Warum Propaganda funktioniert – und wie wir das ändern können

Warum taumelt unsere Gesellschaft von einem omnipräsenten Aufreger zum nächsten? Weshalb tauchen unvermittelt und wie aus dem Nichts Streitfragen auf, die den bisher unstrittigen gesellschaftlichen Konsens infrage stellen? Und: Warum richtet sich öffentliches Interesse immer wieder schlaglichtartig auf einige wenige Themen, wogegen andere kaum Beachtung finden?
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Gabriele Kuby hielt am 1. Juli den Eröffnungsvortrag beim Symposium „Manipulierte Gesellschaft“.Foto: Demo für Alle
Von 10. Juli 2023

Am 1. Juli gab das Symposium „Manipulierte Gesellschaft“ Antworten auf diese Fragen. Organisiert von der „Aktion für Ehe und Familie“, auch unter dem Namen „Demo für Alle“ deutschlandweit bekannt geworden, widmeten sich Referenten und Zuhörer grundlegenden familien- und gesellschaftspolitischen Themen.

Seit 2014 macht die Initiative immer wieder auf brisante Entwicklungen und Gefahren aufmerksam, mit denen unsere Gesellschaft, Familien, Eltern, Kinder und jeder Einzelne konfrontiert sind.

Unbewusstes ans Licht ziehen

Die Idee, ein Symposium mit dem Titel „Manipulierte Gesellschaft – Warum funktioniert Propaganda?“ zu organisieren, sei geradezu zwangsläufig entstanden, berichtet Hedwig von Beverfoerde, die Gründerin der Aktion für Ehe und Familie, gleich zu Beginn der Veranstaltung.

Immer wieder stoße man bei der Auseinandersetzung mit aktuellen Megathemen auf Muster, Strategien, Methoden und Techniken, mit denen Akteure aus Politik und Medien operierten. Die ausgefeilten Vorgehensweisen seien in ihrem Ausmaß und ihrer Raffinesse vielen Menschen jedoch nicht bewusst.

Schrittweise übernähmen sie so Einstellungen, die sie vor Kurzem noch intuitiv abgelehnt hätten. Dies geschehe meist schleichend unterbewusst. Selbst aufmerksame und reflektierende Menschen seien vor Propaganda nicht gefeit.

Hedwig von Beverfoerde in der Stadthalle Hanau. Foto: Demo für Alle

Ein Symposium für alle

Für diesen 1. Juli hatten Hedwig von Beverfoerde und ihr junges Team vier kenntnisreiche Referenten zu dieser spannenden Thematik gewinnen können. Eine einfache Online-Anmeldung öffnete die Türen zu erhellenden Einblicken in Medienwelten, Machtgefüge, soziologischem, psychologischem Hintergrundwissen und hinter die Fassaden der viel beschworenen Meinungs- und Pressefreiheit unserer Demokratie. Über 300 interessierte Zuhörer waren gekommen und füllten die Stadthalle in Hanau fast bis auf den letzten Platz.

Die bekannte Sozialwissenschaftlerin Gabriele Kuby hielt den Eröffnungsvortrag und wurde immer wieder von spontanem Applaus begleitet. Von der 1968er-Bewegung stark beeinflusst, begann sie Anfang der 1990er-Jahre an den Narrativen linker Ideologien zu zweifeln und wandte sich stetig mehr dem katholischen Glauben zu. Wie ihre mit fundierten Quellen belegten Arbeiten unter anderem zu den Wurzeln und Zielen der sogenannten sexuellen Revolution eindrucksvoll beweisen, sind Glaube und Vernunft kein Widerspruch.

Ihre Rede adressierte sie mit dem Titel „Propaganda – im Meer der Lüge nicht ertrinken“ an das grundlegende Charakteristikum von Manipulation, die absichtsvolle Unwahrheit. Damit die Lüge ihre verheerende Wirkung im Menschen entfalten kann, bedürfe jede Propaganda jedoch auch der geschickten Tarnung. Nur dann sei es den Heerscharen sogenannter „Spin Doktoren“ möglich, ihre ahnungslosen Opfer in gewünschte Denkrichtungen zu bewegen.

