Kinder und Jugendliche müssen geschützt werden – aber wovor?

Kita- und Schulschließungen, Maskentests, Corona-Tests, COVID-Impfungen. Seit zweieinhalb Jahren wird die Corona-Politik auch auf dem Rücken der Kinder ausgetragen. Zu Unrecht, wie Studien belegen. Dass Kinder und Jugendliche geschützt werden müssen, darin sind sich wohl alle Experten einig, so das Netzwerk Ärztinnen und Ärzte für freie Impfentscheidung. Die wesentliche Frage ist: wovor eigentlich?
Kita-Kinder sind keine Treiber der Pandemie, so eine neue Studie. Neu sind die Erkenntnisse jedoch nicht. Foto: iStock
Es fehlen weiterhin Plätze in Kindertagesstätten, vor allem für die Kleineren.Foto: iStock
Von 9. November 2022

Weltweit wurden ab Mitte März 2020 Kitas und Schulen wegen Corona geschlossen. Selbst Spielplätze waren für Kinder tabu. Die Auswirkungen waren enorm. Kinder wurden aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen und mussten zu Hause bleiben. Eigentlich nicht die schlechteste Lösung, meinen manche Experten – wenn da nicht die Arbeit im Homeoffice gewesen wäre. So mussten Eltern quasi „nebenbei“ Kinderbetreuung, Schulaufgaben und Haushalt bewältigen. Da blieb vieles auf der Strecke.

Als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am 2. November unter Bezug auf eine neue Studie verkündete, dass die zeitweilige Schließung von Kitas während des Corona-Lockdowns „aus heutiger Sicht nicht notwendig“ gewesen sei, überraschte das viele nicht. Dass der Minister dies jedoch als „neue wissenschaftliche Erkenntnisse“ darstellt, ist schlichtweg falsch, wie das Netzwerk Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung (ÄFI) schildert und was auch aus früheren Berichterstattungen hervorgeht.

„Die Ergebnisse der Studie sind nicht überraschend“, heißt es in einer Pressemitteilung von ÄFI Anfang November 2022. Es sei geradezu erstaunlich, wie Lauterbach immer wieder versuche, sich „aus der Affäre zu ziehen“; diesmal mit den Worten: „Ich halte nichts von Schuldzuweisungen. Man muss immer der Wissenschaft folgen und das, was neu ist, nutzen, um nach vorn zu gehen.“

„Das Wechselspiel aus Lauterbach und Wissenschaft ist so eine Nummer für sich“, kritisiert das Ärztenetzwerk. Im Mai 2021 habe Lauterbach noch im Namen der Wissenschaft getwittert, dass Kinder einen wesentlichen Beitrag zur Pandemie leisten.

Dabei hätten Fachgesellschaften, wie die Deutsche Gesellschaft Pädiatrische Infektiologie und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, bereits Mitte 2020 in einer gemeinsamen Stellungnahme das Gegenteil belegt. Als Lauterbach seinen Tweet absetzte, war der ärztliche Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands von ÄFI, Dr. med. Alexander Konietzky, im Gespräch mit dem NDR und klärte über die Vulnerabilität und die Mythen um die Infektiosität von Kindern und Jugendlichen in dieser Pandemie auf.

Spahn verkündet im Oktober 2020: Kinder keine Treiber der Pandemie

Die Liste der von ÄFI aufgeführten Argumente, die gegen die von Lauterbach als „neue Erkenntnisse“ eingestufte Studie sprechen, lässt sich beliebig fortsetzen.

Am 16. Oktober 2020 stellte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Familienministerin Franziska Giffey (SPD) die Zwischenergebnisse der Corona-Kita-Studie vor – jene Studie, auf die auch Lauterbach nach Vorlage des Abschlussberichtes im November 2022 Bezug nahm. Bereits damals stand fest: „Kitas sind keine Infektionsherde, Kinder sind keine Infektionstreiber“, so Giffey. Gleichzeitig verteidigten die Minister die Kita-Schließungen mit der Aussage, dass im Frühjahr 2020 unklar gewesen sei, welche Rolle Kinder bei der Virusverbreitung spielen. Spahn sprach von „guten Gründen“ für eine Schließung.

Auch Beobachtungen in Rheinland-Pfalz gaben im Oktober 2020 den Anlass, dass Stefanie Hubig, Präsidentin der Kultusministerkonferenz, äußerte, dass Kinder und Jugendliche nicht die „Treiber der Pandemie“ seien.

Der „Focus“ berichtete am 1. Februar 2021 über die Ergebnisse der Münchner „Virenwächter“-Studie. Das Fazit der Wissenschaftler lautete: „Kinder, die in Krippen, Kindergärten oder Schulen gehen, tragen nicht signifikant zur Ausbreitung der Pandemie bei, wenn geeignete Maßnahmen der Infektionskontrolle gelten.“

Lauterbach steuerte am 4. Februar 2021 dagegen:

