heiße, würde ChatGPT deren Arbeitsverhältnisse massiv verschlechtern. Die Autoren von Drehbüchern drohten, „zu KI-Editoren zu verkümmern“. Eine „Automatisierungswelle“ werde jedoch auch anderen Bereiche der Arbeitswelt erfassen.

Fütterung von ChatGPT erfolgt größtenteils mit urheberrechtlich geschütztem Material

Zudem bleibe das „gesellschaftliche Wir“ auf der Strecke. Unternehmen, die KI entwickelten, hätten den Gewinn im Auge, der ihnen dadurch entstehe. Dies resultiere allein schon aus den hohen Kosten für Daten und Rechenleistung. Zudem seien es die Profile ihrer Nutzer, die den großen Techunternehmen den größten Gewinn sicherten.

Eine weitere Problematik, die rund um KI entstehe, sei der Umgang mit dem Urheberrecht. Whittaker weist darauf hin, dass ChatGPT nicht „intelligent“ sei, sondern gefüttert mit „jeder Menge urheberrechtlich geschütztem Material“. Die Aussagen des Bots seien es jedoch nicht. In diesem Sinne müsse man „eigentlich von potenziellem Diebstahl“ sprechen.

EU im Bereich der KI hoffnungslos im Nachteil

Gerade für die Europäer, die über keine ernstzunehmende Konkurrenz zu den Big-Tech-Firmen aus den USA verfügten, sei die Situation prekär. Für sie könnte es am Ende darum gehen, ob sie „von einer Handvoll amerikanischer oder chinesischer Firmen kontrolliert“ würden.

Es gebe zwar auch in der EU Forschung im Bereich der KI, allerdings finde diese meist in Universitäten statt. Diese seien ebenso wie private Unternehmen, die zur KI forschen, auf Geldgeber angewiesen.

Diese erzeugten jedoch einen Gewinndruck – und seien bereit, für höheren Ertrag Abstriche auf Kosten der Nutzer und ihrer Privatsphäre zu machen. Zudem müssten auch staatliche Forschungseinrichtungen das Problem der Finanzierung großer Datenmengen und Rechenleistung lösen. Diese stünden jedoch wieder unter der Kontrolle einiger weniger Unternehmen.



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