Geschichte der absichtsvollen Täuschung

Wie geschieht das? Gabriele Kuby lieferte einen kurzen historischen Abriss.

Bereits im 16. Jahrhundert riet der Staatstheoretiker Niccolò Macchiavelli den Herrschenden, sie sollten unbedingt den Anschein des mitfühlenden Fürsten erwecken, bei Bedarf jedoch gnadenlos ihre Herrschaftsinteressen durchsetzen. Denn: Nur zu gern würden die Untertanen an einen guten Herrscher glauben und wären dadurch leicht zu lenken.

Im 19. Jahrhundert führten die Psychoanalyse und ihre Erkenntnisse zur weiteren Verfeinerung dieser klassischen Steuerungsmethoden, bis sie schließlich in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts durch Edward Bernays, einem Neffen Sigmund Freuds, erstmals zur groß angelegten praktischen Anwendung gelangen.

Ziel war nun die Lenkung der Massen, ihres Konsumverhaltens und ihrer politischen Meinungsbildung. Die subtilen Manipulationen im Interesse seiner Auftraggeber nennt Bernays verschleiernd „Public Relations“. John Watson, ein amerikanischer Zeitgenosse und Verhaltenspsychologe, spricht ganz offen von der Konditionierbarkeit des Menschen und träumt davon, den „Mechanismus des Gruppendenkens“ ganz verstehen zu können, um dadurch „die Massen steuern“ zu können.

Der Verhaltensforscher Bernard Berelson von der New Yorker Columbia Universitiy steuerte wiederum Studien zur Meinungssteuerung durch Meinungsumfragen bei, und der französische Theologe und Soziologe Jacques Ellul konstatierte, dass Propaganda erst dann erfolgreich sei, wenn sie auf eine Gesellschaft aus vereinzelten, entwurzelten und bindungslosen Individuen treffe, die deshalb für Inszenierungen und Erzählungen aller Art empfänglich sind.

Rein materialistisches Denken bestärke die Menschen zusätzlich, an unrealistische Versprechungen wie dem Paradies auf Erden und ein Leben ohne Leid zu glauben. Hinter diesen verlockenden Kulissen würden jedoch die wirklichen Ziele der Propagandisten lauern.

Instrumente der Macht

Erfolgreiche Propaganda müsse, so schrieb Ellul im Jahr 1962, immer auf menschliche Bedürfnisse antworten. Zum Beispiel auf den Wunsch nach Bequemlichkeit und emotionalem Halt, den eine Mehrheitsmeinung anbietet. Diese werde deshalb oft sogar dann vehement verteidigt, wenn sie sich als offensichtlich unlogisch erweise.

1989 gingen der Neuropsychologe Marshall Kirk und der Werbefachmann Hunter Madsen in ihrem Buch „After the Ball“ jedoch noch weiter: Wie könnten, so fragen sie sich, Wertvorstellungen und Grundsätze zerstört werden, die über Jahrhunderte in meist traditionsverbundenen Gesellschaften gewachsen sind?

Sie kamen zum Ergebnis, dass es dafür keiner schlüssigen Argumente bedürfe. Denn, so die Autoren, Bilder würden stärker als Worte wirken. Sympathieträger müssten nur in Medien aufgebaut und erst später mit sexuellen Neigungen in Verbindung gebracht werden. Kritik am öffentlich gemachten Geschlechtsleben wirke nun wie ein persönlicher Angriff auf den Sympathieträger und würde von der Öffentlichkeit dann negativ bewertet werden. Seit 1989 trat diese Methode einen Siegeszug an – und wird inzwischen in sozialen Medien noch intensiver und massenhafter angewandt.

Besonders die massenhafte und oft suchtartige Mediennutzung öffnet den direkten Zugang zu den Emotionen meist argloser Menschen. Der klinische Psychologe und Genter Professor Mattias Desmet sprach hier von der Entstehung eines hypnotischen Zustands, der Menschen im Extremfall sogar intolerant und aggressiv gegenüber Andersdenkenden werden lässt. Meinungsfreiheit und Demokratie erschienen so immer mehr wie dünnes Eis, das durch gesteuertes hypnotisches Verhalten jederzeit brechen kann.

