Vier Tote bei Brand in Seniorenheim

Ein furchtbarer Morgen in einem Altenheims im Kreis Kleve: Ein Brand bricht aus, vier Menschen sterben und mindestens 23 werden verletzt. Jetzt gibt es einen ersten Hinweis auf die Ursache des Unglücks.
NRW-Innenminister Herbert Reul (r.) am Brandort in Bedburg-Hau am Niederrhein.
NRW-Innenminister Herbert Reul (r.) am Brandort in Bedburg-Hau am Niederrhein. Symbolbild.Foto: Christoph Reichwein/dpa
Epoch Times4. März 2024

Bei einem Brand in einem Seniorenheim sind am Montagmorgen im niederrheinischen Bedburg-Hau vier Bewohner gestorben. Außerdem seien mindestens 23 Menschen verletzt worden, davon 21 Bewohner, sagte eine Polizei-Sprecherin in Kleve. Ein Feuerwehrmann und ein Polizist seien so schwer verletzt worden, dass sie ins Krankenhaus gebracht worden seien. Dort konnten sie wenig später aber wieder entlassen werden.

Mittlerweile richten sich die Ermittlungen gegen einen 71 Jahre alten Bewohner. Er werde verdächtigt, das Feuer fahrlässig verursacht zu haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.

Neben den Verletzten seien noch 46 andere Bewohner evakuiert worden, diese würden nun auf ihren Gesundheitszustand überprüft. „Es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere Verletzte hinzukommen: Es war ein großer Schock für sie.“

Der in der Nacht ausgebrochene Brand sei inzwischen gelöscht, es liefen noch Nachlöscharbeiten. Die Brandursache sei noch unklar, sagte die Polizei-Sprecherin. Kriminalbeamte seien vor Ort, um die Ermittlungen aufzunehmen. Eine Sprecherin des Altenheim-Betreibers Newcare wollte sich zu dem Brand vorerst nicht äußern.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeigte sich nach dem Brand bestürzt. „Diese Tragödie ist einfach schrecklich und fasst einen an. Ich bin in Gedanken bei Betroffenen und Angehörigen, wünsche den Verletzten schnelle Genesung“, schrieb der nordrhein-westfälische Regierungschef am Montagmittag auf der Onlineplattform X (vormals Twitter). Zugleich dankte er den Einsatzkräften und den weiteren Helfern.

Der Bereich rund um das Seniorenheim war am Montagmorgen weiträumig abgesperrt. Ein Leichenwagen fuhr vor und wieder weg. Bewohner saßen zunächst entweder draußen auf Bänken und Stühlen, wo so sie von Sanitätern versorgt wurden, oder drinnen in einem anderen, vom Brand unbeschädigten Teil des großen Gebäudes. In Bussen wurden sie dann in eine Mehrzweckturnhalle als Ausweichquartier gebracht.

Es werde nun abgeklärt, wie stark der Schaden an dem Seniorenheim-Gebäude sei. Im Laufe des Tages werde entschieden, ob die Bewohnerinnen und Bewohner wieder in ihre Zimmer könnten, sagte die Polizei-Sprecherin. Sollte das nicht möglich sein, würden sie auf andere Altenheime verteilt.

Minister Reul dankt Einsatzkräften

Zuvor hatte der WDR berichtet. Beim Eintreffen der Feuerwehr gegen 5 Uhr sei die Situation dramatisch gewesen, meldete der WDR unter Berufung auf einen Feuerwehrsprecher. Feuerwehrleute hätten Fenster einschlagen müssen, um Heimbewohner zu retten.

Nur wenige Stunden nach dem Brand eilte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) an den Ort des Geschehens, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Nach der Sichtung des Brandortes zeigte er sich betroffen: „Das haut einen um, das macht einen nachdenklich, das macht einen traurig“, sagte Reul.

„Das ist eine sehr bedrückende Situation.“ Er dankte den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr, die schnell beim Brand gewesen seien und sehr gute Arbeit geleistet hätten. „Ich finde es eindrucksvoll, wie sie das alles gemeistert haben und relativ schnell das Feuer im Griff gehabt haben und die allerallermeisten Menschen gerettet haben.“

Bedburg-Hau liegt am unteren Niederrhein im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) – nah an der Grenze zu den Niederlanden. Die Gemeinde hat gut 13.000 Einwohner.

Patientenschützer fordert besseren Brandschutz

Immer wieder hat es schlimme Folge, wenn in Pflegeheimen Brände ausbrechen. So starben drei Menschen, als es im Januar 2023 zu einem Brand in einem Pflegeheim für psychisch Erkrankte in Reutlingen (Baden-Württemberg) kam – sie hatten Rauchvergiftungen erlitten. Zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Eine psychisch kranke Frau hatte ihr Bettzeug angezündet. Ebenfalls zu einem Brand mit drei Toten war es im September 2022 in einem Altenheim in Wardenburg bei Oldenburg (Niedersachsen) gekommen. Zehn weitere Senioren wurden nach damaligen Informationen verletzt.

Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz nahm den tragischen Vorfall in Bedburg-Hau zum Anlass, um generell auf die Lage im Pflegebereich hinzuweisen. „Die Zahl der Brände in Pflegeheimen bleibt auf einem konstant hohen Niveau, allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres hat es 26 Mal gebrannt“, erklärte der Stiftungsvorstand. „Das macht offenkundig, dass die Regelungen des vorbeugenden Brandschutzes in den 16.000 Pflegeeinrichtungen nicht ausreichen.“

Er fordert eine gesetzliche Pflicht, der zufolge jedes Patienten- und Personalzimmer mit selbstständigen Löschanlagen ausgestattet werden müsste. „Denn diese Technik reagiert auf Wärme oder Rauch und bekämpft damit sowohl Entstehungsbrände als auch unkontrollierte Rauchgasentwicklung frühzeitig.“ Die meisten Bewohner könnten sich nun mal nicht selbst in Sicherheit bringen. „Sprinkleranlagen könnten hier Leben retten und Sachschäden deutlich minimieren“, sagte Brysch. „Was in Möbelhäusern und Lagerhallen seit Langem Standard ist, muss auch in Pflegeheimen gelten.“ (dpa)



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