Abschlussergebnisse ändern Grundhaltung

Im November 2022 nun plötzlich die Kehrtwende. Die Inzidenzen der Kita-Kinder habe konstant unter der Inzidenz der Kinder im Grundschulalter gelegen, so Lauterbach. Er sprach von einer „deutlich unterdurchschnittlichen Übertragungsrate“. „In Kitas konnte man sich deutlich weniger schnell infizieren als in den Familien.“ Es könne also nicht die Rede davon sein, dass Kitas Treiber der Pandemie waren. Betroffene Kinder – wobei Lauterbach die positiv auf Corona getesteten meinen dürfte – hätten überwiegend keine Symptome gehabt. Auch langwierige Verläufe und schwere, bleibende Schäden seien bei Kita-Kindern eher die Ausnahme geblieben. „Das Schließen von Kitas ist definitiv medizinisch nicht angemessen und wäre auch in dem Umfang nach heutigem Wissen nicht nötig gewesen.“

Gleichzeitig betonte der Minister, dass die Impfquote für eine dreifache COVID-Impfung bei den pädagogischen Kita-Fachkräften bei 85 Prozent liege und damit weit über der der Bevölkerung. Lauterbach deutet dies als „große Sicherheit“, sodass es keine Kita-Schließungen mehr geben werde.

Welche Folgen die politischen Entscheidungen der letzten zweieinhalb Jahre für Kinder- und Jugendliche haben, sei bisher kaum abzusehen, heißt es von ÄFI weiter. Die Corona-Kita-Studie biete jedoch einige Anhaltspunkte – beispielsweise die verringerte sprachliche, motorische und sozio-emotionale Entwicklung sowie vermehrte psychosoziale Belastungen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen sei inzwischen eine massive Zunahme an psychischen Störungen messbar.

„Wer an der Entscheidung eines so folgenschweren Eingriffs in das Leben von Millionen Familien beteiligt war und dafür noch nicht einmal um Verzeihung bitten kann, der muss zur Verantwortung gezogen werden“, fordert ÄFI. „Kinder müssen nicht vor COVID-19 geschützt werden, sondern vor vermeintlichen Experten, die die Vulnerabilität dieser Altersgruppe missachten.“

STIKO-Empfehlung für Babys und Kleinkinder steht aus

Die Diskussion um die Infektiosität und Virenverbreitung durch Kinder und ihre fälschliche Bezeichnung als „Treiber der Pandemie“ ist gerade zum jetzigen Zeitpunkt interessant. Inwieweit die „neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse“ in der nächsten COVID-Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Kleinkinder berücksichtigt werden, bleibt vorerst abzuwarten. Viele Eltern sind aufgrund der widersprüchlichen Aussagen verunsichert, andere haben ihre kleinen Kinder bereits gegen COVID impfen lassen.

Laut dem COVID-19-Impfdashboard waren zum 31. Oktober 4.551.271 (46 Prozent) Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 17 Jahren mindestens einmal geimpft und 4.227.918 (42,8 Prozent) grundimmunisiert. Ungeimpft sind noch etwa 4,2 Millionen Kinder zwischen 5 bis 11 Jahren sowie 1,2 Millionen Jugendliche (12 bis 17Jahre). Zur weiteren Altersgruppe unter 5 Jahren zählen etwa vier Millionen Kinder, die nicht in der Auflistung aufgeführt sind, da es für sie noch keine COVID-Impfempfehlung der STIKO gibt.

Für ÄFI hingegen ist klar: „Die kürzliche Entscheidung der Europäischen Kommission, die Impfungen von BioNTech/Pfizer und Moderna ab einem Alter von sechs Monaten zuzulassen, entbehrt nicht nur jeder Evidenz, sondern ist eine gesellschaftliche Anmaßung.“

„Kinder brauchen keine COVID-19-Impfung – gar keine“, so das Ärztenetzwerk weiter. Dies hätten die Mediziner in zahlreichen Publikationen dargelegt.

Unter Kinderärzten und Medizinern gilt die COVID-Impfung für Kinder und Jugendliche als umstritten. Vom Beginn der COVID-Impfkampagne am 27. Dezember 2020 bis zum 30. Juni 2022 wurden dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) insgesamt 5.911 Verdachtsfälle einer Nebenwirkung beziehungsweise Impfkomplikation gemeldet, in denen bei Kindern und Jugendlichen mindestens eine Impfreaktion berichtet worden ist.

Weitere 204 Verdachtsmeldungen betrafen Kinder, die zum Zeitpunkt der Impfung jünger als fünf Jahre alt waren. Davon waren 134 Kinder zwischen 15 Monaten und vier Jahren alt, heißt es im PEI-Sicherheitsbericht vom 7. September 2022. In insgesamt 37 Verdachtsmeldungen wurde der Impfstoff nicht genannt. Insgesamt 70 Verdachtsmeldungen bezogen sich auf Säuglinge, deren Mütter während der Stillzeit geimpft wurden. Weitere Einzelheiten, die Babys betreffen, gab das PEI auf Nachfrage von Epoch Times nicht bekannt.

Am 20. Oktober gab die Europäische Kommission grünes Licht für die COVID-Impfung für Babys und Kleinkinder ab sechs Monaten bis fünf Jahren. Wann mit der Entscheidung der STIKO für diese Altersgruppe zu rechnen ist, konnte das Robert Koch-Institut (RKI), bei dem die STIKO angesiedelt ist, auf Nachfrage der Epoch Times nicht mitteilen. „Die STIKO wird die 23. Aktualisierung wie üblich im Epidemiologischen Bulletin veröffentlichen, wie immer mit wissenschaftlicher Begründung“, hieß es von RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher am 8. November.

 



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