Gegenmittel in unserer Hand

Gabriele Kuby verwies hier ausdrücklich auf Desmets eindringlichen Appell, sich in dieser brisanten Situation nicht in scheinbar sicheres Schweigen zurückzuziehen. Denn: nur das friedliche und wahrhafte Aussprechen der eigenen, auch abweichenden Meinungen bewahre die Gesellschaft vor dem Absturz ins Bodenlose des Meinungstotalitarismus. Eine authentische Minderheit sei, so Desmet, tatsächlich in der Lage, durch aufrichtige Wahrhaftigkeit sich und andere vor dieser Gefahr zu bewahren.

Dafür brauche es Mut, Standhaftigkeit und Resilienz, fügte Kuby hinzu. Die notwendigen Kräfte könne jeder suchen und finden: in echten realen Bindungen, in Familie und Freundschaften, in sinnerfülltem Tun, in der Verbindung zu Schönheit, Weisheit und zum Wort Gottes.

Der Autor von „Moderne Propaganda“, Johannes Menath, gab spannende Einblicke in die Theorie und die Praxis aktueller Manipulationstechniken. Foto: Demo für Alle

Spannender Parcoursritt durch die Praxis

Weitere Erkenntnisse zu Propaganda in Theorie und Praxis lieferte auf dem Symposium Johannes Menath, studierter Ingenieur und Mitgründer der Agora-Initiative, die sich politischer Aufklärungsarbeit verschrieben hat, im darauf folgenden Vortrag.

Zur Erleichterung der Zuhörer versprach er, nicht alle 80 aktuellen Propagandatechniken zu erläutern, die er bei der Recherche für sein Buch „Moderne Propaganda“ entdeckt hat. Schon die ausgewählten Manipulationsstrategien, die er in seiner Präsentation genauer beleuchtete, hatten es in sich.

Erschreckende neuneinhalb Stunden verbringe jeder Deutsche täglich im Schnitt mit Medienkonsum – in einer Pseudorealität, die von Stereotypen lebe. Stars, Politiker, Länder, Geschichte und Geschichten, die wir nie selbst erlebt haben, von denen wir jedoch ein Bild oder einen Begriff hätten, seien für die Funktion dieser Scheinwirklichkeit unverzichtbar.

Vereinfachungen, Muster und Bewertungen würden schließlich schon seit jeher das menschliche Denken prägen. Denn: Niemand könne alles wissen oder jeden kennen. Würden Vereinfachung, Muster und Bewertung jedoch zur gezielten Meinungslenkung benutzt, dann beginne Propaganda.

Sie arbeite mit absichtsvoll erzeugten Emotionen, wiederhole diese pausenlos und überall und mache sie dadurch zum allgegenwärtigen Monopol – welches wiederum zum Verstummen derjenigen führe, die eine andere Wahrnehmung hätten und Ereignisse, Sachverhalte sowie Personen anders bewerten würden.

Die berühmte Schweigespirale, von der Elisabeth Noelle-Neumann schon Anfang der 70er-Jahre sprach, komme lautlos in Gang. Propaganda durchtrenne so den offenen Austausch zwischen den Menschen. Was bleibe, sei nur noch vertikale Kommunikation von oben nach unten, von Sendern zu Empfängern.

Potemkinsche Dörfer und wie man sie enttarnt

In dieser einseitigen Meinungsbildung kämen nun weitere Instrumente zum Tragen, wie die Scheindebatte, der Aufbau von Opfergruppen, Reizüberflutung und Polarisierung. So würden Debatten nur noch innerhalb eines klar gesteckten Rahmens zugelassen. Für oberflächliche Beobachter und Ahnungslose werde so die Fassade einer demokratischen und offenen Debatte aufrechterhalten, die jedoch nichts anderes als ein potemkinsches Dorf ist.

Sollte es jemand trotzdem wagen, Alternativen anzusprechen oder kritische Fragen zu stellen, dann würden vorsorglich Opfergruppen etabliert, die als Leidtragende ins Feld geführt werden. Nach dem Motto: „Du willst doch nicht ernsthaft, dass alte Menschen sterben ….“. Der sachliche Gedankenaustausch werde hier augenblicklich verlassen und verhindert.

