Unruhe im Darm: Wie Probiotika das Gleichgewicht stören

Probiotika werden oft als Ritter in glänzenden Flaschen angepriesen, wenn es um die Darmgesundheit geht. Aber zu viel des Guten kann den Helden leicht zum Bösewicht machen.
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Darmgesundheit verstehen: Probiotika als zweischneidiges Schwert.Foto: bit245/iStock
Von 22. November 2023

Der Darm ist eine lebendige Metropole, in der Billionen Bakterien das komplexe Ökosystem des Körpers am Laufen halten. Doch die Ankunft eines neuen Probiotikums kann dieses einst harmonische Gemeinschaftssystem in Aufruhr versetzen.

Für diejenigen, die solche Reaktionen erleben, manifestiert sich eine Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit, begleitet von intensiven Bauchschmerzen, die den Drang zur sofortigen Nutzung einer Toilette zur Folge haben.

Obwohl Probiotika oft als Retter der Darmgesundheit gefeiert werden, zeigen neuere Forschungsergebnisse, dass sie problematisch werden können, insbesondere wenn sie exzessiv konsumiert werden.

Wie Probiotika Blähungen, Gase und geistige Trübung verursachen können

Ähnlich wie in einem Ökosystem kann der Darm vor Herausforderungen stehen, wenn plötzlich eine neue Spezies auftaucht oder sich die Bakterienpopulation signifikant verändert.

Die bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms, das sogenannte Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO), ist die häufigste Ursache des Reizdarmsyndroms (RDS). Dieser unerwünschte Bakterienüberschuss kann Gasbildung, Blähungen und Bauchbeschwerden verursachen.

Wenn jemand eine Fehlbesiedlung an Bakterien im Dünndarm hat, handelt es sich normalerweise um eine Variante von Laktobazillen, wie Dr. Amy Myers, Fachärztin für funktionelle Medizin und Bestsellerautorin von „Die Autoimmun-Lösung: Ein gesundes Immunsystem beginnt im Darm“, in einem Interview von 2020 mit Josh Axe, Arzt für Naturmedizin, Chiropraktiker und klinischer Ernährungswissenschaftler, erklärte.

Laktobazillen wurden umfassend auf ihre gesundheitlichen Vorteile erforscht, weshalb sie oft in vielen probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, sagte sie.

Einige Menschen haben jedoch bereits einen übermäßigen Anteil an Laktobazillen im Dünndarm aufgrund von beeinträchtigter Darmbeweglichkeit, Autoimmun- oder Schilddrüsenerkrankungen. Die Zugabe von weiteren Laktobazillen-Probiotika kann ihre Blähungen und andere Symptome verschlimmern.

Diese Probiotika haben auch die Tendenz, den Histaminspiegel zu erhöhen, was SIBO noch schlimmer machen kann. Histamin ist eine Substanz im Körper, die Entzündungsreaktionen auslösen kann.

Eine Studie aus dem Jahr 2018 enthüllte eine interessante Verbindung zwischen der Einnahme von Probiotika und bestimmten Gesundheitsproblemen wie Bewusstseinstrübung, Gasbildung und Blähungen. In dieser Studie mit 30 Probanden zeigte sich, dass bei mehr als zwei Dritteln der Patienten mit Bewusstseinstrübung eine sogenannte D-Laktat-Azidose vorlag, was eine Ansammlung von Milchsäure im Körper durch die Einnahme von Probiotika bedeutet. Diese Patienten wiesen auch eine erhöhte Prävalenz von SIBO auf, verglichen mit jenen, die keine Bewusstseinsstörungen hatten. Interessanterweise führte das Absetzen der Laktobazillusprobiotika bei diesen Patienten zu einer Verbesserung ihrer Symptome.

Dr. William Davis, Kardiologe, Mikrobiomforscher und Bestsellerautor von „Weizenwampe: Warum Weizen dick und krank macht“, vermutet, dass SIBO bei einem Überwuchs von fäkalen Mikroorganismen wie E. coli im Dünndarm auftritt, die normalerweise im Dickdarm harmlos sind. Wenn jedoch fäkale Bakterien verschluckt werden, beispielsweise wenn wir unsere Hände vor der Zubereitung von Lebensmitteln nicht waschen und sie so in den Magen und den Dünndarm gelangen, kann dies zu Krämpfen, Durchfall und schließlich zu SIBO führen.

Die Zugabe von Probiotika in einen Darm mit übermäßigen Bakterien kann die Darmgesundheit aus dem Gleichgewicht bringen.

Dr. Myers empfiehlt bestimmten Personen, Probiotika mit Bifidobakterien und Laktobazillen zu meiden, da diese die Symptome von SIBO verschlimmern können.

Alternative Methoden für einen gesunden Darm

Sporenbildende Probiotika

Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sporenbildende Probiotika eine vielversprechende Alternative zu den herkömmlichen Laktobazillenprobiotika darstellen, die normalerweise in den Regalen von Lebensmittelgeschäften zu finden sind. Nach Aussage von Dr. Myers sind diese auf Sporen basierenden Probiotika für Menschen mit SIBO besser verträglich.

Historisch gesehen haben Menschen natürlich vorkommende Sporenprobiotika durch den Verzehr fermentierter Lebensmittel und rohem Gemüse aufgenommen.

Sporenbildende Probiotika bieten einen einzigartigen Vorteil gegenüber anderen Arten von Probiotika, da sie die widrigen Bedingungen des Magen-Darm-Trakts überstehen können. Sie benötigen normalerweise keine Kühlung und können bei Raumtemperatur sicher aufbewahrt werden. Die sporenbildende Bazillenart, Bacillus coagulans, bietet erhebliche gesundheitliche Vorteile, darunter die Regulierung des Immunsystems, die Verhinderung von Verstopfung und die Senkung des Cholesterinspiegels, wie es in einem Artikel aus dem Jahr 2020 im „Journal of Functional Foods“ beschrieben wurde.

Beim Kauf von Probiotika können Verbraucher nach langlebigen probiotischen Fruchtgummis suchen, die normalerweise Bacillus coagulans und gelegentlich Bacillus subtilis enthalten. Sie ist eine weitere nützliche Mikrobe, die in fermentierten Sojabohnenprodukten zu finden ist, wie in einem Review-Artikel aus dem Jahr 2021 im „Annals of Microbiology Journal“ festgestellt wurde.

Unterstützung durch Heilkräuter

Obwohl eine Studie aus dem Jahr 2023 in „Microorganisms“ die allgemeinen gesundheitlichen Vorteile von Laktobazillenprobiotika diskutiert, weist sie auch auf die Vorteile traditioneller Kräuter bei Magenproblemen hin. Kräuter wie Eibischwurzel, Süßholzwurzel und Ulmenrinde haben beruhigende Eigenschaften, die bei Beschwerden durch erhöhte Darmpermeabilität, auch bekannt als durchlässiger Darm, helfen können. Diese Heilkräuter sind häufig in Tees und anderen Kräuterprodukten zu finden.

Die Wirkung von Kokosmilch auf den Verdauungstrakt

Beruhigende Lebensmittel wie Kokosmilch, Honig, Kollagen und Molkenprotein können ebenfalls hilfreich sein. Sie tragen dazu bei, die Tight-Junction-Proteine im Darm zu versiegeln, die die Zellen intakt halten und verhindern, dass Proteine in den Blutkreislauf gelangen. Dies lindert Entzündungen und verbessert die Symptome von SIBO.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Probiotics Can Make Us Feel Worse“ (Deutsche Bearbeitung kr)



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