Wie diese ausgewählten Beispiele zeigen, sei Propaganda stets gegen funktionierende Gemeinschaften gerichtet. Ziel sei die zersplitterte, manipulierbare Gesellschaft. Gerade deshalb sei, so Johannes Menhart, die Stärkung einer echten Wertegemeinschaft essenziell. Mit ihrem Rückhalt könne die Mauer des Schweigens durchbrochen und Propaganda enttarnt werden.

Am Ende des Vortrags folgte die Anwendung: In einem zweiminütigen Videoeinspieler aus einer Sendung des ARD-Politmagazins „Monitor“ erkannte das Publikum erstaunt gleich eine ganze Reihe der gerade entlarvten Propagandatechniken wieder.

Medienmilieus und ihr beschränkter Horizont

Welche Motivation steckt hinter diesen manipulativen Tricks der „vierten Gewalt“? Der Symposiumsbeitrag des Kommunikationsforschers Professor Emeritus Hans Matthias Kepplinger zu den Milieus, aus denen Medienschaffende stammen, gab einige Antworten.

Über zwei Drittel der Journalisten verteilten sich mittlerweile auf nur zwei gesellschaftliche Milieus. In ihrem liberalen und postmaterialistischen Umfeld kämen sie, so Professor Kepplinger, mit den Nöten und Problemen der Bevölkerung, die sich soziologisch in mindestens elf verschiedene Milieus einteilen lässt, kaum in Berührung.

Ähnlich homogen sehe es bei der Berufsgruppe der Politiker aus. Eine sich gegenseitig bestätigende und bestärkende Schicht aus Medien und Politik könne so ihre Meinungsmacht immer weiter ausbauen, die sich vor allem aus den Interessen ihrer eigenen Milieus speist.

Ralf Schuler, Journalist mit DDR-Biografie, kennt die Medien- und Politikszene sehr genau und widersetzt sich aktuellen Gleichschaltungstendenzen. Foto: Demo für Alle

Woher kommt das Mitläufertum?

Zu dieser Thematik konnte der vierte Redner des Symposiums authentisch und kompetent Stellung nehmen. Ralf Schuler, ehemals Hauptstadtkorrespondent der „BILD“, berichtete als Insider der Medienszene.

Seine Biografie liest sich für einen Angehörigen des Journalistenberufs erstaunlich bodenständig. In der ehemaligen DDR geboren, arbeitete er in der dortigen Industrie, bis er den Absprung in die Redaktion einer kleinen Lokalzeitung fand. Durch eigenes Erleben, mit gutem Sensorium für Gleichschaltungstendenzen ausgestattet, hat er vor einigen Monaten bei der „BILD“ hingeworfen.

Er verweist darauf: Nicht nur Redaktionen, auch Unternehmen und Betriebe seien immer mehr mit Forderungen der Politik konfrontiert. Oft werde einfach nur „mitgespielt“, damit staatliche Mittel fließen.

Schuler verortete den Grund für das fast reibungslose Mitläufertum im Zeitgeist der Wokeness vor allem in der Blase aus Journalisten und Politikern, die sich überwiegend um ihre eigenen Befindlichkeiten und Meinungen drehe. Zusätzlich seien die vielen Geldtöpfe auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene willkommene finanzielle Anreize, genau das zu schreiben, was vom potenziellen Geldgeber gewünscht werde.

Die Wirkung der sich in diesem Umfeld geradezu selbst organisierenden Propaganda sei jedoch begrenzt, kommentierte Schuler und zitierte Kurt Tucholsky „Die Leute wissen wenig, aber ahnen richtig.“ Je mehr Menschen aber wüssten, umso klarer würde ihnen das Spiel, das mit ihnen gespielt wird.

Weg vom „man müsste“

Nur folgerichtig appellierte Gabriele Kuby bei der abschließenden Podiumsdiskussion an die Zuhörer, jede Passivität hinter sich zu lassen und das „man müsste“ zum „Was kann ich an meinem Platz tun?“ zu verwandeln.



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